Silberband 014 - Rhodans Sohn
haben Sie auf Lepso getan?« wollte Desoga wissen.
In der folgenden halben Stunde gab Dr. Nearman einen unzusammenhängenden Bericht ab, in den
Desoga immer wieder mit Zwischenfragen Klarheit bringen mußte.
Dr. Nearman hatte mit einem Mann namens Dr. Edmond Hugher –kein anderer als Thomas
Cardif – Bekanntschaft geschlossen. Zusammen arbeiteten sie an der Weiterentwicklung von
Liquitiv. Desoga nahm an, daß man Dr. Nearman nur Liquitiv gegeben hatte, um ihn fest an die
verbrecherische Organisation zu binden. Die Vermutung von Dr. Silverman, daß der Kranke im
letzten Stadium sei, erwies sich als richtig. Nachdem die Solare Flotte über Lepso erschienen
war, hatte sich Dr. Nearman zum erstenmal Gewissensbisse über seine Handlungen gemacht. Er war
geflüchtet und dabei von einem Kampfroboter angeschossen und verwundet worden. In der allgemeinen
Aufregung war es ihm jedoch gelungen, in den Schlupfwinkel zu gelangen, wo er von dem Mutanten
geortet worden war. Völlig am Ende seiner Kräfte, hatte er sich schließlich gestellt.
Desoga stellte fest, daß Dr. Nearman ausgezeichnet mit galaktischen Positionsberechnungen
Bescheid wußte. Er sprach immer wieder von einem rätselhaften Planeten mit dem Eigennamen Okul.
Sofort brachte Desoga diese Welt mit Thomas Cardif und den Antis in Verbindung, denn Dr. Nearman
sprach davon, daß die Organisation überzeugt davon war, auf Okul eine sichere Zufluchtsstätte zu
besitzen. So gut es ging, entlockte der Spanier dem Sterbenden alle Daten über die geheimnisvolle
Welt, die er zu kennen schien.
Ein prüfender Blick auf das Bandgerät ließ Desoga erleichtert aufatmen. Er war davon
überzeugt, daß man in Terrania mit den Angaben Dr. Nearmans wesentlich mehr anzufangen wußte als
er selbst hier auf Lepso. Desoga beschloß, das Band auf dem schnellsten Weg zur Erde schaffen zu
lassen.
»Okul muß eine Dschungelwelt sein«, berichtete Dr. Nearman. Seine Stimme war immer schwächer
geworden. »Dr. Hugher sprach davon, daß es dort keine intelligenten Lebewesen gibt. Deshalb
erschien es den Priestern der Baalol-Sekte vernünftig, dort eine Niederlassung zu errichten.«
Desoga bemerkte, daß seine Zigarre ausgegangen war. Er konnte sich nicht erinnern, wann das
zum letztenmal geschehen war.
»Sprechen Sie weiter, Dr. Nearman«, forderte er ruhig.
Plötzlich erwachte in dem Biologen das Mißtrauen aller Schwerkranken.
»Sind Sie Arzt?« fragte er. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Es ist alles in Ordnung«, sagte der Agent beruhigend. »Sie sind in Sicherheit, es kann Ihnen
nichts geschehen.«
Dr. Nearman blickte plötzlich starr. Da wußte Desoga, daß der Biologe tot war. Er stand auf
und ging zur Tür. Dr. Silverman saß draußen im Gang. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen
und machte sich Notizen. Der Schreibblock lag auf seinen Knien.
»Kommen Sie, Doc«, sagte Desoga.
11.
Die staatlichen Forschungsstätten auf der Erde glichen Bienenstöcken.
Zusammensetzung und Wirkungsfaktoren des Liquitivs waren zu erkennen und ein Gegenmittel zu
finden.
Es war ein übermüdeter Perry Rhodan, der spät in der Nacht mit Solarmarschall Freyt
zusammentraf, um über die Ergebnisse zu sprechen, die die Robotgehirne von jenem Tonband
ausgewertet hatten, das Desoga von Lepso mit einem Kurier zur Erde hatte bringen lassen.
41.386 Lichtjahre von der Erde entfernt, gab es eine kleine, gelbe Sonne, die bereits
innerhalb des Milchstraßenzentrums stand. Sie wurde von einem Planeten umkreist, von dessen
Existenz auf der Erde bisher niemand gewußt hatte – von Okul. Die beiden anderen Welten des
Systems waren namenlos und uninteressant.
Reginald Bull überwachte zur selben Zeit mit Allan D. Mercant die Verhöre der Aras, die man
auf Lepso gefangen hatte. Die Galaktischen Mediziner wurden von den Mutanten des Korps vernommen.
Rhodan erhoffte sich von ihnen wertvolle Rückschlüsse über das Rauschgift.
»Guten Abend, Sir«, sagte Freyt in seiner ruhigen Art. Er hatte vieles mit dem Administrator
gemeinsam.
Rhodan blickte auf seine Uhr. Er lächelte schwach.
»Sie könnten bereits ›Guten Morgen‹ sagen«, meinte er. »Es ist nach Mitternacht.«
Freyt sagte mit unbeweglichem Gesicht: »Ich möchte Ihnen nicht das Gefühl rauben, daß Ihnen
noch eine wohlverdiente Nachtruhe bevorsteht.«
Er nahm Platz, und Rhodan schob ihm ein Erfrischungsgetränk über den Tisch. Perry Rhodan
wußte, daß der Marschall ein hart arbeitender Mann
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