Silberband 019 - Das Zweite Imperium
entgegnete Bully und dachte daran, daß heute der 2. Januar war.
Der 2. Januar des Jahres 2327. »Immer fangen bei uns die Jahre so gut an.«
»Sie gehen ja auch gut aus«, schnitt Rhodan das Thema ab und wartete, bis Bully die Verbindung
unterbrochen hatte. An den Schreckwurm gewandt, fuhr er fort: »Ich bringe dich zu deinem
vorläufigen Quartier, Peterle. Es ist ein Frachtraum, den wir für diesen Zweck ausgeräumt haben.
Ich weiß nicht, was uns bevorsteht, aber ich möchte nicht, daß du dich in Gefahr begibst. Bleibe
also in deinem Raum. Wenn ich dich brauche, spreche ich zu dir. Du kannst mich auch dann hören,
wenn ich nicht bei dir bin. Wir schalten den Symboltransformer mit dem Interkom zusammen.«
Major Bergier, Kommandant des Flottentenders T-35 vom Typ Wasserbüffel, erkannte
auf dem Bildschirm das Gesicht Atlans. Er war nicht überrascht, denn das Gespräch war vorher
angekündigt worden.
»Major, Ihre Anweisungen: Sie verfolgen das steuerlos dahintreibende Beuteschiff und
versuchen, es aufzunehmen. Beschädigungen sind zu vermeiden. Die noch an Bord befindlichen
Wissenschaftler werden von Ihnen übernommen. Noch Fragen?«
»Keine Fragen, Sir.«
Der Tender war eine riesige Plattform von tausend Meter Länge und sechshundert Meter Breite.
Der Antrieb befand sich im Innern dieser Plattform, ebenso die gesamten Maschinenanlagen, die
notwendig waren, den Tender einsatzbereit zu halten. Vorn auf der Plattform wölbte sich die
halbkugelig geformte Kommandokabine, in der auch die Besatzung untergebracht war.
Das Beuteschiff besaß einen Durchmesser von 300 Meter und würde auf dem Tender leicht Platz
finden. Einmal von den Traktorstrahlen und Fesselfeldern eingefangen, würde es nicht mehr
entkommen können.
Bergier gab seine Kommandos.
Der Tender scherte aus dem Fächerverband der Flotte aus und erhöhte seine Geschwindigkeit, um
die ERIC MANOLI und das Beuteschiff einzuholen. Er passierte den Schlachtraumer in geringer
Entfernung und näherte sich langsam dem unförmigen Gebilde.
Bergier nahm Verbindung mit Kärntner auf. »Sie wissen Bescheid, Doktor? Ich soll Sie
aufnehmen.«
»Wir sind Ihnen dankbar dafür, denn der Kasten wird uns langsam unheimlich. Hoffentlich
funktionieren die Magnetanker bei dem verrückten Molkexzeug.«
»Keine Sorge, wir haben verschiedene Methoden. Bereiten Sie sich auf einen kleinen Stoß
vor.«
Obwohl beide Schiffe in der Sekunde etwa hundertfünfzigtausend Kilometer zurücklegten, also
mit halber Lichtgeschwindigkeit flogen, schienen sie im Raum zu stehen.
Inzwischen versuchte Rhodan, Funkverbindung zu den Huldvollen aufzunehmen. Um einen Kontakt
und eine Verständigung zu gewährleisten, verwendete er primitive Morsezeichen eines
mathematischen Kodes, der von jedem intelligenten Lebewesen zumindest als Verständigungsversuch
gedeutet werden mußte. Außerdem bediente er sich dabei verschiedener Symbolgruppen, die von jedem
positronischen oder elektronischen Gehirn entschlüsselt werden konnten. Wenn die Huldvollen
überhaupt ein Interesse an einer Verständigung hatten, mußten sie darauf reagieren.
Kärntner meldete sich noch einmal.
»Vor wenigen Minuten hat sich plötzlich der Hyperfunksender des Molkexschiffs automatisch
eingeschaltet und Signale abgestrahlt«, meldete er aufgeregt. »Wir mußten die Anlage zerstören,
um die Sendung zu unterbrechen.«
Rhodan antwortete: »Verlassen Sie das Schiff, sobald der Tender Sie aufgenommen hat. Er hat
Befehl, Sie zur Erde zu bringen. Setzen Sie dort Ihre Untersuchungen fort. Wir müssen wissen, was
mit dem Molkex los ist. Wir müssen vor allen Dingen wissen, wie man es zerstören kann.«
»Wir werden uns alle Mühe geben«, versprach Kärntner und schaltete ab.
Dreitausend Schiff der Huldvollen waren es, die den fünftausend Einheiten der Imperiumsflotte
gegenüberstanden. Bully hatte Rhodan gerade die letzten Ergebnisse der Ortermessungen
durchgegeben und faßte noch einmal abschließend zusammen: »Dreitausend Molkexraumer, Perry. Sie
haben nun ebenfalls Fahrt aufgenommen und fliegen mit halber Lichtgeschwindigkeit, beschleunigen
jedoch ständig. Sie halten genau auf uns zu. Unsere Flotte ist gestaffelt und
gefechtsbereit.«
»Gut so. Ich warte nur auf den Versuch der Huldvollen, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
Wenn sie auch nur die Spur eines guten Willens haben, werden sie meine Funkzeichen
beantworten.«
»An den guten Willen glaube ich nicht«, bemerkte Bully
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