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Silberband 014 - Rhodans Sohn

Titel: Silberband 014 - Rhodans Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Hunters nervöse Stimme die Gedanken des
schlanken Mannes hinter dem Tisch.
    »Ich kann Ihnen noch keinen offiziellen Bescheid geben«, antwortete Rhodan ruhig. »Bevor die
Ärzte nicht einwandfrei festgestellt haben, daß der ständige Genuß von Liquitiv harmlos ist, wird
der Likör nicht zum Verkauf freigegeben.«
    »Verdammt!« schrie Hunter.
    Rhodan erhob sich langsam. Selbst ein gefühlsmäßig unbeteiligter Beobachter hätte in diesem
Moment die Gedanken des Administrators nicht in seinem unbewegten Antlitz erkennen können.
    Hunter pendelte mit vorgebeugtem Oberkörper hin und her. Es waren eigenartige Bewegungen, aber
Rhodan wußte sie zu deuten.
    Etwas in Hunter trieb ihn an, einfach davonzulaufen, aus dem Zimmer auszubrechen. Aber ein
letzter Rest von Stolz fesselte ihn an seinen Platz. Rhodans geschulter Blick bemerkte diese Spur
letzter Hartnäckigkeit, dieses innere Kämpfen. Hunter war noch nicht völlig zerbrochen, aber er
stand kurz davor.
    Ein anderer Mann trat vor und berührte Hunter am Arm.
    »Komm, Godfrey«, sagte er. Während er versuchte, Hunter davonzuziehen, rief er Rhodan wütend
zu: »Wissen Sie nicht, daß die Verfassung des Solaren Imperiums uns ein gewisses Recht gibt,
Sir?«
    Rhodan schwieg. Der Mann ließ Hunters Arm los. Sein Gesicht war gerötet, als wäre er eine
längere Strecke gerannt. Unter seinen Augen hingen dicke Tränensäcke. Rhodans Schweigen machte
ihn nervös.
    »Die demokratische Freiheit muß uns den Likör gewährleisten«, sagte er mit hoher Stimme.
    »Sie sind nicht in der Verfassung, um sich mit mir über Demokratie zu unterhalten«, sagte
Perry Rhodan. Er drückte den Knopf der Tischsprechanlage. »Kenwood, kommen Sie bitte herein und
führen Sie meine Besucher zurück«, sagte er. »Die Unterredung ist beendet.«
    Jemand aus der Gruppe rief gehässig: »Er wird sich schon sein Quantum an Liquitiv
reserviert haben.«
    Die Menschen stellten sich gegen ihn. Ihre logische Denkweise war gestört, und sie wurden
ungerecht. Hemmungen fielen von ihnen ab. Rhodan verstand die Reaktion der Anwesenden, aber es
war auch für ihn nicht einfach, die Beleidigungen hinzunehmen, als seien sie niemals
ausgesprochen worden. Er sagte sich, daß er hier Kranken gegenüberstand. Da galten andere
Gesetze.
    Kenwood kam herein, korrekt, sauber und diszipliniert. Er grüßte auf seine steife Art. Hinter
ihm erschien ein zweiter Mann, weniger militärisch in seinem Auftreten. Reginald Bull.
    »Bitte sehr!« sagte Kenwood.
    Hunter nickte stumm.
    »Er kann uns doch nicht einfach wegschicken«, protestierte der Mann, der Hunter am Arm
festgehalten hatte. »Er muß doch irgend etwas für uns tun.«
    Rhodan und Bull wechselten einen verständnisvollen Blick. Die Haltung des Mannes war typisch. Rhodan mußte etwas tun. Er hatte bisher immer etwas getan. Sein Name war so mit dem
Aufstieg der Menschheit verbunden, daß es undenkbar war, er könnte versagen.
    Etwas schnürte Rhodan die Kehle zu. Es war ein beklemmendes Gefühl. Er war in eine wenig
beneidenswerte Lage geraten. Die Menschheit identifizierte sich mit ihm. Er war zu einer beinahe
mystischen Figur geworden. In den Gedanken der Milliarden von Menschen befand sich Rhodan auf
einer Art höherer Existenzebene, die ihm erlaubte, zu schalten und zu walten, wie immer er
wollte.
    Es gab praktisch nur eine einzige Möglichkeit für Rhodan, von diesem imaginären Olymp
herabzusteigen: Er mußte sterben. Er, der Unsterbliche, hatte plötzlich das Gefühl, daß er sich
immer mehr in der Einsamkeit verlor. Immer weiter entfernte er sich vom Denken normaler
Sterblicher, für die er alles tun wollte, was in seinen Kräften stand. Der Tod war der Preis,
wenn er zu ihnen zurückfinden wollte.
    »Sie sind gegangen«, sagte Bully leise.
    Rhodan lächelte. Er war doch nicht allein auf seinem Olymp. Es waren noch andere bei ihm.
    »Ich glaube, daß es ein Fehler war, sie zu empfangen«, bemerkte Bully selbstkritisch. »Außer
einigen Beleidigungen ist nichts dabei herausgekommen.«
    Rhodan blickte auf die Uhr.
    »In einer Stunde beginnt die Lagebesprechung«, gab er bekannt. »Es ist besser, daß ich mich
von der Stimmung der Süchtigen persönlich überzeugt habe.«
    Es schien, als hätte Bull seinen Humor in den öden Landschaften von Lepso verloren. Er war
einer der wenigen gewesen, die Rhodan immer wieder zu überzeugen versucht hatten, daß Thomas
Cardif im Grunde kein schlechter Mensch sei. Oft genug hatte der

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