Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
hinaus.
An den Ortungsgeräten saß Kadett Meisnitzer, der gleichzeitig Kybernetiker war.
Auf Herischs fragenden Blick schüttelte er stumm den Kopf. Der Oberst atmete auf. Er legte
keinen besonderen Wert darauf, daß die Gataser während der Nacht landeten. Das würde ihr Vorhaben
nur erschweren.
Nach einer Weile kam Leutnant Pashaven schweratmend herein.
»Alles in Ordnung, Sir«, sagte er. »Das Lager ist hellwach.«
Herisch nickte und ging zu dem einfachen Bett. Meisnitzers scharfgeschnittenes Profil
zeichnete sich vor den hellerleuchteten Ortungsgeräten ab. Die Kontrollen glühten wie Augen
urweltlicher Ungeheuer. Herisch klappte den Helm des Kampfanzuges zurück und holte tief Luft.
Dann ließ er sich nach hinten sinken. Nun blieb ihnen nur das Warten.
Das mächtige Diskusschiff machte die Eigenrotation des Planeten mit, und seine
molkexgepanzerte Außenfläche reflektierte das Licht der Sonne Vagrat. Für das Molkex bedeuteten
die extremsten Temperaturen in den obersten und untersten Bereichen nicht die geringste
Gefahr.
Die Katzenaugen Kommandant Leclercs starrten in scheinbarer Gefühllosigkeit auf den Bildschirm
oberhalb des Kommandosessels. Seine Hände umschlossen die Steuerung.
Nach wie vor kamen die Erkennungssignale des Schreckwurms aus den Empfängern. Mit gewohnter
Sicherheit brachte Leclerc das Schiff aus der bisherigen Umlaufbahn heraus und drückte es
allmählich tiefer. Während die Sonne das Land unter ihnen erhellte, brachte Leclerc das Schiff in
weitgezogenen Spiralen nach unten.
Er wußte, daß ihn kein schöner Anblick erwartete. Welten, über die die Hornschreckenplage
hinweggegangen war, boten keine erfreulichen Bilder.
Doch das war ihm gleichgültig. Abgesehen davon, daß er hier nur eine Routineaufgabe
durchzuführen hatte, fühlte er keine Zuneigung für die Schreckwürmer.
Im Gegenteil. Seitdem bekannt war, daß sie mit dem Gegner paktierten, hatte er nur noch
Verachtung für sie übrig. Doch er fügte sich den Anordnungen seiner Vorgesetzten. Man brauchte
die Riesen – wenigstens so lange, bis es vielleicht einmal gelang, den Molkexstoff
synthetisch herzustellen.
Wir haben es jahrtausendelang versucht, dachte der Kommandant, und immer ohne
Erfolg.
Seine düstere Stimmung wuchs noch, als er an die Meldungen über rätselhafte Ereignisse auf
Gatas dachte, bei denen geringe Mengen B-Hormon gestohlen worden waren. Die Diebe hatte man zwar
nicht fassen können, aber alles sprach dafür, daß die Terraner hinter dieser ungeheuerlichen
Aktion steckten.
Er wischte diese Überlegungen beiseite. Daß die Terraner den erbeuteten Katalysator gegen sein
Volk einsetzen könnten, war schlichtweg undenkbar.
Leclerc konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm.
Die ersten Bilder auf der Oberfläche Tautas wurden auf dem Bildschirm sichtbar. Genau wie
Leclerc erwartet hatte, war dem Land durch die gefräßigen Hornschrecken jede Schönheit genommen.
Leclercs starre Augen beobachteten ruhig.
Gelassen gab er die Befehle.
»Lockruf abstrahlen!« befahl er.
Noch immer nahmen die Gataser an, daß die Schreckwürmer relativ primitiv waren. Sie wußten
nichts von der wahren Intelligenz der Riesen. Deshalb sendeten die Diskusschiffe Lockrufe, sobald
sie auf einem Planeten landeten, auf dem sich ein oder mehrere Schreckwürmer aufhielten. Das war
das Zeichen für die Ungeheuer, sich dem Schiff zu nähern.
Leclerc dachte weder in menschlichen Bahnen noch fühlte er wie ein Mensch. Aber der
Widerwille, den er gegen die Vorstellung hegte, einen Schreckwurm an Bord zu nehmen, unterschied
sich wenig von dem Abscheu eines Terraners, der zum erstenmal eines dieser Wesen erblickte.
Leclerc beobachtete den Höhenmesser. Wenn der Schreckwurm auf Tauta nicht vollkommen
stumpfsinnig war, mußte er jetzt wissen, daß er abgeholt wurde.
Leclercs Schiff durchmaß in der Längsachse fast 1.000 Meter. Selbst für terranische Begriffe
war es gigantisch.
Die Augen des gatasischen Kommandanten glitten über den Bildschirm. Er erwartete jeden
Augenblick den Raupenkörper des Schreckwurms über das wüstenähnliche Gelände springen zu
sehen.
»Kommandant, es sind zwei!« rief da der Beobachtungsoffizier.
Leclerc begann wütend an den Knöpfen des Bildschirms zu drehen, um eine vergrößerte Aufnahme
zu erreichen.
»Zwei Schreckwürmer unterhalb des Schiffes!« rief der Mann.
Seltsamerweise wurde Leclerc nicht mißtrauisch. Seine Arroganz und Überheblichkeit
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