Silberband 014 - Rhodans Sohn
der IRONDUKE wurde ein
swoonscher Mikrosender gefunden. Vermutlich haben die Antis über dieses Gerät erfahren, daß Sie
nach Wanderer wollten und sind Ihnen gefolgt.«
Cardif-Rhodan lächelte. Sein Plan war aufgegangen. Er selbst hatte den Sender ins
Schiff geschmuggelt.
»Wenn das stimmt, Mercant«, sagte er mit gespieltem Entsetzen, »bin ich selbst der Verräter.
Es muß den Antis gelungen sein, mir das winzige Gerät anzuhängen. An Bord verlor ich ihn dann.
Ich fürchte, daß die Antis Terra überwachen. Die Anwesenheit eines Baalol im Springerkontor
spricht auch dafür. Alkher und Nolinow sind unschuldig. Erklären Sie durch Hyperfunk-Rundspruch
allen Angehörigen der Solaren Flotte, daß ich bedaure, die beiden Leutnants des Verrats
verdächtigt zu haben und es nicht versäumen werde, mich bei ihnen in aller Form zu entschuldigen,
wenn sie zurückkehren sollten. Was gibt es dann noch, Mercant?«
»Sir«, begann der Abwehrchef, »ich muß Ihnen sagen, daß Ihre verantwortlichen Mitarbeiter mit
dem Vorgehen der Solaren Flotte im Arkon-Imperium …«
Cardif-Rhodan hatte sich erhoben.
Mercant verstummte. Die kurz aufgeflackerte Hoffnung erlosch.
»Mercant, ich habe noch zu arbeiten.«
Der Solarmarschall verbeugte sich knapp, nahm seine Unterlagen und ging.
Ihn fror. Das Fremde, das plötzlich aus Perry Rhodan strahlte, war erschreckend.
32.
Fünfzig Tage lang hatte ES Cardif mit dem stereotypen Satz gewarnt: Lege den
Zellaktivator ab, Perry Rhodan, oder du wirst zu groß und zu stark.
Fünfzigmal hatte Thomas Cardif das Gemeinschaftswesen mißverstanden. Dann kam plötzlich eine
neue Botschaft, aber Cardif ignorierte auch sie.
Perry Rhodan, du hast noch fünf Minuten Zeit, den Zellaktivator abzulegen. Ich
rate dir, tu es, und bedenke noch einmal, daß ein Zuviel an Größe und Stärke von Übel sein
kann.
Dieser Botschaft war kein Kichern gefolgt.
Cardif sichtete wichtige Meldungen aus dem Kugelsternhaufen M-13. Die dort eingesetzten
Angehörigen der Solaren Abwehr meldeten übereinstimmend Unruhen im Arkon-Imperium;
wirtschaftliche Schwierigkeiten und plötzlich aufflammende politische Betätigung der Galaktischen
Händler.
Cardif, den man nur noch in der schlichten Uniform des Administrators sah, schob gerade einige
Unterlagen zur Seite, als ein furchtbarer Schmerz blitzartig durch seinen Körper raste.
Cardif stürzte aus dem Sessel, krümmte sich auf dem Boden und schrie gellend.
Überall war der irrsinnige Schmerz: im Kopf, in der Brustgegend, in allen Fingern, in den
Armen, in den Beinen – überall.
Der kalte Schweiß brach ihm aus. Er glaubte vor Schmerzen verrückt zu werden. Sein Schreien
hatte nichts Menschliches mehr an sich.
Cardif-Rhodan sah nicht, wer zu ihm hereinstürzte. Er wußte nicht, wer ihn anhob und auf die
Couch legte. Er hörte nicht, wie Terranias bedeutendste Ärzte alarmiert wurden. Er wand sich nur
vor Schmerzen.
Der Notarzt kam.
»Eine Spritze!« herrschte der aufgeregte Reginald Bull ihn an.
Der Notarzt weigerte sich, Rhodan eine Injektion zu geben, bevor er ihn nicht untersucht
hatte.
Aber Cardif-Rhodan ließ sich nicht untersuchen.
Er verdrehte die Augen. Schweißbäche rannen über seinen Körper.
»Das kann doch kein Mensch länger mitansehen!« herrschte Bully den ratlosen Notarzt an. »Warum
geben Sie ihm keine Spritze? Eine, die ihn besinnungslos macht.«
Vier kräftige Hände hielten Cardif-Rhodans linken Arm fest. Das Hemd war weit hinaufgerollt.
Jetzt zielte der Arzt mit der Hochdruckspritze auf den Armmuskel. Als der nadelscharfe Strahl
zischte, wand sich der Administrator in einem erneuten Schmerzanfall, und wirkungslos verspritzte
das Betäubungsmittel.
»Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr …« Das waren die ersten Worte Rhodans. Für die
Dauer von fünf Sekunden lag er ruhig.
Bully wütete, weil der Notarzt diese Zeit nicht zur Verabreichung einer Spritze
genutzt hatte.
Wieder bäumte sich der Mann in der Uniform des Administrators auf. Erneut schrie er auf. Er
drohte von der Couch zu fallen. Der Notarzt setzte zum zweiten Versuch an.
Dreiviertel der Ampulle erreichte das Innere der Armmuskulatur. Mitten im Schrei fiel Rhodan
zusammen. Er streckte sich, drehte sich halb und schien plötzlich ruhig zu schlafen.
Reginald Bull stöhnte auf und wurde sich nun erst bewußt, daß auch er in Schweiß gebadet war.
»Was ist mit Perry los? Doktor, zum Teufel, untersuchen Sie ihn doch.«
Der Notarzt
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