Silberband 023 - Die Maahks
ebenfalls in
die Belüftungsanlage. Der Schacht war breiter, als ich erwartet hatte – und steiler. Ich gab
mir Mühe, meine Fallgeschwindigkeit mit den Füßen zu bremsen, konnte aber nicht verhindern, daß
meine Ellenbogen aufgescheuert wurden. Dann stieß ich plötzlich gegen etwas Weiches.
»Nimm bitte die Füße von meinem Rücken«, hörte ich Sörlund sagen.
Wenn er so höflich wird, ist es Zeit, seinen Befehlen nachzukommen. Ich machte mich so klein
wie möglich und wartete darauf, daß er mir mitteilte, warum wir nicht weiterkamen.
»Es ist die Klimaanlage«, sagte er nach Minuten verbissenen Schweigens und angestrengter
Tätigkeit.
»Wer hätte das gedacht?« entgegnete ich spitz.
Unsere Stimmen klangen hohl und ziemlich laut. Aber im Augenblick war mir das egal. Ich war
fast sicher, daß man uns entdecken würde. Ich befürchtete, daß Mercant dann andere Männer für
seine Aufgabe suchen würde.
Es gelang Sörlund tatsächlich, die Klimaanlage loszulösen und vorsichtig vor sich
herzuschieben.
Bevor ich mir irgendwelche Gedanken machen konnte, rutschte er vor mir aus dem Schacht und
landete mit der Klimaanlage inmitten eines kleinen Raumes unsanft auf dem Boden. Er hielt das
Gerät jedoch so geschickt von sich, daß es nicht aufschlug. So vermied er wenigstens stärkeren
Lärm.
Ich ließ mich ebenfalls in den Raum fallen. Die Schachtöffnung lag glücklicherweise in der
Seitenwand, etwa zwei Meter über dem Fußboden. Der Raum, in dem wir herausgekommen waren, stand
vollkommen leer. Lediglich an der gegenüberliegenden Wand befanden sich Kontrollanlagen und eine
Reihe von Bildschirmen. Das Licht kam aus einem zweiten Raum, der durch eine Schiebetür von dem
ersten getrennt war. Die Tür bestand aus zwei Hälften, von denen eine offenstand.
Ich fühlte mich plötzlich unbehaglich. Irgendwo war mir die Nähe von etwas völlig Fremdartigem
bewußt. Das Gefühl war so stark, daß sich meine Nackenhaare aufrichteten.
Sörlund zeigte auf die offene Tür. Lautlos schlichen wir uns heran und spähten vorsichtig in
den anschließenden Raum. Der Behälter mit den fünf Maahks war das erste, was wir sahen. Er stand
inmitten des Raumes, von einer Deckenleuchte grell angestrahlt. Die Plane war nicht darüber
gedeckt, so daß wir durch die dicken Scheiben sehen konnten.
Im Innern des Behälters, der eigentlich ein Druckbehälter mit einer für die Maahks atembaren
Atmosphäre war, erkannten wir verschwommen fünf Gestalten. Zum erstenmal standen Sörlund und ich
diesen Wesen Auge in Auge gegenüber.
Sörlund faßte sich zuerst wieder.
»Sie bewegen sich«, stellte er sachlich fest.
»Glaubst du … glaubst du, daß sie uns sehen können?« brachte ich hervor, noch immer ganz
unter dem Eindruck des erschreckenden Anblicks stehend.
»Sicher«, erwiderte er lakonisch. »Wir sehen sie ja auch.«
Bevor Sörlund den Translator aus seiner Umhangtasche hervorzog, warf er einen Blick auf die
Uhr.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »In knapp zwei Stunden wird es hell.«
Er schaltete das Gerät ein und näherte sich dem Druckbehälter. Wenn die Gefangenen durch
unsere Anwesenheit beunruhigt waren, so zeigten sie es nicht.
»Wir müssen mit euch sprechen«, sendete Sörlund. »Wir haben jedoch nicht viel Zeit, denn wir
sind auf illegalem Wege in diesen Raum gekommen und müssen vor Anbruch des Tages zurück.«
Sörlund drückte sofort die Empfangstaste. Wir schauten uns an. Sörlund runzelte die Stirn, als
er vergeblich auf eine Antwort warten mußte.
»Sie scheinen nicht mit uns sprechen zu wollen«, sagte er unruhig.
Da knackte der Empfänger, und die unpersönliche Stimme, die ich bereits einmal vernommen
hatte, kam aus dem Transformer.
»Waren Sie es, die den Transport aufhielten?«
»Das waren wir«, gab Sörlund zu. »Wir mußten erfahren, wo man euch gefangenhält.«
»Was wollen Sie von uns?«
Früher als erwartet stellten die Maahks die entscheidende Frage. Ich ballte unwillkürlich
meine Hände zu Fäusten. Jetzt kam es darauf an, daß der Major keinen Fehler beging.
Sörlund befeuchtete seine Lippen mit der Zungenspitze, bevor er sprach. Ich betrachtete ihn
erstaunt. Sollte der Phlegmatiker etwa Erregung empfinden?
»Wir gehören zu einer politischen Gruppe, die keinen Einfluß auf die regierenden
Persönlichkeiten unseres Volkes ausüben kann«, sagte Sörlund. »Wir sind mit den Maßnahmen unserer
Regierung nicht immer einverstanden. Verstehen Sie mich
Weitere Kostenlose Bücher