Silberband 014 - Rhodans Sohn
beschlossen, einen großen Aufklärungsfeldzug zu starten. Wir müssen die Menschheit vor der Gefahr
des Rauschgifts warnen. Gewaltige Mengen des Likörs konnten nicht sichergestellt werden. Er wird
mehr oder weniger offen zu Wucherpreisen verkauft. Es ist also Grundbedingung, daß wir den
Menschen die Gefahr klarmachen, die in dem Genuß des Likörs liegt.«
General Deringhouse stand auf. »Glauben Sie, daß diese Menschen dadurch weniger brutal bei
ihren Versuchen werden, sich in den Besitz des Rauschgifts zu setzen?«
»Ich hoffe es.«
Oliver Gibson dachte, daß jetzt eigentlich der Zeitpunkt gekommen war, wo er seine
Angelegenheit klären konnte. Er meldete sich zu Wort, indem er seinen Arm hob. Rhodan nickte ihm
ermunternd zu.
»Die meisten von Ihnen kennen mich«, sagte Gibson. »Trotzdem möchte ich noch einmal sagen, wer
ich bin und woher ich komme. Ich bin der Beauftragte des Kapra-Systems, wo sich sechs
Kolonialplaneten der Erde im Aufbau befinden. Die Situation der Menschen dort ist nicht mit der
der Erdbevölkerung zu vergleichen. Die Kolonisten führen ein hartes Leben. Sie sind froh und
glücklich über jede Entspannung und Abwechslung. Es ist verständlich, wenn hier das Rauschgift in
größeren Mengen gekauft wurde als auf der Erde selbst. Das gilt mehr oder weniger auch für andere
Kolonien.«
Er lächelte.
»Meine Herren«, sagte er, »ich selbst bin ein Süchtiger.«
Die Männer, die sich hier zusammengefunden hatten, waren es gewohnt, Überraschungen zu
erleben. Ihre Gesichter zuckten nicht, als Gibson sein Geständnis ablegte. Mancher von ihnen
blickte etwas verschlossener und ernster, ein anderer wandte seine Aufmerksamkeit erst jetzt dem
Beauftragten zu, aber niemand machte einen Zwischenruf.
Gibson blickte zu Perry Rhodan hinüber. Er hatte dem Administrator bereits vertrauensvoll von
seiner Misere berichtet. Rhodan war kein Mann, der einen Menschen sofort verurteilte. Gibson sah
in den grauen Augen des Administrators keinen Vorwurf, nur eine stumme Ermunterung, die Rede
fortzusetzen.
»Ich lebe seit drei Tagen ohne Liquitiv«, sagte Oliver Gibson. Unbewußt war sein Blick auf
Gucky gefallen. Der Mausbiber hatte seine Augen geschlossen. Trotzdem fühlte Gibson einen
unerklärlichen Strom warmer Verbundenheit, und er wußte, daß er hier Freunde hatte. Seine
Schultern strafften sich. »Ich spreche hier für sechs terranische Kolonialplaneten. Meinen
Beitrag zu dieser Besprechung möchte ich in einem Satz zusammenfassen: Es muß dringend eine
Lösung gefunden werden, die den Süchtigen und dem übrigen Teil der Menschheit gleichermaßen
gerecht wird.«
Gibson nickte und nahm Platz. Da gab es niemand in diesem Raum, der ihn verachtet hätte. Jeder
hatte nur den Wunsch zu helfen.
Rhodan drehte sich zu den beiden Männern in den weißen Kitteln um, worauf sich einer von ihnen
erhob. Er war übernervös. Eine seiner Hände war in der Kitteltasche vergraben, mit der anderen
rückte er seine Krawatte zurecht.
»Mein Kollege, Dr. Topezzi, und ich hatten die Aufgabe, alle Meldungen der Forscherteams und
Ärzte zu koordinieren, die in aller Eile darangingen, den gefährlichen Eigenschaften des
Rauschgifts auf die Spur zu kommen.« Er hüstelte krampfhaft und warf einen hilfeheischenden Blick
auf Dr. Topezzi, der anscheinend froh darüber war, daß er nicht selbst an der Stelle des Redners
stehen mußte.
»Es ist bisher nicht gelungen«, fuhr der Arzt fort, »festzustellen, wie die Antis das Gift
erzeugen. Zweifellos ruft Liquitiv eine verjüngende Wirkung hervor. Interessant ist, daß die
Sucht erst nach drei- bis fünfmaligem Gebrauch auftritt. Daraus ließen sich einige Rückschlüsse
ziehen, die allerdings rein theoretischer Natur sind und im Augenblick für uns keine Bedeutung
haben. Festzustehen scheint jedoch schon jetzt, daß der Likör erst zu einem Nervengift wird, wenn
ein Mensch ihn getrunken hat. Irgendein Ferment trifft im Magen des Menschen mit dem Likör
zusammen. Fermente sind bekanntlich Katalysatoren. Vor dem Genuß ist der Alkohol also nicht
giftig. Er wird es erst dann, wenn er auf das Ferment stößt. Ich brauche wohl nicht zu erklären,
daß Liquitiv auf Hormongrundlage hergestellt wird, anders ist die tatsächlich eintretende
Verjüngung nicht zu erklären.«
»In Ordnung, Doc«, sagte Reginald Bull. Er war nicht der einzige Mann, der ungeduldig geworden
war.
»Berichten Sie nun von den Entwöhnungskuren und ihrem Verlauf«,
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