Silberband 023 - Die Maahks
konsequenter als ich. Ich war noch wie benommen. Ehe ich
meinen vagen Verdacht verarbeiten konnte, sprach er schon die entscheidende Frage aus:
»Das würde bedeuten, daß die Besatzung der Festung nur einen Bruchteil der heute wieder
existierenden Volksmasse darstellt! Die Vermehrungsdichte dieser eierlegenden Geschöpfe muß
unvorstellbar groß sein. Selbst wenn nur einige tausend Maahks der arkonidischen Großoffensive
entkommen wären, müßte es heute wieder viele Milliarden geben. Wo sind sie? Alle in dieser
Festung?«
Ich blickte den Terraner entsetzt an. Perry hatte meine geheimste Befürchtung
ausgesprochen.
»Andromeda!« behauptete Melbar Kasom. Mehr sagte er nicht. Es genügte auch.
»Wahrscheinlich«, bestätigte der Haluter. »Die Gruppe, mit der wir es zur Zeit zu tun haben,
hat unter Umständen seit Jahrtausenden keine Verbindung mehr zu den anderen Maahks. Ich schätze,
daß wir uns auf einem Generationenschiff befinden, das für seine Bewohner soviel bedeutet wie für
andere Lebewesen ein Planet. Hier wird man geboren, hier lebt man, und hier stirbt man.
Sicherlich existiert eine Geburtenkontrolle oder ein anderes Auslesesystem.«
»Sie töten alles ab, was sie als lebensuntauglich oder für die Gemeinschaft als hinderlich
ansehen«, erklärte ich. »Ich kenne diese Geschöpfe, die weder den Begriff Gefühl noch Toleranz in
ihren Sprachschatz aufgenommen haben. Tolot – ich möchte Sie bitten, sofort in der CREST
nachzusehen, was die Maahks mit ihrem Beschuß angerichtet haben. Kommen Sie aber bitte
augenblicklich zurück. Ich brauche Ihren Untersuchungsbefund. Vielleicht wird daraus ersichtlich,
warum man das Schiff nicht betreten hat. Etwas geschieht, das ist sicher! Ich weiß nur noch
nicht, was die Methans vorhaben. Bitte, beeilen Sie sich.«
Ich hielt Kasom zurück. Er wollte dem davonrasenden Haluter folgen.
»Kommt nicht in Frage, Kasom. Sie bleiben hier. Warten Sie gefälligst. Der Haluter ist
schneller als Sie, auch wenn es Ihnen schwerfällt, diese Tatsache zu akzeptieren.«
Kasom preßte die Lippen zusammen und trat zurück. Icho Tolot war bereits unter dem Kugelrumpf
der CREST verschwunden.
Wir warteten. Diskussionen waren überflüssig. Jeder dachte darüber nach, was das
Wiederauftauchen eines gewaltigen Volkes für die anderen Intelligenzwesen der Galaxis bedeuten
könnte.
Sie sind nicht in der Milchstraße, sondern neunhunderttausend Lichtjahre davon entfernt im
Leerraum angetroffen worden!, belehrte mich mein Logiksektor. Wozu die Aufregung?
Ich schaute mich betroffen um. Natürlich – wozu die Aufregung!
Genau in diesem Augenblick bemerkte Perry:
»Wenn die Maahks von den Meistern der Insel in unsere Galaxis zurückgebracht werden und wenn
sie den Befehl erhalten, uns anzugreifen, haben wir den zweiten Methankrieg!«
Ich kam nicht mehr dazu, auf diese bestürzende Äußerung einzugehen. Zwei Dinge geschahen zur
gleichen Zeit.
Tolot kam zurück. Wir sahen ihn im Hundertkilometertempo über den metallischen Bodenbelag der
Riesenhalle rasen.
Zugleich meldete sich der Mutant. Wuriu Sengu hatte die hinter den Wänden liegenden
Räumlichkeiten beobachtet, soweit seine parapsychische Spähergabe noch dazu in der Lage war.
»Achtung, das Schiff nimmt Fahrt auf. Rechts von uns bewegen sich Metallklappen. Es sind
Verschlußblenden. Dahinter liegt ein sehr großer Bildschirm. Er gehört zu einem
Beobachtungssystem, das bei einem Start automatisch in Tätigkeit tritt und die Aufnahmen
zahlreicher Außenbordkameras in alle Abteilungen überträgt. Wir werden deshalb zufällig Zeugen
der Vorgänge. Es ist von den Maahks nicht beabsichtigt. Sehen Sie …!«
Tolot kam um die Maschine herum. Rechts von uns leuchtete ein riesiger Bildschirm. Er war rund
und besaß strahlenförmig auslaufende Rastereinheiten, auf denen andere Beobachtungssektoren nur
noch umrißhaft erkennbar waren.
»Die Festung schwebte bisher über den Sandkuchenbergen«, berichtete der Späher. »Sie steigt
jetzt vertikal. Mehr kann ich leider nicht erkennen.«
»Es reicht auch«, dröhnte Tolots Stimme. »Vorsicht, die Andruckbelastung nimmt zu. Legen Sie
sich hin, entspannen Sie sich. Die Besatzung der CREST liegt in einem totenähnlichen Tiefschlaf.
Ich habe mir nur die Wachtposten im unteren Beiboothangar angesehen. In der CREST ist niemand
mehr aktiv.«
Jetzt wußten wir, warum die Maahks darauf verzichtet hatten, das Schiff zu betreten. Die
Männer der CREST
Weitere Kostenlose Bücher