Silberband 018 - Hornschrecken
gewesen. Doch zuerst war es Tyll. Großer Himmel, was tut sich denn bei uns im
Schiff?«
»Wenn Sie einmal versuchen würden, zusammenhängend zu reden, wäre ich Ihnen dankbar«, sagte
Herzog, seine Spannung mühsam unterdrückend.
Gus Orff berichtete. Thomas Herzogs Aufmerksamkeit wuchs.
Als Orff schwieg, meinte er zögernd: »Ich hätte die größte Lust, Leyden einem Paratest zu
unterziehen.«
»Nur das nicht, Sir«, wehrte sich Orff gegen diesen Vorschlag. »Leyden ist es doch selbst
gewesen, der mich über den Grund seiner Unruhe informierte.«
»Es kann ebenso der Versuch gewesen sein, sich damit aus dem Kreis der Verdächtigen zu
begeben.«
»Das glaube ich nicht, Herzog. Leyden hat mit diesem Phänomen nichts zu tun.«
Herzog schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Soll vielleicht der dritte Trabant hinter
unserem Wunschgefühl stecken, auf ihm zu landen?«
»Das möchte ich nicht behaupten. Die Gefahr, mich lächerlich zu machen, wäre doch zu
groß …«
»Sie sagen selbst, daß der Mondplanet ausscheidet. Also – wir haben einen Para im Schiff,
der uns auf Hypnobasis kommandiert. Der Verdächtigste ist Tyll Leyden. Er muß sich einem Paratest
unterziehen. Das hat unauffällig für die anderen zu geschehen.« Er drückte die Sprechtaste.
Herzog war mit dem Schiffslazarett verbunden. »Doktor Lao zum Kommandanten.«
Der Arzt kam. Er bestätigte, ebenfalls den Wunsch zu haben, daß das Schiff auf dem dritten
Trabanten landen sollte.
Er sagte kein Wort, als er vom Kommandanten den Befehl erhielt, den Astronomen und Physiker
Leyden einem Paratest zu unterziehen.
»Ich erwarte schnellstens das Resultat. Das Schiff fliegt vorläufig nicht weiter.« Er stellte
Sprechkontakt zum Piloten her. »Hier Kommandant, Schiff stoppen! Ende.«
Im anderen Sessel saß Gus Orff. Er schüttelte unzufrieden den Kopf. »Ich würde es nicht tun,
Sir.«
»Es bleibt bei meinem Entschluß. Bitte, Doktor Lao, erledigen Sie den Fall. Aber so
unauffällig, daß außer Ihren Mitarbeitern keiner davon etwas erfährt.«
Als der Arzt gegangen war, sagte Thomas Herzog wie zu seiner Verteidigung: »Wo kommen wir denn
hin, wenn das Schiff durch einen Hypno kommandiert wird, Orff?«
Orff hüllte sich in Schweigen. Besonders wohl in seiner Haut fühlte er sich nicht. Er kam sich
als Verräter an Tyll Leyden vor.
Der Test lief. Leyden, der vorher über den bevorstehenden Test informiert worden
war, lag im Tiefschlaf. Immer öfter sahen sich Lao und seine Kollegen hilflos an. Der Mann, den
sie einem Paratest unterzogen, war vollkommen normal.
»Sollen wir abbrechen?« machte einer den Vorschlag.
Lao fragte bei dem Kommandanten um Erlaubnis.
»Nein. Zu Ende führen.«
Der Test wurde zu Ende geführt. Eine halbe Stunde später erwachte Leyden aus dem Tiefschlaf.
Seine erste Frage lautete: »Bin ich normal?«
»Vollkommen, Mister Leyden«, bestätigte ihm Dr. Lao.
Wortlos verließ Leyden das Labor. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte.
Er ging nicht zum C-Deck in die Astro-Abteilung zurück. Leyden suchte die Bordbibliothek auf.
Der positronische Sucher holte ihm drei Bänder aus den Fächern. Nacheinander ließ Tyll Leyden sie
ablaufen. Dazu machte er sich Notizen.
»Schade«, sagte er, als das dritte Band seine Wiedergabe beendet hatte. Erst durch den Inhalt
des letzten Bandes hatte er erfahren, daß laut Gesetz jeder Raumschiffskommandant bei klarem
Verdacht berechtigt war, an der verdächtigen Person einen Paratest durchführen zu lassen. Der
Begriff klarer Verdacht war genau spezifiziert worden. Tyll Leyden war so ehrlich, sich
einzugestehen, daß er in klarem Verdacht gestanden haben mußte.
Nicht schneller als sonst, äußerlich kein bißchen erregt, fuhr er zum C-Deck hinauf, suchte
sein Arbeitszimmer auf und machte sich an seine Arbeit.
Im freien Fall umlief die EXPLORER-2115 immer noch Herkules. Auf diesem extrem kalten
Methanriesen gab es nicht viel zu beobachten. Er war nichts anderes als ein unvorstellbar großer
Planet, bis in tiefste Tiefen eingefroren. Man hätte ihn ruhig vergessen können, wenn nicht seine
siebzehn Monde gewesen wären.
Über Telemessungen und Beobachtungen hatte man inzwischen alle siebzehn Trabanten erkundet,
soweit es aus dieser Entfernung möglich war.
Elf davon umkreisten Herkules normal, sechs gegenläufig. Aber alle befanden sich relativ im
gleichen Abstand zum Muttergestirn.
Im Teleobservatorium verwendete man den Ausdruck:
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