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Silberband 014 - Rhodans Sohn

Titel: Silberband 014 - Rhodans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sterben!«
    Einen Augenblick lang wunderte sich Ron darüber, daß ihm das Entkommen so leicht gemacht
wurde. Er hatte nicht geglaubt, daß er mit dem einfachen Wunsch, nicht sterben zu wollen, den
mächtigen Willen der Priester überwinden könnte.
    Er wußte nicht, daß die Priester es monatelang nur mit Kranken zu tun gehabt hatten, die ihnen
keinerlei Widerstand entgegengesetzt hatten. Er wußte nicht, daß ihr Geist sich an die schwache
Konstitution der Kranken gewöhnt hatte und daß sie eine Zeitlang brauchten, um sich auf die
veränderte Lage umzustellen und den Kampf mit einem gesunden, kräftigen Geist aufzunehmen.
    Er verließ die Halle durch ein weites Tor. Vor der Halle sah er einen kreisrunden Platz, von
dem aus Gänge in alle möglichen Richtungen gingen.
    Die Stimmen der Priester waren leiser geworden. Ron triumphierte. In diesem Fall bedeuteten
leiser werdende Stimmen, daß die Macht schwand, die die Priester über seinen Verstand hatten.
Wenn er die Stimmen überhaupt nicht mehr hörte, würde er völlig außer jeder Gefahr sein –
außer vielleicht der, daß er seinen Körper nicht wiederfand.
    Er entschied sich für einen Gang, der in rechtem Winkel zur Längsachse der Halle nach rechts
führte. Es bedurfte nur seines Wunsches, um den Boden des Platzes unter sich hinweggleiten und
die Gangmündung auf sich zukommen zu lassen.
    Der Gang war von einer merkwürdigen Finsternis erfüllt, die Ron nicht gestattete, irgendwelche
Einzelheiten zu erkennen. Er sah nur weit vor sich einen gelben Lichtfleck. Auf diesen bewegte er
sich zu, und er hatte den dringenden Wunsch, ihn so schnell wie möglich zu erreichen.
    Er hatte nach seiner Schätzung etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als er spürte, daß sich
jemand hinter ihm befand. In der Aufregung der vergangenen Minuten hatte er auf die Stimmen der
Priester nicht mehr geachtet.
    »Dort vorn im Gang!« schrie jemand. »Er entkommt uns, wenn ihr euch nicht beeilt!«
    »Er wird uns nicht entwischen«, beruhigte eine andere Stimme. »Wir können ja noch das Feuer
der Wahrheit beschwören.«
    »Ja, aber das wird alle unsere Kräfte …«
    »Still, du Dummkopf! Willst du ihm alles verraten?«
    Daraufhin war wieder Stille. Ron wußte, daß er immer noch verfolgt wurde.
    Fünfzig Kilometer über der Oberfläche von Lepso explodierten planmäßig die
Triebwerke des arkonidischen Robotschiffs. Es gab einen weithin sichtbaren Feuerschein, und im
gepanzerten Kommandostand, dem einzigen, unberührt gebliebenen Teil des Schiffes, bereitete Larry
Randall das Notlandungsmanöver vor.
    Der Orter bestätigte ihm, daß er sich genau an der Stelle befand, an der er nach Plan sein
sollte.
    Ron erkannte seinen Irrtum, sobald er den Gang verließ und in die gelbe Helligkeit
dahinter eintauchte.
    Das war kein Ausgang. Da gab es keinen sonnenüberfluteten Sand mit den Reihen der kleinen
Gebäude darauf. Das war ein Meer gelben, Gestalt gewordenen Lichts, in dem er schwimmen konnte
wie im Wasser eines Sees. Er schoß nach oben, tauchte in die Tiefe, wandte sich nach rechts und
nach links, aber nirgendwo war etwas, anderes als das gelbe Licht. Er konnte nicht einmal das
Ende des Ganges mehr finden, aus dem er vor wenigen Sekunden herausgekommen war.
    Er sah nur, wie das gelbe Licht plötzlich an Helligkeit verlor und röter wurde. Er spürte, wie
Wärme von allen Seiten auf ihn zufloß. Er sah sich um und erkannte grinsende Fratzen, die ihn aus
dem schwächer werdenden Licht heraus anstarrten.
    Sie hatten das Feuer der Wahrheit beschworen – was immer es auch war.
    Ron verhielt sich weiterhin ruhig. Es hatte keinen Sinn, in dem Licht umherzuschwimmen und
sich für nichts und wieder nichts anzustrengen.
    Die Wärme nahm zu. Ron fühlte, wie er zu schwitzen begann. Das war merkwürdig. Er besaß keinen
Körper – wie also konnte er schwitzen?
    Die Fratzen um ihn herum verschwanden nicht. Reglos hingen sie mitten im Licht, weiter nichts
als teuflisch grinsende Gesichter, und starrten ihn an. Ron konnte Stimmen hören, die von weither
kamen und sich über ihn lustig machten: »Seht, wie er sich windet! Im Feuer ist er gefangen! Die
letzte Wahrheit straft den, der sich über sie lustig gemacht hat!«
    Und ein anderer kreischte: »Allen wird es so ergehen, die Baalol verspotten!«
    Für Ron wurde die Hitze allmählich unerträglich. Das Licht um ihn herum war jetzt von
glühendroter Farbe. Er kam sich vor wie inmitten eines Hochofens, aber er

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