Silberband 014 - Rhodans Sohn
Imperiums zurückziehen. Das ist jedoch nicht so einfach. Mit Perry ist seit
seiner Gefangenschaft auf Okul eine Veränderung vor sich gegangen.« Bully berichtete alles, was
er wußte. »Er hat den Schock noch nicht überwunden. Außerdem leidet er unter einer explosiven
Zellspaltung. So nennen es jedenfalls die Ärzte. In Wirklichkeit sieht das so aus, daß er ständig
wächst und sich ausdehnt. Du würdest ihn kaum noch erkennen.«
»Ich verstehe die Zusammenhänge nicht«, erwiderte Atlan kühl. »Was hat seine Krankheit mit
Saos zu tun?«
»Perry will die Antis dazu zwingen, ihm Hilfe zu leisten. Sie müssen seiner Meinung nach dazu
imstande sein, den unkontrolliert arbeitenden Zellaktivator stillzulegen. Wir sind auf der Suche
nach einem geheimnisvollen Planeten. Sein Name ist Trakarat. Das soll die Hauptwelt der Antis
sein. Durch einen Trick haben die Priester versucht, Saos für Trakarat auszugeben.«
»Die Übergriffe der Solaren Flotte häufen sich«, beschwerte sich der Imperator. »Niemand kann
von uns verlangen, daß wir ständig Rücksicht auf Rhodans gefährliche Extravaganzen nehmen.«
Mercant, der sich die ganze Zeit über passiv verhalten hatte, sagte eindringlich: »Wir sind
Rhodans Freunde, Atlan. Auch Sie bezeichnen sich so. Unterstützen Sie uns, ihm auf dem
schnellsten Weg zu helfen. Sein augenblicklicher Zustand ist so bedenklich, daß man das
Schlimmste befürchten muß. Er gibt Befehle und Anordnungen, über die er früher gelacht
hätte.«
»Ziehen Sie die terranischen Schiffe von hier ab«, forderte Atlan. »Es gibt keine andere
Möglichkeit.«
»Ich wünschte, du könntest ihn sehen!« rief Bully leidenschaftlich. »Wie kannst du uns deine
Unterstützung verweigern? Hast du vergessen, was er schon alles für dich und dein Imperium getan
hat? Glaubst du, das wäre nur geschehen, um es später wieder zu zerstören? Nein, Perry ist krank,
deshalb können wir ihn nicht verurteilen. Wir müssen den amtierenden Hohenpriester von Saos in
unsere Gewalt bringen. Er wird sicher Informationen besitzen, die uns weiterhelfen können.«
Auf Atlans Stirn war eine Falte erschienen. Einen Augenblick wurde seine Hand sichtbar, die
über die Augen fuhr.
Wie sehr sie sich gleichen, dachte Bully erschüttert. Atlan und Perry – der alte Perry.
Nach einer Weile stillen Nachdenkens, das nur von dem Summen der Geräte unterbrochen wurde,
sagte der Unsterbliche: »Das bedeutet, daß ihr Saos angreifen werdet?«
»Ja«, erwiderten Bull und Mercant wie aus einem Mund.
»Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß dieses Funkgespräch ein Trick ist«, meinte Atlan.
»Ich bin darauf angewiesen, zu glauben, daß ihr die Wahrheit sprecht.«
»Wie schon so oft«, erinnerte Bully sanft. Er wollte Atlan für seine Haltung nicht tadeln,
denn er hätte an der Stelle des Imperators sicher ebenso gehandelt. Es konnte jedoch nicht
verkehrt sein, wenn er Atlan darauf hinwies, daß er sich in der Vergangenheit auf seine
terranischen Freunde verlassen hatte.
»Vielleicht begehe ich einen schweren Fehler, aber ich werde meine Flotte vorerst
zurückhalten«, sagte Atlan.
»Es besteht eine Möglichkeit, einen totalen Angriff unserer Kugelraumer gegen Saos zu
verhindern«, gab Bully bekannt.
Atlan und Mercant sahen gleichermaßen interessiert aus. Doch Bull schien nicht geneigt zu
sein, irgendwelche Auskünfte zu geben.
»Es ist nur eine Idee«, erklärte er. »Jetzt kommt es ganz darauf an, was Perry unternehmen
will.«
»Sir!« rief Major Krefenbac aus dem Hintergrund. »Die Roboter sind mit der Uniform fertig.
Rhodan bekommt sie gerade in seine Kabine gebracht.«
»Machen wir Schluß, Admiral«, schlug Bully vor. »Halte uns die Daumen, daß alles gut
verläuft.«
Atlan hob beide Hände so hoch, daß sie auf dem Bildschirm sichtbar wurden.
Niemand mußte den Offizieren der IRONDUKE erklären, was Atlan damit ausdrücken wollte. Der
Imperator glaubte nicht mehr an einen guten Ausgang dieser Sache. Beide Parteien hatten sich
bereits zu sehr festgelegt.
Jefe Claudrin schaltete das Funkgerät ab.
»Noch können wir unseren Freund hinhalten«, erklärte er.
Alles hing jetzt von Rhodan ab. Unwillkürlich erschauerte Bully bei dem Gedanken an Rhodans
Rückkehr in die Zentrale. Auf seinen Schultern lastete jetzt die doppelte Verantwortung. Er war
Atlan gegenüber verpflichtet.
»Ich glaube, jetzt können Sie uns in Ihre Gedankengänge einweihen, Bull«, sagte Allan D.
Mercant
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