Silberband 023 - Die Maahks
Eschde.
Son-Hao hatte soeben in knappen Worten geschildert, was er und seine Begleiter erlebt hatten,
seit sie im Horror-Transmitter materialisiert waren. Nun schwieg er und blickte mit
unergründlicher Miene seine beiden Gegenüber an. Er konnte seine Unsicherheit verbergen, aber
sein Instinkt sagte ihm, daß man ihn eine Spur zu freundlich und zu rücksichtsvoll behandelte. Er
fragte sich, ob das etwas mit dem vagen, unbestimmten, seelischen Druck zu tun hatte, der ihn und
seine Kameraden seit ihrer Erschaffung belastete. Das Schlechte war nur, daß er keine
diesbezüglichen Fragen stellen durfte.
»Es steht außer Zweifel«, fuhr er fort, »daß die Maahks eine Invasion planen. Außerdem fanden
wir auch unsere Annahme bestätigt, daß die Methanatmer nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf
Befehl handeln. Diese Befehle können nur von den Meistern der Insel kommen. Wir haben zwar keinen
Vertreter dieser geheimnisvollen Wesen gesehen, aber bei allen Verhören schwebte eine etwa zwei
Meter durchmessende, rotleuchtende Kugel über den maahkschen Offizieren. Es handelte sich dabei
um einen in einem Kraftfeld schwebenden Kommunikationsroboter, der von Zeit zu Zeit den Maahks
Befehlen in einer uns unbekannten Sprache übermittelte.«
»Und Sie konnten sich die ganze Zeit über frei bewegen?« fragte von Eschde mißtrauisch.
»Natürlich nicht, Sir. Nur innerhalb der ALTAI durften wir tun und lassen, was wir wollten.
Die Maahks rechneten nicht damit, daß uns mit dem kleinen Schiff eine Flucht gelingen könnte.
Zudem glaubten sie anfänglich noch daran, daß uns an Verhandlungen gelegen sei.«
»Und wie hat man herausbekommen, daß Sie in Wahrheit terranische Agenten waren?« Jörg von
Eschde beugte sich gespannt vor.
Son-Hao lächelte rätselhaft.
»Man sperrte uns über eine Stunde lang in einen glockenförmigen Käfig. Unbekannte
Energiefelder hüllten uns ein. Mit Hilfe dieser Apparatur dürften die Maahks versucht haben,
unsere Gedankeninhalte zu erfassen. Aber ob Ihnen das gelungen ist, kann ich nicht sagen. Wir
konnten zwar noch ungehindert zur ALTAI zurückkehren, doch dann erschienen bewaffnete Kommandos
der Maahks und wollten uns aus dem Schiff holen. Wir schlugen den ersten Angriff mit unseren
verborgenen Spezialwaffen zurück und starteten. Die Flucht gelang uns allerdings nur, weil der
Alpha-Zentra-Transmitter durch die Flottenbewegungen auf Horror einjustiert war.«
Mit geheuchelter Erschöpfung lehnte Son-Hao sich zurück. Er hatte seine Worte sorgfältig
gewählt und sich, so gut es ging, an die Wahrheit gehalten, um sich nicht zu verraten. Aber jetzt
spürte er, daß ihm und seinen Gefährten noch einiges bevorstand. Von Eschde war nur ein einfacher
Psycho-Offizier. Dennoch sprach aus seinen Fragen unüberhörbares Mißtrauen. Was sollte erst
werden, wenn geschulte Verhörspezialisten der Solaren Abwehr ihre Fragen stellten? Wie lange
würde er, würden sie die entkräfteten und erschöpften Männer spielen können?
Oberst Kotranow erhob sich.
»Ich sehe, Sie brauchen dringend Ruhe, Leutnant Hao. Es wird besser sein, wenn wir Sie jetzt
alleinlassen.«
Von Eschde schüttelte den Kopf.
»Nur noch ein paar Fragen, Leutnant Hao, was haben Sie über die Invasionspläne der Maahks im
einzelnen erfahren können?«
»Tut mir leid, Sir.« Son-Hao konnte seinen Schreck nur mit Mühe verbergen. Das war eine
Fangfrage, die der Psychologe ihm gestellt hatte. Er kannte doch sicher die
Geheimhaltungsvorschriften. Beinahe hätte Son-Hao geantwortet und sich dadurch verraten.
Rechtzeitig genug tauchte die Erinnerung des ersten Son-Hao in seinem Bewußtsein auf. »Darauf
darf ich Ihnen nicht antworten. Das sind spezielle Informationen für die Solare Abwehr, Sir.«
Von Eschde nickte.
»Danke, Leutnant.« Er blickte Oberst Kotranow an. »Ich wäre fertig.«
»Aber ich noch nicht«, krächzte eine heisere, schwache Stimme aus dem Lautsprecher des
Plasma-Tanks, der an der Querwand des Klinikzimmers stand.
In der gallertartigen Flüssigkeit schwebte, von einem Antigravitationsfeld gehalten und eine
mit Leitungen und Kabeln gespickte Maske auf dem Gesicht, Major Halgor Sörlund, der Leiter des
Fünfer-Teams. Er hatte die schwersten Verletzungen davongetragen. Seine linke Körperhälfte war
von den Schultern bis hinab zum Fuß eine Brandwunde.
»Was möchten Sie uns noch sagen, Major?« fragte Oberst Kotranow beklommen.
Die Gestalt im Plasma-Tank regte sich nicht. Aber die
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