Silberband 018 - Hornschrecken
überblickte den Raumhafen. Er war so groß, daß ich sein Ende nicht ausmachen konnte. Zahlreiche
Schiffe standen auf den farbig markierten Landefeldern, aber darunter gewahrte ich nur eins, das
mit dem Explorerkreuzer identisch sein konnte.
Weiter östlich erspähte ich den Kugelrumpf eines Raumers, der fraglos auf einer terranischen
Werft erbaut worden war. Er wurde von einem Energiegatter umgeben.
Ich überlegte nicht mehr lange. Die Zeit drängte. Nach einer letzten Kontrolle schaltete ich
den Schwingenmotor ein, stieß mich ab und stieg mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft
empor.
Niemand beachtete mich.
Minuten später war der Kugelrumpf des Forschungsschiffs so groß geworden, daß ich ihn nicht
mehr mit einem Blick übersehen konnte.
Vorsichtig umflog ich das Energiegatter. Es schloß die EXPLORER-1207 ringförmig ein und
verhinderte einen Ausbruch der Besatzung. Mein Energietaster zeigte an, daß ein Überfliegen
ungefährlich war, wenn ich eine Höhe von fünfhundert Meter einhielt.
Ich stieg mit gewaltigen Schwingenschlägen hoch und setzte dann über dem Schiff zum Sturzflug
an. Die obere Polkuppel diente mir als Fixierpunkt. Der Forschungsraumer war aus der Zelle eines
Schweren Kreuzers aufgebaut worden. Er durchmaß zweihundert Meter. Ich landete auf dem heißen
Stahlmantel der Zelle und hielt Ausschau nach einer Rumpföffnung, die ich schließlich in der
ausgefahrenen Kuppel des Bordobservatoriums entdeckte.
Ich schlüpfte hinein und befand mich in einem Raum, in dem ein Teleskop aufgebaut war.
Zwei Männer waren lustlos damit beschäftigt, die ohnehin blanken Teile des Instruments zu
polieren. Einer davon war ein Korporal.
Ich flatterte zu einem Geländer hinüber und ließ mich auf dem Handlauf nieder. Der Korporal
entdeckte mich sofort. Ich sah ihn mit den Vogelaugen treu an, neigte nach Kubuart den Kopf und
krächzte freundlich in Interkosmo: »Ha-Bubi-ha-Bubi, Bubi fleißig – ha …«
Der Terraner legte seinen Putzlappen zur Seite, schaute zur Teleskopöffnung hinauf,
anschließend zu mir hinüber und sagte dann: »Mistvieh! Wenn du mir das Geländer bekleckerst, geht
es dir schlecht.«
Die wenig vornehme Begrüßung schockierte mich. Ich erschrak so sehr, daß ich fast von der
Stange gefallen wäre.
Der zweite Mann lachte, doch die Miene des Korporals wurde noch grimmiger. Scheinheilig
lächelnd und Lockrufe ausstoßend kam er auf mich zu. Ich fürchtete um mein Leben. Deshalb öffnete
ich schleunigst den Brustverschluß und steckte den Kopf heraus.
»Bedienen Sie sich gefälligst einer anständigen Ausdrucksweise«, brüllte ich.
Der Mann blieb ruckartig stehen, verfärbte sich und begann dann krampfhaft zu schlucken. Ich
lachte hämisch.
»Sie bekommen wohl kalte Füße, was? Wenn Sie sich erholt haben, nehmen Sie mich auf Ihre
Schulter und bringen Sie mich zum Kommandanten des Schiffes. Ich bin Lemy Danger, Spezialist und
Major der USO. Sie haben doch einen Notruf abgestrahlt, nicht wahr?«
Es dauerte noch einige Minuten, bis ich den Korporal davon überzeugt hatte, daß ich kein Geist
war. Terraner können manchmal wirklich eine lange Leitung haben.
Eine halbe Stunde später landete ich auf dem Schreibtisch des Kommandanten. Offiziere und
leitende Wissenschaftler stürmten herein. Ich wurde bestaunt, als wäre ich das größte Wunder der
Galaxis. Schließlich kletterte ich aus der Maschine und zeigte mich in voller Größe.
Oberstleutnant Fred Hymik, Kommandant der EXPLORER-1207, wahrte seine Würde.
»Willkommen an Bord«, sagte er. »Es wird höchste Zeit, daß die USO eingreift. Was darf ich
Ihnen anbieten? Ihre Maske dürfte nicht sehr bequem sein.«
Darin irrte sich der Mann zwar, aber ich hielt es für unhöflich, ihn belehren zu wollen.
Ich bedankte mich und kam zur Sache. Ein Offizier sorgte dafür, daß wir unter uns blieben. Was
ich anschließend hörte, warf meine gesamte Planung um.
6.
Melbar Kasom
Die Haknorer hatten mich bei Sonnenaufgang entlassen, nachdem sie drei Tage lang
versucht hatten, Widersprüche in meinen Aussagen festzustellen. Mein Auftreten als Überschwerer
und Pendler war so überzeugend gewesen, daß den Haknorern keine andere Wahl geblieben war, als
mir die Freiheit zu geben.
Sie war allerdings nur beschränkt, denn ich hatte Start- und Funkverbot erhalten. In die
KASO-V zurückgekehrt, hatte ich leere Laderäume und eine zertrümmerte Funkstation vorgefunden.
Meine Beschwerde war fruchtlos
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