Silberband 014 - Rhodans Sohn
Hintergrund – an diese Rolle hat
sich Ihre Kaste schon so gewöhnt, daß sie nicht mehr davon loskommt. Im entscheidenden Moment
losschlagen, das ist wichtig. Meine Hinweise, die euch bei dem Kampf gegen Arkon und Terra
unterstützen, zeigen die etwa Unvernunft? O nein! Im Gegenteil, ich bin zur Zeit der höchste
Trumpf in dem Spiel aus dem Hintergrund. Der Sohn des mächtigsten Mannes im Solaren Imperium ist
auf eurer Seite.«
»Natürlich nur in strategischer Hinsicht«, meinte Hekta-Paalat bissig. »Beeilen Sie sich
jetzt. Patriarch Valmonze ist gekommen, um eine weitere Sendung Liquitiv abzuholen. Er will so
schnell wie möglich wieder aufbrechen.«
Ohne etwas darauf zu antworten, startete Cardif den Motor. Mit kaum hörbarem Geräusch hob der
Gleiter vom Boden ab. Cardif war es gewohnt, daß man ihm mit Spott begegnete. Er hatte selten auf
der Seite der Gerechtigkeit gestanden, aber selbst die Ungerechten verstanden nicht, daß er
seinen eigenen Vater vernichten wollte. Sie nutzten seine Gefühle und Pläne für ihre Zwecke aus,
aber sie achteten sie nicht. Sie respektierten ihn nur als einen intelligenten, fähigen
Mitarbeiter.
Das war bisher immer so gewesen – und hier auf Okul hatte sich nichts geändert.
Cardif nahm Kurs auf den Stützpunkt der Antis.
13.
Die namenlose Sonne wurde von drei Planeten umkreist. Im Schutzfeld des
sechsdimensionalen Absorberfelds drang die IRONDUKE nach stundenlangem Linearflug in das fremde
System ein. Kein Ortungs- oder Peilgerät konnte sie wahrnehmen.
Die zweite Welt war Okul.
»Wir haben es geschafft«, sagte Major Hunts Krefenbac in der Kommandozentrale. »Alle Angaben
Dr. Nearmans treffen auf diesen Planeten einwandfrei zu.«
»Materie- und Energietaster in Betrieb nehmen!« befahl Rhodan.
Der Kugelraumer beschrieb jetzt eine stabile Kreisbahn um Okul.
»Befehl ausgeführt, Sir!« rief Claudrin.
»Peilversuche!« kam Rhodans Stimme.
Nach der zweiten Umkreisung schlug der Masseanzeiger aus.
»Ortung, Sir!« rief Krefenbac. »Da unten scheint sich etwas zu tun. Überdurchschnittlich
starke Energieentladungen.«
»Gehen Sie tiefer, Oberst!« befahl Rhodan dem Epsalgeborenen.
Er mußte Claudrin nicht näher erklären, was zu tun war. Der Oberst verstand seine Arbeit. Zehn
Minuten später wußte jeder an Bord, was sie entdeckt hatten.
Mitten im Dschungel, am Rande eines Ozeans, lagen 67 Stahlkuppeln von gewaltiger
Ausdehnung.
»Eine Stadt«, flüsterte Bully atemlos. »Eine Stadt aus Stahl. Die Antis können also durchaus
praktisch bauen, wenn sie niemand beeindrucken wollen.«
»Hier konnten sie in aller Ruhe ihrem verbrecherischen Geschäft nachgehen«, sagte Rhodan.
»Dort unten werden also die riesigen Mengen an Liquitiv erzeugt. Nun, das dürfte die längste Zeit
so gewesen sein.«
Mit tiefer Stimme fragte Claudrin: »Wollen wir angreifen, Sir?«
»Lassen Sie alle Männer in den Schleusen antreten. Sie sollen die Kampfanzüge anlegen.
Antigravantrieb einschalten.«
Bully strich über sein widerspenstiges Haar. Er winkte den Männern in der Zentrale zu.
»Es geht los«, sagte er in seiner unkonventionellen Art.
Tupar erblickte einen dunklen Punkt am Himmel von Okul. Er rieb mit beiden Händen
über seine Augen und sah noch einmal nach oben. Jetzt waren es drei Punkte. Tupar stand wie
versteinert. Plötzlich ertönte eine aufgeregte Stimme von der anderen Seite des Balkons. Jemand
rannte klirrend und klappernd über die Gitterroste, mit denen der Boden belegt war.
Es waren jetzt noch mehr Punkte erschienen. Hunderte. Tupar starrte ungläubig in den
wolkenlosen Himmel.
Er raffte seinen weiten Umhang zusammen.
Im selben Augenblick tauchte eine riesige Kugel über der Kuppelstadt auf. Sie spie die
herabsegelnden Körper aus, ganze Wolken davon. Da wußte Tupar, was geschehen war.
Die Kugel war ein terranisches Raumschiff. Unbemerkt hatte es sich genähert. Tausende von
Männern regneten auf die Station der Antis herab.
»Alarm!« schrie Tupar verzweifelt.
Sein Aufschrei ging in dem Wimmern der Alarmanlagen unter. Jetzt endlich war man auch auf den
Wachstationen auf die Invasion aufmerksam geworden.
Tupar stürmte in das Innere der Kuppel. Ein langer Gang nahm ihn auf. Weitere Priester kamen
aus den verschiedenen Räumen hervor. Sie machten alle einen verstörten Eindruck. Die meisten
schienen den Grund des Alarms noch nicht einmal zu kennen.
Da peitschte eine Stimme aus den überall angebrachten Lautsprechern.
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