Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
näherte
sich der Schale der Hohlwelt. Der Gesamtdurchmesser des Hohlraums war inzwischen zu 7.800 km
bestimmt worden. Zweitausend davon trennten das Schiff von der weißglühenden Kugel des
Energiekerns, neunzehnhundert Kilometer unter ihr lagen die zerklüfteten Gipfel und die weiten
Wüsten des Hohlplaneten.
Kasom war nicht dazu gekommen, eine Analyse des oberflächennahen Raumes anzufertigen. Wenn es
dort unten eine Atmosphäre gab, dann war die CREST II noch eher verloren, als er bis jetzt
angenommen hatte.
Das Ziel des unbekannten Gegners war klar.
Er wollte den Eindringling vernichten.
Mit der Fülle an Mitteln und Energien, die ihm zur Verfügung standen, war es ihm gleichgültig,
wie er diesen Zweck erreichte. Ob er das Schiff mit unabwehrbaren Geschossen bombardierte oder es
nach Art eines Elementarteilchens beschleunigte, bis es zerbarst oder auf der Oberfläche der
alptraumhaften Hohlwelt zerschellte – alles war ihm recht, solange er den Eindringling nur
beseitigte.
Icho Tolot sprach ununterbrochen Daten in das Mikrofon des Interkoms. Hinter verschlossenem
Schott saß Perry Rhodan und wertete sie aus. Melbar Kasom sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß er
dabei Erfolg hätte.
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da schrillte der Alarm.
Der Andruck hatte die kritische Grenze überschritten.
Die Generatoren waren überbelastet.
Immer dieselbe Antwort. Eine Gleichung mit sechs Variablen und ihren Ableitungen,
die Koeffizienten unbekannt.
Rhodan speicherte Icho Tolots Angaben und fütterte sie in die Maschine, sobald sie einen
Programmdurchgang beendet hatte. Aber keine der Bewegungen des Schiffes war charakteristisch
genug, daß sich daraus die sechs Koeffizienten hätten ableiten lassen.
Die Zeit verschwamm. Vor Sekunden oder Minuten hatten draußen die Sirenen aufgeheult. Perry
hatte nicht zu fragen brauchen, warum. Unmittelbar darauf senkte sich der Andruck auf ihn und
preßte ihn nach unten in den Sessel.
Der Antigrav schaffte es nicht mehr.
Icho Tolot meldete sich plötzlich.
»Ich gebe meinen Posten jetzt auf, mein Freund«, sagte er gemächlich. »Aus den Kursdaten
werden wir weiter nichts ermitteln können. Es gibt wichtigere Dinge zu beobachten.«
Rhodan hatte sich schon lange abgewöhnt, über des Haluters plötzliche Entschlüsse
nachzudenken. Es ließ sich nicht leugnen, daß Icho in jeder Lage genau wußte, was er tat.
Rhodans Verstand arbeitete fieberhaft. Das Suchen nach den Dingen, die er vielleicht übersehen
haben mochte, war eine Sache, die er selbst zu tun hatte. Die Maschine konnte ihm nicht helfen.
Sie hatte das Programm ein weiteres Mal abgetastet und war zum selben Ergebnis gelangt:
Die Koeffizienten sind unbestimmbar!
Rhodan stützte den Kopf in beide Hände und schloß die Augen.
Nur eine charakteristische Bewegung. Nur ein kritischer Zahlenwert.
Nach Sekunden zwang ihn der Andruck, seine Position zu ändern. Die Arme konnten das Gewicht
des Schädels nicht mehr tragen. Rhodan hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen. Der Andruck begann,
gefährlich zu werden.
Da war Icho Tolots Stimme wieder.
»Wir haben eine neue Art der Bewegung angefangen.« Mein Gott, wie brachte er es fertig, so
gemächlich daherzureden! dachte Perry Rhodan. »Wir bewegen uns nicht mehr in ein und
derselben Ebene. Wir beschreiben eine Spirale nicht nur vom Energiekern weg, sondern außerdem
eine engere, die uns wie ein Korkenzieher um unsere bisherige glatte Bahn herumführt.«
Rhodan verstand sofort. Die Analogie wurde noch deutlicher. Auch Elementarteilchen bewegen
sich innerhalb des Synchrotrons auf einer spiraligen Bahn. Der Gedanke, der ihm bei dem Vergleich
kam, nahm ihm den Atem.
»Tolot …«, stieß er keuchend hervor, »… läßt sich feststellen, ob das Schiff
irgendeine Art von Strahlung abgibt?«
Der Haluter antwortete ohne Zögern, und seine Stimme klang amüsiert.
»Ich deutete schon an, daß ich Ihnen in Kürze eine wertvolle Information liefern wollte. Meine
Geräte registrieren eine Ausstrahlung. Sie erfassen zwar nur die fünfdimensionale Streukomponente
der Strahlung, aber eine Korrelation zwischen Winkelgeschwindigkeit in Hyperfrequenz besteht
durchaus. Ich gebe Ihnen die Daten …«
So schnell Rhodan sie verarbeiten konnte, lieferte der Haluter die Informationen, die die
Instrumente und sein Plangehirn ermittelt hatten. Rhodan reichte sie an die Maschine weiter, und
die Positronik begann aufs neue, das Programm
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