Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Unterbewußtsein sammelt wertvolle Daten. Später, wenn er zurück ist, können sie mühelos an die Oberfläche seines Bewußtseins geholt werden.«
Rhodan dachte einen Augenblick nach.
»Wenn das so einfach ist«, sagte er, »sollten wir doch ebenfalls keine Schwierigkeiten haben, zu seinem Unterbewußtsein vorzudringen.«
»Wenn wir das versuchen, töten wie Fyrn«, erklärte Berhaan ernst. »Er verfügt über eine geistige Sicherheitsschaltung, die nur von Eingeweihten beseitigt werden kann. Eine falsche Behandlung führt zum Gehirntod.«
Rhodan runzelte die Stirn. Eine geheime Organisation konnte natürlich nicht rücksichtsvoll arbeiten, aber diese Methode kam ihm barbarisch vor.
»Was haben Sie mit Fyrn vor?« fragte er Berhaan.
In Berhaans Augen leuchtete der unerschütterliche Glaube an die eigene Intelligenz. Die sprichwörtliche Selbstsicherheit der Akonen kam bei ihm besonders stark zur Geltung.
»Das ist eine Angelegenheit, die nur uns und den Großen Rat betrifft«, eröffnete er Rhodan.
Der Administrator fühlte die Wärme, die das heiße Getränk in seinem Körper verbreitet hatte. Die unerklärliche Verbundenheit, die er für Fyrn empfunden hatte, war geblieben. Es war ihm klar, daß die Akonen genau das versuchen würden, was sie den Terranern nicht gestatten wollten: die Sicherheitsschaltung Fyrns zu beseitigen, ohne daß der Spion starb. Es war mehr als unwahrscheinlich, daß ihnen das gelingen würde. Fyrn würde also sterben.
Das Gehirn des Mannes, mit dem er freundschaftlich Kaffee getrunken hatte, würde explodieren. Die Explosion würde geistiger Natur sein, aber den gleichen Effekt hervorrufen wie jede andere innerhalb eines Schädels: Fyrns Tod.
»Ich bitte Sie, diesen Mann der Solaren Abwehr zu überlassen«, sagte er zu Berhaan.
Im ausdrucksvollen Gesicht des Akonen zuckte kein Muskel.
»Ihre Bitte ist vermutlich sehr nachdrücklicher Natur?« erkundigte er sich mit feinem Spott.
Rhodan mußte lachen.
»Gerade so nachdrücklich, um Erfolg zu haben«, sagte er zu den Akonen.
Rowynn, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sagte: »Ihre Forderung könnte letzten Endes die Allianz gefährden. Es können Verwicklungen entstehen.«
»Das einzige, was im Augenblick unsere Koalition gefährden könnte, wäre die Beseitigung der Posbi-Gefahr«, sagte Rhodan mit rücksichtsloser Offenheit.
Berhaan errötete, blieb aber stumm. Rhodan packte Fyrn am Arm.
»Kommen Sie!« befahl er.
An den schweigenden Wissenschaftlern vorüber zog er Fyrn aus der Kantine. Die frische Luft, die ihnen entgegenschlug, tat ihm gut. Er ließ Fyrn los und blickte zur Baustelle hinüber. Der Transmitter wirkte wie ein Triumphbogen.
»Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet«, sagte Fyrn leise.
Rhodan schaute ihn von der Seite her an. Fyrn hatte ein sehr jugendliches Gesicht, er wirkte viel jünger, als er in Wirklichkeit war. Seine schmale Nase verlief gradlinig. Augen und Haare waren im Gegensatz zu den meisten Akonen von einem schimmernden Grau. Fyrn war schlank, fast zerbrechlich.
»Sind Sie ein Spion?« fragte Rhodan.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Fyrn.
Sie gingen weiter, wobei sie die Richtung auf den Transmitter einschlugen. Gleich darauf wurden sie von Berhaan und seinen beiden Begleitern überholt, die in einem Montagewagen vorüberfuhren. Berhaan lächelte von seinem Sitz herunter, als sei nichts geschehen.
»Was werden Sie mit mir tun?« erkundigte sich Fyrn, als der Wagen davonrollte.
»Ich nehme Sie mit«, erwiderte Rhodan.
Fyrn blieb stehen. »Wenn ich ein Spion bin – und es ist sehr wahrscheinlich, daß es so ist –, werden Sie Schwierigkeiten mit mir bekommen.«
»Die Posbis werden Ihnen wenig Zeit lassen, an Ihre Spionagetätigkeit zu denken, weder bewußt noch unbewußt.«
Fyrn mußte lachen. Sie begegneten vier terranischen Technikern, die auf dem Weg zur Kantine waren. Diese Männer würden nicht durch den Transmitter gehen. Mit Fyrn erhöhte sich die Zahl der Mitglieder des Einsatzkommandos auf 43. Darunter befanden sich Atlan, Van Moders, Gucky, Tschubai, Marshall, Goratschin, der wieder genesen war, und andere Mutanten. Außerdem gehörten einige Spezialisten dem Team an.
Die Zeitspanne, die das Einsatzkommando von der Hölle trennte, hatte sich um eine weitere Stunde verringert.
In genau vier Stunden und dreiunddreißig Minuten würden die Männer den Transmitter betreten.
2.
Auf einen Flottentender kommandiert zu werden, bedeutete für die
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