Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
hatte gehört, daß er passieren durfte. Als aber der Okrill
ebenfalls an ihm vorüberhopsen wollte, griff er mit beiden Händen zu. In seinen Fingern steckte
die Gewalt hydraulischer Schraubstöcke.
Der Okrill zuckte zusammen, als die stählernen Fäuste ihn packten. Er empfand Schmerz –
und er reagierte entsprechend.
Leutnant Misko erkannte keine Einzelbewegung. Er sah nur das Resultat einer ganzen Serie von
Bewegungsabläufen. Nach Bruchteilen einer Sekunde stürzte ein total verbeulter Roboter gegen das
Geländer. Natürlich konnte ein Roboter so einfach nicht ausgeschaltet werden. Die Blechschäden
hinderten ihn nicht daran, seinen Impulsblaster zu ziehen.
Trotz seines Schreckens behielt Leutnant Misko einen klaren Kopf. Er sah, daß der Roboter
schießen würde, denn der Kampfroboter stand ja hier, um Unbefugte am Betreten der ANDROTEST I zu
hindern. Aber Fran Misko fürchtete plötzlich, daß er tatsächlich falsch informiert sei. In dem
Falle würde der Tod des Okrill möglicherweise ein großer Verlust sein.
Fran Misko zog den Blaster, als der Robot gegen das Geländer fiel. Er hatte die Mündung oben,
als der Robot die eigene Waffe zog.
Aber er brauchte nicht mehr zu schießen.
Aus den Augenzellen der Maschine knallten jählings zwei blauweiße Stichflammen, dann sank der
Robot mit lose pendelnden Gliedern zu Boden.
Der Okrill zog seine lange Zunge zurück. Er betrachtete sein Werk. Dann nieste er.
Leutnant Misko hob den Taschen-Telekom an die Lippen …
Reginald Bull ließ seinen Blick über die Männer rund um den Kartentisch
gleiten.
Oberst Pawel Kotranow, 36 Jahre alt, blond, 1,90 groß, schwer gebaut, hellblaue Augen, die den
Sibirier verrieten – Kommandant der ANDROTEST I.
Major Tong Jaho, 34 Jahre alt, klein, zart gebaut, lebhaft, fast immer leicht offenstehender
Mund mit riesigen Pferdezähnen, schwarze, strähnige Haare – Chefingenieur und Stellvertreter
des Kommandanten.
Major Ez Hattinger, neunundzwanzig Jahre alt, mittelgroß, vierschrötig, vorstehende Hakennase,
wuchtiges Kinn, braune Augen, klobige Fäuste – Erster Offizier des Schiffes.
Mathelogiker Folger Tashit, 34 Jahre alt, schlank, mittelgroß, braungewellte Haare, braune
Augen, phlegmatische Haltung, scharfdenkender Geist – Chefwissenschaftler der
Expedition.
Das waren die wichtigsten Männer der ANDROTEST I.
Bull nickte vor sich hin. Ebenfalls am Tisch saßen noch Allan D. Mercant, Julian Tifflor und
Onton Hagehet. Sie würden genausowenig wie er selbst am Flug teilnehmen, aber sie waren
entscheidend an der Vorbereitung der Versorgungsexpedition beteiligt gewesen.
Reginald Bull gab Tifflor einen Wink.
Tifflor räusperte sich.
»Bevor wir auf Detailfragen eingehen, möchte ich kurz die bekannten Tatsachen erwähnen.
Das Andro-Test-Group-Programm, kurz ANTEG genannt, ist bereits vor einigen Jahren in Angriff
genommen worden. Es war damals nur eines unter vielen anderen Forschungsprogrammen. Seit dem
Verschwinden der CREST wurde es aber zum wichtigsten.
Das Ziel dieses Programmes war es, Raumschiffe zu bauen und zu erproben, die die mehr als zwei
Millionen Lichtjahre bis zum Andromedanebel zurücklegen können. Wir waren uns von Anfang an klar
darüber, vor einer der schwierigsten Aufgaben zu stehen, die der Menschheit je gestellt waren.
Dennoch glaubten wir daran, daß Andromeda für uns eines Tages erreichbar sein würde.
Dann, Mitte August dieses Jahres, verschwand die CREST II durch das Sonnensechseck des
galaktischen Zentrums. Am 28. August schickten wir die BOX 8323 los, um den Standort der CREST zu
erfahren. Am 31. August registrierte unsere Beobachtungsstation EINSTEIN schließlich die
Explosion der SIGNAL und ermittelte den Aufenthaltsort der CREST. Inzwischen wissen wir, daß sie
sich 900.000 Lichtjahre vom Rand der Galaxis entfernt im Leerraum befindet und aus eigener Kraft
nicht zurückkehren kann.
Daraufhin begannen wir das ANTEG-Programm zu beschleunigen und auf diese spezielle
Problemlösung auszurichten. Aus der sich daraus ergebenden Situation entsprang der Plan zum Bau
des ersten ANDROTEST-Schiffes, der ANDROTEST I. Da wir technisch nicht in der Lage sind,
Raumschiffe herzustellen, deren Lineartriebwerke mehr als 600.000 Lichtjahre zurücklegen können,
mußten wir auf einen uralten Trick der terranischen Raumfahrt zurückgreifen. Dabei hatten wir
zuerst große Schwierigkeiten zu überwinden. Doch schließlich gelang es uns, den Prototyp dieses
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