Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
wirklich frei sind?« fragte Albright unsicher.
»Wir können uns innerhalb der Station bewegen, wohin wir wollen«, gab Loden bekannt. »Das Gehirn hat uns als mechanisches Leben akzeptiert.«
In Lodens Freude mischte sich allmählich die Sorge um Dr. Riesenhaft. Warum kam der Kleine nicht zurück?
Bergmann, der sich anscheinend die gleiche Frage gestellt hatte, fragte: »Wo bleibt der Chef?«
»Hoffentlich ist ihm nichts passiert«, sagte Albright.
»Da wir nun die Genehmigung haben, uns frei zu bewegen, können wir ihn suchen«, schlug Loden vor.
Ohne auf die Zustimmung der anderen zu warten, ging er in den Gang hinaus. Bergmann schloß sich ihm an, dann folgten Albright und Shawlee.
Sie fanden Dr. Riesenhaft am Ende des Ganges. Er hockte auf einem flachen Sockel. Als er die Männer kommen sah, stand er auf, und Loden sah, daß der Kybernetiker vollkommen nackt war. Aber da war nichts Lächerliches oder Anstößiges an seinem Aussehen. Riesenhaft war nichts als ein Mensch mit bleicher Haut, unter der die Knochen sich abzeichneten.
Mit einer Stimme, in der unendliche Müdigkeit mitschwang, sagte Dr. Riesenhaft: »Das war eine verteufelte Idee, Emmet. Dafür werden Sie eines Tages in der Hölle schmoren.« Er nickte Albright zu. »Außer mir sind Sie der Kleinste«, sagte er. »Worauf warten Sie noch, Albright? Ich schätze, daß mich Ihre Unterhose leidlich kleiden wird.«
Emmet Loden wartete, bis Dr. Riesenhaft Unterhose, Hemd und Strümpfe von Albright angezogen hatte.
»So«, sagte Riesenhaft befriedigt und klopfte auf seine schmale Brust. »Jetzt können wir uns der Durchführung unserer weiteren Pläne zuwenden.«
Diese Worte bewiesen Loden, daß der Kleine nichts von seiner Entschlossenheit verloren hatte.
»Wie ging die Untersuchung vor sich, Doc?« wollte Bergmann wissen.
Riesenhaft winkte ab.
»Ich habe mich mit mehr oder weniger großem Erfolg bemüht, meine Prothese an die richtigen Stellen zu bringen«, erklärte er. »Es war kein angenehmer Vorgang. Seien Sie froh darüber, daß ich mich bisher mit einer derart primitiven Ausführung begnügt habe. Ein moderner künstlicher Arm hätte uns sicher nicht viel geholfen.«
»Dann können wir uns also ohne Gefahr bewegen?« fragte Albright.
»Seien Sie nicht voreilig«, brummte Riesenhaft. »Ich werde Ihnen sagen, was wir können. Wir müssen möglichst schnell den Stützpunkt verlassen. Ohne Zweifel werden die Roboter noch eine gründliche Analyse der gewonnenen Daten vornehmen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie diese ausfallen wird. Bis die Positronik herausgefunden hat, daß wir sie blufften, müssen wir den Stützpunkt verlassen haben.«
»Aber wo sollen wir hin?« Shawlees Stimme klang niedergeschlagen.
»Wir befinden uns auf einem vollkommen fremden Planeten. Unser Glück war, daß es sich um eine atembare Atmosphäre handelt.« Riesenhaft machte eine ausholende Handbewegung. »Unser erstes Ziel mußte zunächst einmal die Rettung unseres Lebens sein. Jetzt, wo wir das erreicht haben, können wir uns anderen Dingen zuwenden. In erster Linie müssen wir einen Weg finden, um auf einer unbekannten Welt zu überleben. Zweifellos steht dieser Planet irgendwo am Rand der Galaxis. Ich bin überzeugt, daß innerhalb dieses Stützpunktes Sendeanlagen montiert sind. Diese zu finden, wird unser nächster Schritt sein. Wir werden, wenn wir erst einen Unterschlupf außerhalb der Station gefunden haben, heimlich hierher zurückkehren. Vermutlich wurde auch dieser Stützpunkt errichtet, um die Mechanica-Wesen vor den Laurins zu schützen.«
»Das bedeutet«, unterbrach Loden, »daß wir hier unsere auf Surprise begonnene Arbeit fortsetzen können.«
»Völlig richtig.« Riesenhaft nickte selbstgefällig. »Einen Teil der Arbeit habe ich jedoch schon erledigt, indem ich die Positronik veranlaßte, mir einiges über die Laurins zu erzählen, was wir noch nicht wußten.«
Die anderen starrten ihn sprachlos an. Riesenhaft genoß es.
»Die Laurins sind menschengroße, pfahlförmige Wesen«, sagte er. »Ihr Körper wird von einer blaßgrauen, gummiähnlichen Haut umspannt. Es scheinen Reptilienabkömmlinge zu sein. Ihre Gliedmaßen sind tentakelähnlich. Ihr Kopf sitzt auf einem etwa dreißig Zentimeter langen Hals und besitzt drei Augen, die gewährleisten, daß die Laurins sich gegenseitig sehen können, auch wenn ihr Flexo-Organ aktiviert ist.«
»Flexo-Organ?« echote Loden.
»Es handelt sich um einen organischen Deflektor«, erklärte
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