Silberband 018 - Hornschrecken
Lebensbedingungen für die Bäume ungünstig
waren, gab es Lichtungen, Steppen und auch Sümpfe.
Sie landeten bei den Ruinen einer ausgedehnten Siedlung, die am Fuß eines Gebirges lag. Eine
einzige der rätselhaften Hitzebomben hatte sie vernichtet, denn in der Mitte der Stadt war ein
gigantischer Krater von nahezu einem Kilometer Durchmesser. Die Ränder waren glasig überzogen und
ließen Schlüsse auf die ungeheuren Temperaturen zu, die im Kern der Explosion geherrscht
hatten.
Die Strahlung war ungefährlich.
Rhodan und Gucky, die als Beobachter an der Expedition teilnahmen, begaben sich mit Borowski
ins Freie. Die Besatzung des zweiten Panzers landete am anderen Ende der Stadt und drang von dort
aus in die Ruinen ein. Mit Hilfe ihrer Minikome blieben sie in ständiger Verbindung.
Schonepal kam hinter Rhodan und Borowski her. »Es ist besser, wenn ich Sie begleite. Es
genügt, wenn Darelle beim Panzer zurückbleibt.«
Niemand hatte etwas dagegen.
Sie wanderten um den Krater herum und gelangten in weniger zerstörtes Gebiet. Einige der
übergroßen Ratten ergriffen die Flucht, ohne den Versuch zu unternehmen, sie anzugreifen.
Wahrscheinlich fehlte ihnen der anfeuernde Befehl eines menschlichen Mutanten.
»Die Hitze muß alles abgetötet und vernichtet haben«, sagte Rhodan, als sie eine Stunde später
nach Untersuchung einiger Ruinen den Rückweg zum Panzer antraten. »Ich wundere mich fast, daß es
überhaupt Leben gibt. Mährlich hat recht, wenn er die Katastrophe fünfzig Jahre zurückverlegt. So
lange könnte es etwa her sein, länger nicht. Es gäbe sonst noch mehr Mutationen. Immerhin ist es
erstaunlich, daß in fünf Jahrzehnten die Bäume so hoch wachsen konnten.«
»Hier in der Stadt sind kaum Bäume«, sagte Borowski.
»Das stimmt – und es ist seltsam.« Rhodan überzeugte sich davon, daß sie die Richtung
nicht verloren. Schonepal gab der anderen Expedition neue Anweisungen. Auch dort hatte man nichts
gefunden. »Ich nehme an, draußen ließ die Strahlung eher nach. Hier ist sie noch wirksam und
verhindert eine stärkere Verbreitung der Vegetation.«
Als der Panzer in Sicht kam, erreichte sie der Alarmruf der anderen Gruppe. Leutnant Gabriel
wollte noch Einzelheiten durchgeben, aber die Sendung wurde plötzlich unterbrochen. Einzelne
Hilferufe kamen noch durch, dann war Ruhe.
Rhodan überlegte nicht lange. In großen Sätzen eilte er auf den Panzer zu, aber Gucky holte
ihn mit einem Teleportersprung ein und nahm seine Hand.
»Perry, ich bringe dich zu Gabriel und seinen Leuten.«
Rhodan nickte und rief: »Borowski, Schonepal – kommen Sie mit dem Panzer nach. Beeilen
Sie sich, die anderen brauchen Hilfe.«
Gucky teleportierte. Nach zwei Sprüngen erreichten er und Rhodan die Stelle, an der der andere
Panzer gelandet war.
Ein dritter Sprung brachte sie schnell in Sicherheit. Sie standen auf dem Dach eines gut
erhaltenen Gebäudes und sahen auf das Ruinenfeld hinab, wo etwas Grauenhaftes und Unbegreifliches
geschah.
Von den fünf Männern der Gruppe war nichts mehr zu sehen. Der Panzer mit dem Piloten stand an
der alten Stelle, aber er wurde von einem riesenhaften Tier angegriffen, das keine zwanzig Meter
entfernt zwischen den Trümmern lag und sich langsam aufrichtete.
Es erinnerte an einen Wal oder an einen Wurm, war etwa zwanzig Meter lang und an der stärksten
Stelle fünf Meter dick. Der runde Kopf hatte ein breites, weit geöffnetes Maul mit scharfen
Zahnreihen. Die Augen saßen dicht nebeneinander, dahinter waren vier Gliedmaßen zu erkennen. Zwei
oben und zwei unten, jeweils am Ende des breiten Mauls und damit fast am Hinterkopf. Die Haut war
glatt und machte einen widerstandsfähigen Eindruck – ein Eindruck, der sich als richtig
erwies.
Der Panzer feuerte auf das Untier.
Der Energiestrahl traf es genau am Kopf, aber zu seinem Entsetzen bemerkte Rhodan keine
destruktive Veränderung. Der Strahl perlte völlig wirkungslos ab. Die flammenden Energien flossen
nach allen Seiten auseinander und wurden von der Haut absorbiert.
Auf dem Dach fühlte Rhodan sich sicher. »Gucky, hole den Piloten des Panzers, aber schnell.
Ich fürchte, er wird nicht viel ausrichten können.«
Gucky verschwand.
Sekunden später stellte der Panzer sein Feuer ein, dann erschien der Mausbiber wieder. Mit ihm
materialisierte der Mann, der den Panzer gesteuert hatte. Er starrte schreckensbleich auf Rhodan,
und es dauerte Sekunden, ehe er ihn erkannte.
»Sir –
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