Silberband 014 - Rhodans Sohn
den
Schutzschirm eröffnet. Achttausend Raumschiffe griffen gruppenweise an.
Mittlerweile hatten wir auch erfahren, daß es auf Trakarat nur eine Stadt gab. Sonst war
nirgends eine Ansiedlung zu entdecken gewesen.
Kurz nach meiner Erstarrung waren Gucky und John Marshall erschienen. Die besten Telepathen
des Mutantenkorps hatten versucht, meinen Bewußtseinsinhalt zu erfassen.
Ich hatte sofort meinen Monoblock aufgehoben und mein Gehirn soweit geöffnet, wie es möglich
war. Schon hatte ich geglaubt, meine Erkenntnisse über Thomas Cardif auf telepathischer Ebene
übermitteln zu können, als sich die Kräfte der Antis auch hier an Bord bemerkbar machten.
Die parapsychische Überlagerung der Mutantenfähigkeit war sofort spürbar geworden. Gucky und
Marshall waren außerstande gewesen, meine Gedanken aufzunehmen. Ich hörte aus ihren Gesprächen,
daß sie zwar einzelne Impulse wahrnehmen konnten, aber das reichte nicht für eine einwandfreie
Übermittlung aus.
So schwebte ich durch die hektische und von Selbsterhaltungstrieb gesteigerte Aktivität der
sogenannten Baalol-Priester in noch größerer Gefahr.
Gucky saß neben mir auf dem Lager. Er wischte mir gelegentlich über die Stirn, wobei er mir so
traurig in meine Augen sah, daß ich fast verzweifelte.
Unermüdlich wiederholte er seine Frage, was nun eigentlich geschehen sei. Bully und Mercant
konnten sich nicht um mich kümmern. Rhodans Stellvertreter hatte den Befehl über die terranische
Flotte übernommen.
Ich verfolgte Bullys Maßnahmen mit großer Aufmerksamkeit. So verstrich eine Minute nach der
anderen. Dabei versuchte ich, nicht an Thomas Cardif zu denken, über dessen falsches Spiel ich
nichts aussagen konnte.
Ich rechnete fieberhaft. Wenn der Schockschuß nicht zu stark gewesen war, konnte ich nach etwa
zwei Stunden die Gewalt über meinen Körper zurückgewinnen. Die damit verbundenen Schmerzen kannte
ich. Ich sah sie als einen vernachlässigbaren Faktor an.
Viel wichtiger war die Frage, ob es Cardif vorher noch gelingen würde, zu mir
vorzudringen.
Zwar hatte Mercant befohlen, ihn bis zu meiner Normalisierung in der Bordklinik festzuhalten,
was aber keine Garantie für meine Sicherheit war. Zu diesen Überlegungen warf sich für mich noch
das Problem auf, wie es dem Verbrecher gelungen war, die Menschheit so nachhaltig zu
täuschen.
Schuld daran waren zweifellos Rhodans engste Mitarbeiter, die wahrscheinlich überhaupt nicht
die Möglichkeit erwogen hatten, der falsche Mann könnte die Macht ergriffen haben. Dabei hatte es
so viele Anhaltspunkte gegeben, Cardif zu mißtrauen. Wenn man erst einmal argwöhnisch geworden
wäre, hätte es bis zur Entlarvung des Betrügers nicht mehr lange dauern können.
Für Cardif kam es zu diesem Zeitpunkt darauf an, mich aus dem Weg zu räumen. Als meine
Überlegungen so weit gediehen waren, trat das ein, was ich befürchtet hatte.
Die aufgleitenden Schotte konnte ich nicht sehen. Wohl aber hörte ich den plötzlich
entstehenden Tumult, aus dem Cardifs Organ deutlich hervorzuhören war.
»Ich ordne das Standrecht an und lasse Sie vor ein Bordgericht stellen!« hörte ich ihn
schreien. »Geben Sie den Weg frei, Mercant, Sie sind ab sofort Ihres Kommandos enthoben!«
Ich konnte nur einen kleinen Teil der Zentrale übersehen. Jetzt war ich verloren. Wenn Cardif
geschickt handelte, mußte es ihm gelingen, bis zu meinem Lager vorzudringen.
Du hättest ihn paralysieren sollen, Narr! gab mein Extrahirn bekannt.
Die Stimmen kamen immer näher. Die kolossale Gestalt erschien in meinem Blickfeld.
Ich bemühte mich verzweifelt, die Herrschaft über meinen Körper zurückzugewinnen,
vergeblich.
»Sir, bedenken Sie, wen Sie in Atlan zu respektieren haben«, sagte Mercant erregt. »Sie
verursachen mit absoluter Sicherheit einen Krieg mit dem arkonidischen Imperium. Der Robotregent
wird die Macht übernehmen, sobald der Imperator nicht mehr handlungsfähig sein sollte. Sir –
so hören Sie doch auf mich …«
Cardif stieß den schmächtigen Mann zur Seite. Dann stand er dicht vor mir. Sein Gesicht war
von Haß und Furcht noch mehr verzerrt.
Ehe Mercant erneut eingreifen konnte, handelte der Verräter.
Seine Rechte erfaßte die Waffe und zerrte sie erstaunlich schnell aus dem Halfter. Ich hörte
den Aufschrei der Anwesenden – doch dann geschah etwas, woran ich nicht mehr geglaubt
hatte.
Wenigstens einer wagte es, dem Administrator Widerstand zu leisten. Es war Gucky.
Der
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