Silberband 018 - Hornschrecken
Kräften war. Vermutlich
erreichte er dann doppelte Sprungweite.
»Zurück zum Lager!« befahl er. »Schonepal hat recht. Wir müssen versuchen, das Ding zu
vernichten. Versuch noch einmal, seine Absichten herauszufinden, Gucky. Es wäre ungeheuer
wichtig.«
Aber so wichtig es auch war, Guckys Bemühungen blieben ohne Erfolg.
Niedergeschlagen landeten sie schließlich im Lager.
Jeder Panzer war mit zwei Mann besetzt. Rhodan leitete selbst die Aktion. Die
Ruinenstadt in der Nähe des Pols war nur zweihundert Kilometer vom Lager entfernt und wurde
schnell erreicht. Die Funkgeräte waren alle eingeschaltet, so daß einer hören konnte, was der
andere sagte.
Nach dreistündiger Suche wurde immer wahrscheinlicher, daß der Schreckwurm nicht mehr in den
Ruinen war. Auch wenn er sich verbarg, so war doch sicher, daß er sich durch einen Angriff
bemerkbar gemacht hätte. Oder sollte Guckys Vermutung stimmen und er so geschwächt sein, daß er
irgendwo in den unübersichtlichen Trümmern verendet war?
Sie bestatteten die getöteten Männer. Borowski sprach die letzten Worte an ihrem gemeinsamen
Grab und überlegte, wie Claudia Peggins sich mit dem Tod Leutnant Gabriels abfinden würde. Die
beiden waren mehr als nur befreundet gewesen.
Später zogen die Panzer in aufgelöster Ordnung immer größere Kreise um die Stadt. Sie flogen
niedrig und schnell, um ein möglichst ausgedehntes Gebiet absuchen zu können.
Es dauerte fast weitere zwei Stunden, ehe der Pilot des am weitesten östlich vorgestoßenen
Panzers plötzlich aufgeregt meldete: »Ein Tier, das wie das beschriebene aussieht, bewegt sich
mit großen Sprüngen in südöstlicher Richtung. Es kommt schnell voran.«
»Ihre Position?« fragte Rhodan und notierte die Daten. Er sah auf die primitive Karte, die von
den Kartographen angefertigt worden war. Der Schreckwurm war siebzig Kilometer von der
Ruinenstadt entfernt und bewegte sich genau in Richtung des Lagers am Fluß. Er würde dort noch
vor Einbruch der Dunkelheit eintreffen.
Aus dem bisherigen Forschungsunternehmen wurde von einer Sekunde zur anderen fürchterlicher
Ernst. Wenn der Schreckwurm das Lager überfiel, waren die Folgen nicht abzusehen. Mit den
herkömmlichen Mitteln war er nicht zu bekämpfen. Es war sogar fraglich, ob die Bordgeschütze der
sieben Panzer ihn töten konnten.
»Verlieren Sie den Schreckwurm nicht aus den Augen, aber halten Sie Sicherheitsabstand. Wir
sind in wenigen Minuten bei Ihnen.«
Niemand kam auf den Gedanken, es könne sich bei dem entdeckten Tier nicht um dasselbe Exemplar
handeln, das ihnen in der Stadt begegnet war. Gucky, der hinter Rhodan in der sonst leeren Kabine
des Panzers saß, versuchte erneut, die Gedankenimpulse des Monsters aufzufangen. Er schüttelte
verzweifelt den Kopf.
»Gedanken sind das keine – wenigstens keine richtigen. Gefühlssendungen vielleicht. Und
das Biest hat recht unfreundliche Gefühle, wenn ich mich nicht irre. Sie gelten uns in erster
Linie, aber auch noch anderen Dingen, die ich nicht identifizieren kann. Immer wieder diese noch
unerledigte Aufgabe. Und dann Ohnmacht, Zorn und Hilflosigkeit. Sogar Furcht.«
»Unverständlich!« rief Rhodan, als er weit vorn in der welligen Ebene einen dunklen Punkt
auftauchen sah. »Warum hilflos, wenn er uns alle umbringen kann? Das ist doch ein
Widerspruch.«
Der dunkle Punkt war der Schreckwurm. Hoch über ihm kreisten bereits drei der Panzer. Die
anderen näherten sich aus verschiedenen Richtungen.
Rhodan gab seine Anordnungen. Als sämtliche Panzer einsatzbereit waren, ließen sie sich tiefer
sinken, bis sie nur noch fünfzig Meter über der Oberfläche standen. Sie bildeten einen Kreis. Die
Bordgeschütze waren auf den Schreckwurm gerichtet, der sich gerade erneut zum Sprung krümmte, um
seinen Vormarsch in Richtung Lager fortzusetzen.
Rhodan gab den Feuerbefehl. Er wollte sehen, ob der Beschuß den Wurm am Sprung hindern konnte,
wenn er ihn schon nicht sofort tötete.
Aus sieben Geschützen rasten die Energiebündel auf das unheimliche Lebewesen zu und trafen es.
Zuerst geschah nichts. Der Wurm blieb reglos liegen, die Krümmung lockerte sich. Die Farbe der
Haut begann sich wie bei einem Chamäleon zu verändern. Sie wurde schwarz und straffer. Der Wurm
reckte sich, aber Rhodan hatte das unbehagliche Gefühl, daß er es nur aus Wonne tat.
Wahrscheinlich badete sich das Tier in der wohltuenden Wärme der Energiestrahlen.
Rhodans einzige Hoffnung
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