Silberband 024 - Die Para-Sprinter
noch immer ein Teil einer Energieeinheit war. Er hätte nicht
schießen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
Dennoch konnte er sehen, hören und denken.
Das Summen unbekannter Maschinen verstummte. Das blaue Flimmern verging. Rakal wurde
unvermittelt aus dem energetischen Bann entlassen und verstofflicht.
Er fiel aus einem Meter Höhe auf den Boden hinab. Dort blieb er liegen und sah
grauengeschüttelt zu dem Wesen hinauf, das einen Teil von Tronars Gefühlsstrom ausstrahlte. Mehr
als ein Teil war es aber nicht. Rakal vermißte das typische Fluidum des paranormalen Gehirnteils.
Daran stellte er fest, daß dem Duplo etwas fehlte.
Er überwand seinen fast wahnwitzigen Zerstörungstrieb, der ihn zwingen wollte, dieses Monstrum
mit einer Flut von Thermoschüssen einzudecken. Es war nicht sein Verstand oder seine Logik, die
ihn an diesem brutalen Feuerüberfall hinderte, sondern nur der kleine Gefühlsfunke, der von dem
Unbekannten ausging.
Minuten später hatte Rakal Woolver erfaßt, was geschehen war. In der Seitenwand öffnete sich
ein Fenster. Der Durchblick zu dem Abtastraum wurde frei. Er vernahm auch die Stimmen einiger
Maahks, die sich über den Mißerfolg während der Arbeit unterhielten.
So erfuhr Rakal, was sich ereignet hatte. Die Technik der Duplizierung wurde ihm klar.
Der in einem Fesselfeld hängende Duplo öffnete die Augen. Den Kopf konnte er bewegen.
Er sah sich um, murmelte unverständliche Worte und kniff dann überlegend die Augen zusammen.
Sein Geist – Tronars Geist erwachte.
»Hallo!« rief er mit Tronars Stimme.
Rakal unterdrückte einen Aufschrei. Es gab keinen Zweifel mehr daran, daß die Maahks die Kunst
beherrschten, Leben aus anderem Leben nachzubilden.
Zehn Minuten später hatte sich Rakal soweit erholt, daß er wieder stehen konnte. Er fühlte
sich leer und ausgehöhlt. Er brauchte Ruhe.
Der Duplo rief wieder, diesmal lauter und fordernder.
Ein strahlungssicheres Schott schwang auf. Rötliches Licht überflutete den grünhäutigen
Körper.
Rakal zog sich lautlos hinter eine der zahlreichen Maschinen zurück. Er war bereit, sofort die
Flucht zu ergreifen. Außerdem glaubte er, das Geheimnis der Maahks entdeckt zu haben.
Es wäre abwegig gewesen, wenn er jetzt noch nach einem bedeutungsvolleren Geheimnis gesucht
hätte. Er war auch nicht mehr in der Verfassung, länger das Schiff zu durcheilen und unter
Mißachtung seiner körperlichen und seelischen Not nach Dingen zu suchen, die er hinsichtlich der
Umstände nicht einmal vermutete.
Rakal Woolver glaubte, die Lösung gefunden zu haben. Atlans Konterplan war mit der Entdeckung
des Multiduplikators erfolgreich gewesen. Man wußte nun, wer die heimgekehrten Agenten gewesen
waren und wie man sie erzeugt hatte. Damit hielt Rakal seine Aufgabe für gelöst.
Die beiden Maahks trugen Raumanzüge. Rakal Woolver bemerkte jetzt erst, daß dieser große Raum
unter irdischem Luftdruck stand und eine atembare Sauerstoffatmosphäre enthielt.
Man ließ den Duplo vorsichtig aus dem Fesselfeld absinken und setzte ihn auf einen dafür
vorgesehenen Gliedersessel. Der Maahk benutzte das Interkosmo. Es war Grek-1.
Rakals Körper verkrampfte sich erneut; diesmal unter den Impulsen glühenden Hasses. Er wußte,
daß er den Mörder seines Bruders vor sich hatte.
Der Duplo wurde unvermittelt aktiv. Es war, als hätte der echte Tronar Woolver nur zwei
Stunden lang geschlafen, um jetzt – nach dem Erwachen – sofort auf alle Fragen
einzugehen.
»Wie fühlst du dich?« begann Grek-1 die Befragung.
»Danke, ausgezeichnet«, antwortete das Monstrum mit Tronars Stimme.
»Bist du darüber informiert, wer du bist und wie du entstandest?«
»Ja. Es wurde mir als Informationsimpuls mitgegeben. In meinem tiefsten Innern bin ich ein
Maahk.«
»Das sollst du auch sein. Es wird dir niemand dein Geheimnis entreißen können, wenn du
vorsichtig genug bist. Wie ist dein Name?«
»Der meines Originals?«
»Natürlich. Ich habe mich unklar ausgedrückt. Also …?«
»Tronar Woolver, Major und Spezialist der United Stars Organisation, auch USO genannt. Ich
stehe unter dem Oberbefehl von Lordadmiral Atlan.«
»Bist du Terraner?«
»Nein, ein umweltangepaßter Mensch, Heimatwelt Imart, zweiter Planet der Sonne Gator. Ich bin
ein sogenannter Volumenatmer, da die Sauerstoffdichte auf Imart für Normalmenschen zu gering
ist.«
Rakal stellte fest, daß dieser Mann alles wußte, was sein Bruder jemals gesehen, gehört
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