Silberband 018 - Hornschrecken
Sicherheitsgurte an. Der Große trug mich hinaus. Im
Freien angekommen, warf er mich in die Luft, und ich nahm mit voller Maschinenkraft Fahrt auf.
Als die Geröllwüste in meinem Blickfeld auftauchte, hing Kasom schon in der Steilwand und begann
mit seinem Aufstieg. Minuten später war im Talkessel die Hölle los.
Panzerfahrzeuge preschten durch den Zugang und fuhren auf die Höhle zu. Ich saß am Rand der
Kesselwandung und spähte nach unten. Kasoms Körperwärme erzeugte ein schwaches Infrarotbild, das
sich aber kaum von dem noch erhitzten Gestein abhob.
Zu allem entschlossen, fuhr ich die Schnabelkanone aus und nahm einen Panzer aufs Korn. Der
Sprechfunkverkehr der Akonen war so stark, daß ich es wagen konnte, mit Melbar Verbindung
aufzunehmen.
»Wo bist du, Dicker?«
»Die Hälfte habe ich geschafft«, antwortete er. »Bist du in Sicherheit?«
»Ja, ich habe die Hochlandwüste erreicht.«
»Dann fliege weiter.«
»Nicht ohne dich.«
»Rede keinen Unsinn, Kleiner. Das Gerät ist wichtiger als alles andere. Fliege hinab in die
Ebene, strahle deinen Notruf ab und wechsle den Standort. Ich verstecke mich und gebe später
Peilzeichen.«
Ich wartete trotzdem, bis Kasom oben ankam. Weit unter uns brach ein Feuergefecht aus, das
anscheinend auf einem Irrtum beruhte. Als Melbar bereits davonrannte und ich mit der überladenen
Maschine folgte, begann es in den Schluchten zu tosen.
»Sie starten«, gab Kasom durch. »Hier oben werde ich sofort geortet. Wo kann ich am besten
absteigen? Ich muß die Wasserstelle finden, wo wir zuerst gelagert haben. Fliege vor und suche
einen Weg.«
Ich kannte das Gelände ziemlich genau. Noch ehe das Akonenschiff aus seinem Versteck
auftauchte, hatte ich Kasom den Weg bis zur Quelle gewiesen und flog dann davon.
»Ich warte auf euch. Wenn ihr keine Peilzeichen erhaltet, sucht nicht lange. Mache deine Sache
gut, kleiner Freund.«
Meine Augen wurden feucht, als ich durch die Nacht davonschoß. Ich dachte auch noch an Melbar
Kasom, als ich hundert Kilometer entfernt in die Ebene niederstieß, meinen Funkspruch an den
wartenden USO-Kreuzer absetzte und sofort die Stellung wechselte.
Kaum getan, dröhnte ein feuerspeiendes Ungeheuer aus dem Himmel herab. Dort, wo ich gefunkt
hatte, brach der Boden auf. Die Akonen scheuten sich nicht, die Landschaft mit einer schweren
Kernbombe zu verwüsten.
Fünf Minuten später antwortete der Kreuzer auf der Hyperwelle der USO. Ich meldete mich
nochmals und forderte mit einem Raffimpuls Alarmstufe eins an. Das bedeutete die baldige Ankunft
eines USO-Geschwaders. Anschließend wechselte ich wieder die Stellung.
Das Raumschiff war noch bis Tagesanbruch sichtbar. Mein Impulsorter sprach ununterbrochen an.
Die Fremden suchten nach dem Unbekannten, der ihnen den Zellaktivator vor der Nase entführt
hatte. Vor allem aber hatte ich durch meine leicht einpeilbaren Hyperfunksprüche erreicht, daß
man nicht nach Melbar Kasom suchte.
Drei Stunden nach Sonnenaufgang nahm das Akonenschiff plötzlich Fahrt auf und dröhnte in den
Himmel. Wenige Minuten später teilte mir der Kommandant des USO-Kreuzers mit, daß das akonische
Schiff bei einem Gefecht abgeschossen worden sei. Die Chance, an die Drahtzieher dieser
akonischen Aktion heranzukommen, war dadurch vertan worden. Aber ich machte dem Kommandanten
keine Vorwürfe. Er hatte keine andere Wahl gehabt. Wahrscheinlich war er durch die Akonen derart
in Bedrängnis geraten, daß er sich dazu entschließen mußte, zu feuern, ehe er selbst vernichtet
wurde.
Die nachfolgenden Ereignisse interessierten mich nicht mehr. Ich flog vorsichtig zur
Hochlandwüste zurück und kam am späten Nachmittag bei Melbar an.
Nur vierundzwanzig Stunden später erfuhren die Herren der haknorschen Regierung, was es heißt,
gegen die Gesetze des Imperiums zu verstoßen. Eine Interventionsflotte unter Atlans Führung traf
über dem Planeten ein.
Die Feindseligkeiten zwischen Regierungstruppen und Rebellen wurden eingestellt, die
EXPLORER-1207 freigegeben und Neuwahlen angekündigt, bei denen die Farmer wohl als Sieger
hervorgehen würden.
Melbar und ich wurden in einem Beiboot abgeholt. Es setzte uns auf dem Raumhafen von Tesonta
ab, wo wir von Lordadmiral Atlan in das Flaggschiff befohlen wurden.
Ich stand im besten Dienstanzug und in strammer Haltung auf dem Schreibtisch des unsterblichen
Arkoniden.
Vor meinen Füßen lag der Zellaktivator. Atlan hatte erst nach unserer Ankunft
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