Silberband 014 - Rhodans Sohn
war, der nie viele Worte um seine Taten
machte. Nachdem Freyt getrunken hatte, sagte er bedächtig: »Ich hoffe, Sie haben gute
Nachrichten, Sir.«
»Die Wahrscheinlichkeitsberechnungen haben ergeben, daß Okul mit der Rohstoffquelle für die
Erzeugung des Rauschgifts identisch sein könnte«, eröffnete Rhodan.
»Es ist also möglich, daß auf Okul die Pflanzen wachsen, aus deren Extrakt die Antis Liquitiv
herstellen?«
Rhodan überlegte einen Augenblick. In den letzten Tagen hatten immer mehr Wissenschaftler
darauf hingewiesen, daß das Rauschgift nicht unbedingt aus pflanzlichen Stoffen bestehen mußte.
Auf jeden Fall aber spielte Okul eine bedeutende Rolle im Plan der Anti-Mutanten.
»Es sieht nicht so aus, als seien die Informationen, die wir von Lepso erhalten haben, nur
Phantasien eines Geisteskranken. Desoga erklärte in seinem Bericht, daß ihm die Angaben Dr.
Nearmans wahrheitsgemäß erscheinen.«
Freyt schob sein leeres Glas zurück. Er wußte, daß ihnen jetzt nur eine Möglichkeit blieb: Sie
mußten nach Okul. Der Solarmarschall traute sich zu, Rhodan soweit zu kennen, daß der
Administrator den gleichen Gedanken hatte. Es war sogar wahrscheinlich, daß der Grund für sein
spätes Hiersein etwas mit Rhodans Plänen in dieser Richtung zu tun hatte.
»Wir sind, offen gesagt, zur Zeit einfach hilflos«, sagte Rhodan. »Die Antis halten sich im
verborgenen. Es ist ihnen gelungen, so viel Rauschgift zu verbreiten, daß es für einschreitende
Maßnahmen bereits zu spät war, als wir die Gefahr erkannten.« Er blickte Freyt ernst an. »Ich
weiß, daß die Aufhebung der Blockade nicht die Zustimmung aller Flottenoffiziere findet.«
Freyt kannte Rhodan lange genug, um sich darüber im klaren zu sein, daß der Administrator sich
Sorgen um die Loyalität im eigenen Lager machte.
»Es wurde verschiedentlich kritisiert, daß man die Gefahr des Likörs nicht früher festgestellt
hat«, erwiderte Freyt. »Man zweifelt die Brauchbarkeit der Testversuche an, denen jedes kosmische
Handelsgut unterzogen werden muß.«
»Für jeden einzelnen der Wissenschaftler, die diese Kontrollen vorgenommen haben, lege ich
meine Hand ins Feuer«, versicherte Rhodan.
Bevor Freyt eine Antwort geben konnte, klopfte jemand an die Tür. Freyt blickte sich um und
sah Reginald Bull hereinkommen. Bully machte einen abgekämpften Eindruck. Mit schnellen Schritten
hatte er einen Sessel erreicht und ließ sich seufzend niedersinken.
»Guten Abend, Sir«, sagte Freyt mit spöttischer Höflichkeit.
In Rhodans Lächeln platzte Bullys empörte Stimme.
»Ich bin halb tot«, knurrte er. »Diese Aras sind zähe Burschen. John Marshall hat bis jetzt
dazu gebraucht, um alles aus ihnen herauszuholen.« Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht
herum, als wolle er sich frische Luft zufächeln.
Rhodans Gesicht wurde hart. Er erinnerte sich, daß es sich um die Aras handelte, die man auf
Lepso gefangen hatte. Thomas Cardif hatte mit ihnen zusammengearbeitet.
»Was haben die Mutanten herausgefunden?« fragte Rhodan.
Bully vermied es, seinen Freund direkt anzusehen. Freyt, der ein scharfer Beobachter war,
vermutete sofort, daß der untersetzte Mann unangenehme Nachrichten brachte.
»Die Aras haben gestanden, wer der eigentliche Entdecker des teuflischen Rauschgifts ist«,
eröffnete Bully tonlos.
Kaum, daß Bully seinen Satz beendet hatte, wußte Freyt, wer dieser Entdecker war. Er wie Bull
wären damit einverstanden gewesen, wenn sie stillschweigend zu einem anderen Thema übergegangen
wären.
Doch Rhodans Stolz zwang ihn zu der Frage: »Wer ist es?«
Bully und Freyt tauschten einen sekundenlangen Blick. Die persönliche Tragik ihres Freundes
war auch für sie eine seelische Belastung. Eine kurze Zeit herrschte peinliche Stille. Dann sagte
Bully: »Es ist Thomas Cardif.«
Ein Fremder, der gewußt hätte, daß soeben der Name von Rhodans Sohn gefallen war, hätte Rhodan
für einen gefühllosen Eisblock gehalten. Bully und Freyt hingegen durchblickten diesen Panzer
eiserner Beherrschung und sahen, was dahinter war: tiefe Trauer und Bitterkeit.
Bull hob beschwörend beide Arme. »Vergiß nicht, daß Cardif einem Hypnoblock unterlag. Als er
an der Entwicklung des Liquitivs mitarbeitete, war er nicht er selbst. Denke daran, daß er unter
dem Namen Dr. Edmond Hugher lebte.«
»Erinnerst du dich nicht mehr, wie er die Erde an die Springer verraten wollte? Weißt du
nichts von einem Springer, der auf den Namen
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