Silberband 016 - Die Posbis
wurde von farbigen Linien überzogen. Das
Superschlachtschiff feuerte mit allen Waffen auf Ziele, die wir infolge unserer dürftigen
Ortungsgeräte nicht ausmachen konnten.
»Wenigstens zehn Fragmentraumer«, hatte Rhodan kurz nach dem Erscheinen des
Flottenflaggschiffs festgestellt. Da war mir klargeworden, daß Claudrin keine Erfolgsaussichten
hatte. Wir kannten die sogenannten Transformstrahler der Posbis, mit denen atomare Sprengkörper
im Tausend-Gigatonnen-Bereich verschossen wurden. Gegen eine solche Kräfteballung unmittelbar vor
dem Ziel gab es keine Abwehr.
Allerdings konnte Claudrin den Fiktivtransmitter einsetzen, mit dem es möglich war, kleine
Fusionsladungen innerhalb der Fragmentschiffe zu landen. Wir arbeiteten mit kürbisgroßen Bomben,
deren Energieentwicklung von nur zehn Kilotonnen TNT vollauf genügte, um den größten Posbiraumer
zu vernichten.
Das war unsere wirkungsvollste Waffe, jedoch besaßen wir leider nur einen
Fiktivtransmitter.
Das Gefecht dauerte erst drei Minuten. Während dieser Zeit hatte die THEODERICH zwei
Fragmenter abgeschossen.
Im Hyperkom waren die Kommandos der leitenden Offiziere zu hören. Claudrin hatte auf unsere
Frequenz umschalten lassen. Er befand sich mit seinem Schiff etwa zwei Millionen Kilometer
entfernt.
Wieder und wieder leuchtete es dort auf, wo die THEODERICH stehen mußte. Die Glutbälle waren
so gewaltig, daß wir bei ihrem Aufblähen die Augen schließen mußten. Uns war, als würden
ringsumher ultrastrahlende Sonnen entfacht.
Wir hatten die Magnetleinen eingezogen und die Raumpanzer Seite an Seite verankert. Gucky war
noch immer besinnungslos. Wir hatten keine Möglichkeit, ihm behilflich zu sein.
»Das geht nicht gut«, erklärte Dr. Anztan. »Sie sind zu mächtig. Ich …«
»Ruhe!« unterbrach Perry schroff. Eine Nachricht kam durch.
»Claudrin spricht«, dröhnte es aus unseren Helmgeräten. »Durchschlagstreffer in Ringwulsthöhe.
Zwei Triebwerke ausgefallen. Manövrierfähigkeit beschränkt. Können Sie die zu Ihrer Rettung
ausgeschleuste Space-Jet orten?«
»Rhodan an THEODERICH. Wo müßte das Bergungsboot augenblicklich stehen?«
»Ganz in Ihrer Nähe, Sir. Der Pilot hatte Sie bereits auf den Meßschirmen.«
Ich ahnte, wie Rhodans Antwort lauten mußte.
»Befehl an Kommodore Claudrin – Gefecht abbrechen! Das Boot ist soeben vernichtet worden.
Das war die Explosion dicht vor uns. Heimreise antreten! Sie sind mit zwei ausgefallenen
Triebwerken nicht mehr einsatzklar.«
»Aber Sir, wir …«
»Gehorchen Sie, Jefe«, vernahm ich Perrys Stimme. Sie klang hart. »Sie können uns nicht mehr
bergen, aber Sie können in wenigen Sekunden vernichtet werden. Abbrechen, Fahrt aufnehmen und
BOB-VI anrufen. Bully soll die Vierzehnte Flotte in Marsch setzen. Geben Sie genaue
Positionsdaten durch.«
»Sir, wir schaffen es noch. Ich kann Sie doch nicht …«
»Sie können«, unterbrach Perry erneut. »Es ist sinnlos, die THEODERICH zu opfern. Wir landen
auf Everblack und warten, bis Bully erscheint.«
»Können Sie denn nicht mit Guckys Hilfe an Bord kommen?« schrie Claudrin verzweifelt
zurück.
»Nein, er ist besinnungslos. Drehen Sie endlich ab, und sehen Sie zu, daß Sie heil nach Hause
kommen. Versuchen Sie, die beiden Teleporter Kakuta und Tschubai aufzutreiben, die sich im
Einsatz befinden. Möglicherweise werden sie gebraucht, um uns von Everblack abzuholen. Ende.«
Vier gigantische Glutbälle entstanden dort, wo das Superschlachtschiff im Raum stand. In
unseren Funkgeräten krachte es. Claudrin meldete sich nochmals, aber jetzt klang seine Stimme
nicht mehr so zuversichtlich. »Treffer, Defensivschirm zusammengebrochen. Fiktivtransmitter
ausgefallen. Ich drehe ab, Sir.«
»Vernünftig. Viel Glück, THEODERICH!«
Wir sahen zu der Stelle hinüber, wo Terraner um ihr Leben kämpften. Mehrere
Transformexplosionen verschmolzen zu einem Gasball. Es war, als hätte Everblack plötzlich eine
neue Sonne erhalten.
Die Flucht des Flottenflaggschiffs konnten wir nicht beobachten. Im Raum wimmelte es von
Energieentladungen aller Art.
»Wenn sie nicht durchkommt, sind wir verloren«, ließ sich der Ara vernehmen.
Rhodan hatte den einzig möglichen Ausweg bereits angedeutet. Wir mußten auf Everblack landen,
um dort zu versuchen, uns mit Hilfe der Spezialausrüstung durchzuschlagen. An und für sich war es
ja unser Vorhaben gewesen, nur mußten wir jetzt auf die wichtigen Zusatzgeräte verzichten, die
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