Silberband 016 - Die Posbis
nicht
aktiviertem, fabrikneuen Nachwuchs. Wuriu Sengu hat viele subplanetarische Hallen entdeckt. Jede
Halle ist bis zum Bersten mit gestapelten Posbis gefüllt.«
Alkher wurde unruhig, aber dann stieß er ein abfälliges Lachen aus. »Was nützen den Posbis
diese Millionenreserven, wenn sie nicht gleichzeitig über eine entsprechende Raumflotte
verfügen?«
»Sengu ist sich seiner Sache nicht sicher, weil die Fragmentraumer eine Konstruktion
darstellen, die unseren Vorstellungen von einem Raumschiff zuwiderlaufen. Abgesehen von diesem
nicht zu unterschätzenden Unsicherheitsfaktor befürchtet er, daß der Hauptteil der Fragoindustrie
mit dem Bau von diesen Fragmentschiffen beschäftigt ist.«
»Aber wo sind denn diese kastenförmigen Ungetüme?« fragte Brazo Alkher heftig.
»Sengu hat vorhin von dem Raumhafen aus, der uns benachbart ist, eine Flotte von mehr als
fünfzig Fragmentschiffen starten sehen. Er sagte mir, daß sie von der Bandstraße direkt in den
Raum vorgestoßen wären.«
»Wo ist Sengu jetzt?«
»In der anderen Kuppel. Er beobachtet, Captain. Ich möchte empfehlen, ihn nicht zu
stören.«
Alkher wandte sich an den Robotiker. »Was halten Sie davon, Moders?«
»Was soll ich von Ellis' Ausführungen halten? Ist Frago an sich nicht schon ein vollständiger
Beweis dafür, daß wir es hier mit Ungeheuerlichem zu tun haben?«
»Zwischen der ehemaligen Roboterwelt Arkon III mit der Riesenpositronik und Frago sehe ich
keinen großen Unterschied, Moders.«
»Ich doch«, widersprach der Robotiker. »Der Unterschied liegt in den Robotern. Vergessen wir
doch nicht, daß jeder einzelne durch organisches, aber künstlich erzeugtes Plasma teilorganisch
ist. Jeder Posbi ist eine selbständige Einheit und vollkommen unabhängig von einem
Riesengehirn.«
Brazo Alkhers Handbewegung zur Schalttafel lenkte ihn ab.
»Was tun Sie da, Captain?« fragte er.
»Einen neuen Peilimpuls abstrahlen«, brummte Brazo. »Sie mit Ihrem Kollegen Ellis heizen mir
zu stark ein. Hoffentlich kommt der Peilkurzimpuls überhaupt durch. Wie sieht es mit dem
Funkverkehr auf diesem Irrsinnsstern aus?«
Osborne zuckte zusammen. Er saß die ganze Zeit über schon vor dem Abschnitt der Schalttafel,
in dem die Funkgeräte untergebracht waren.
»Wie, bitte? Funkverkehr, Captain?« Er räusperte sich. »Es wimmelt von positronischen
Funkimpulsen, aber ich kann nicht sagen, ob es Befehle für die Fließbandsteuerungen sind oder
Gespräche zwischen Funkstationen. Man müßte diese Funkimpulse einmal durch den Simultanübersetzer
laufen lassen.«
Brazo winkte ab. »Lieber nicht. Wie sieht es denn mit Hyperfunksprüchen aus, Osborne? Haben
Sie davon noch keine festgestellt?«
»Darauf kann ich Ihnen leider keine präzise Antwort geben, weil ich Wellenformen in diesen
Darstellungen … Da, sehen Sie! Hier schlägt eine von diesen Rätselamplituden wieder durch.
Haben Sie sie beobachtet?«
Statt einer Antwort betätigte Brazo Alkher wieder den Schalter, mit dem er ihren
verschlüsselten Peilimpuls ausstrahlen ließ.
Van Moders und Ellis sahen sich besorgt an. Ihnen war bekannt, welchen Ruf dieser blutjunge
Captain besaß. Wenn Alkher ohne Rücksicht auf Entdeckung so kurz hintereinander Peilzeichen
funkte, dann mußte er ihre Lage als äußerst bedrohlich ansehen.
Die ALTA-663 lag immer noch auf demselben Fleck des Raumhafens, und kein Roboter schien sich
um das Schiff zu kümmern.
»Oh!« stieß Osborne aus und beobachtete angespannt den winzigen Amplitudenschirm. »Jetzt
herrscht aber ein Betrieb, als ob hundert Stationen auf einmal funkten.«
»Sind denn das Funksprüche, Osborne? Vorhin konnten Sie mir darauf keine Antwort …«
Der Lautsprecher ihrer winzigen Tornistergeräte sprach an. An Stelle von Worten hörten sie
aber nur eine Reihe von unverständlichen Krächzlauten, die schnell wieder verstummten.
»Große Galaxis!« schrie Van Moders auf und deutete auf die logarithmische Skala, die das
Gesamtspektrum der elektromagnetischen Wellen umfaßte.
Im Ultraviolettbereich glühte plötzlich ein scharf abgezeichneter Grünpunkt. Er stand genau
auf dem Wert von 10 eVolt, also ziemlich dicht an der Grenze zu den Röntgenstrahlen.
»Raumhelme zu! Schutzschirme aufbauen!« Brazo Alkhers beherrschte Stimme verriet nichts von
der Erregung, die ihn blitzartig überfallen hatte.
Die Posbis hatten seine Peilimpulse festgestellt und seinen Funkverkehr mit einem
Ultraviolett-Lichtangriff auf das
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