Silberband 014 - Rhodans Sohn
er
verloren.
»Für diese Lüge werde ich dich zur Rechenschaft ziehen, Argagal!« schrie er.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Argagal. »Hast du nicht selbst Anweisung gegeben, daß man
das Gerät entweder aus deinem Leib entfernen oder vernichten soll? Und hast du nicht selbst eben
erklärt, dem Gerät dürfe nichts angetan werden, da es der Hohe Baalol selbst dir übergeben und
anvertraut habe? Wie passen diese beiden Dinge zusammen? Sind sie nicht ein Beweis dafür, daß
mein Vorwurf den Kern der Sache trifft? Du fürchtest um dein Leben, ehrwürdiger Herr.«
Ein paar Sekunden lang war Kalal sprachlos. Argagal nutzte die Gelegenheit, um
weiterzusprechen. »Ich habe nicht darauf gewartet, bis du deine Furcht soweit überwunden hast,
daß du unserem allerehrwürdigsten Herrn Bericht über die Vorfälle auf Utik erstattest. Ich habe
selbst den Hohen Baalol angerufen und ihn untertänigst gebeten, mir einen Befehl zu geben, dessen
Ausführung uns erlaubt, die drohende Gefahr zu bannen.«
Kalal war blaß geworden. Deswegen also hatte Argagal sich leisten können, seine Anklage so
ungeschickt zu beginnen. Er hatte mit dem Hohen Baalol gesprochen und wahrscheinlich die
entsprechenden Anweisungen bekommen. Daß der Hohe Baalol sein, Kalals, Leben nicht schonen würde,
als stünden die Pläne und Ziele des Baalol-Kults auf dem Spiel, daran zweifelte Kalal keine
Sekunde.
»Was – was war die Antwort?« fragte Kalal, seiner Stimme kaum mehr mächtig vor
Furcht.
»Der Hohe Baalol«, antwortete Argagal mit dröhnender Stimme, »zeiht dich des Ungehorsams, weil
du ihn nicht sofort in Kenntnis gesetzt hast, und überläßt es dieser Versammlung, zu entscheiden,
was in einem solchen Fall getan werden muß. Wir alle wissen, daß das teuflische Gerät sich aus
deiner Brust weder entfernen noch an Ort und Stelle zerstören läßt. Es wird also weiterarbeiten
und weiter die Scharen hypnotisierter Verrückter um den Tempel herum zusammenziehen. Die halbe
Galaxis wird aufmerksam werden – und wir werden unsere Pläne fallenlassen müssen, weil wir
sie nur im Geheimen durchführen können. Das Gerät, das du mit dir trägst, muß also zum Schweigen
gebracht werden. Das ist nicht anders möglich als dadurch, daß wir dich töten. Da dies der einzig
gangbare Weg ist, stelle ich hiermit den Antrag: Der ehrwürdige Kalal, von unserem
allerehrwürdigsten Herrn des groben Ungehorsams beschuldigt, soll getötet werden, damit der
unheilvolle Einfluß, der von ihm ausgeht, unsere Pläne nicht länger in Gefahr bringen kann. Ich
bitte, die Abstimmung zu veranlassen.«
Kalal sank in seinen Sessel zurück, unfähig, noch ein weiteres Wort zu sagen. Er sprach die
Formel nicht, die die Abstimmung eröffnete, und Argagals Worte, als er diese Aufgabe an seiner
Stelle übernahm, waren nur ein häßliches Rauschen in seinen Ohren. Er verstand erst wieder etwas,
als Argagal mit seiner klaren Stimme verkündete: »Das Abstimmungsergebnis ist einstimmig. Der
ehrwürdige Kalal soll getötet werden.«
Langsam stand Kalal auf. Er wußte, daß sie sich nicht viel Zeit lassen würden, ihren Beschluß
auszuführen. Es ging jetzt um sein Leben – und das war ihm teuer.
Er würde sich wehren müssen, und, bei der Großen Wahrheit, er würde ihnen eine harte Nuß zu
knacken geben.
Dieser Entschluß gab ihm neuen Mut. Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Die Priester hatten
sich während der Abstimmung von ihren Plätzen erhoben und starrten ihn jetzt an. Kalal ließ sich
Zeit, sie der Reihe nach anzusehen, als wolle er sich ihre Gesichter einprägen.
»Ihr werdet mich nicht töten!« donnerte der Hohepriester, und aller Zorn, den er
aufgespeichert hatte, lag in seinen Worten.
25.
Der Raum war klein und unscheinbar, ein Büro, wie es für terranische
Handelsniederlassungen auf relativ unbedeutenden Welten typisch war. Der flache, weite
Gebäudekomplex enthielt eine Unzahl solcher Räume, und kein Außenstehender hätte ahnen können,
daß tief unter der Planetenoberfläche all die Geräte und sonstigen technischen Einrichtungen
verborgen waren, die die Handelsniederlassung zu einer wirksamen Operationsbasis der Abteilung 3
der Interkosmischen Sozialen Entwicklungshilfe machten, zu einer Basis für Nike Quintos Männer
also.
In die Niederlassung hatte Meech Hannigan seinen Vorgesetzten und die fünf Gefangenen
gebracht. Der heikle Transport war ohne Zwischenfall verlaufen. Ron Landry war bald darauf
Weitere Kostenlose Bücher