Silberband 024 - Die Para-Sprinter
Sinn erkannte seine Struktur. Es handelte sich um einen Hypertaster,
dessen Impulsfolgen vom Schutzschirm des Maahkschiffes reflektiert und an den Ausgangspunkt
zurückgeworfen wurden!
Er raffte sich mit letzter Kraft auf und konzentrierte sich voll auf die überlichtschnellen
Schwingungen. Als die nächste Serie den Schutzschirm erreichte, fädelte er sich in den
Energiestrom des Schirmes ein und wechselte fast zeitlos auf den zum Ausgangspunkt
reflektierenden Impulsstrom der Hypertastsignale über.
Rakal hatte alles riskiert. Er wußte nicht, von wem der Hyperimpuls ausgeschickt wurde. Es war
ihm in diesem Augenblick auch gleichgültig. Wenn die Besatzung des unbekannten Schiffes humanoid
war, mußte sie Sauerstoff atmen. Nur darauf kam es jetzt an.
Die Maahks registrierten den Tasterimpuls ebenfalls. Die sofort anspringende
Auswertungspositronik stellte jedoch fest, daß die hyperschnelle Welle als Echobildner
unbrauchbar war. Sie wurde von der Gravitationsstrahlung der roten Sonne so nachhaltig verzerrt
und absorbiert, daß man es wagen konnte, ruhig auf Position zu bleiben.
Grek-1 verlor nicht die Ruhe. Er wartete! Wenn der Fremde angriff, würde man sich zu wehren
wissen.
Die DUDET stand klar und deutlich auf den Ortungsschirmen des Riesenraumers. Grek hatte Zeit.
Der Fremde war allein gekommen. Wenn er noch näher herankam, um ein vielleicht verwischt
einlaufendes Echo genauer zu untersuchen, würde er im Bruchteil einer Sekunde in eine Atomwolke
verwandelt werden.
Major Haymet el Jafrin hatte Glück. Die rote Sonne störte seine Suchimpulse
tatsächlich so stark, daß er kein positives Echo bekam.
Er stand in der Funkzentrale und beobachtete verbissen die Ortungsgeräte. Seine Männer wurden
allmählich müde. Die erfolglose Suche zerrte an den Nerven.
Der Kommandant wollte soeben den Befehl geben, das nächste Manöver einzuleiten, als es
geschah.
Ein rotleuchtender Nebel drang aus dem Hyperorter. Der davorsitzende Funker sprang entsetzt
auf, stolperte und fiel rücklings zu Boden.
Einen Sekundenbruchteil später war aus der leuchtenden Wolke ein hochgewachsener Mann
geworden, dessen Tonnenbrust unter dem Raumanzug zu sehen war.
Er lag dicht neben dem gestürzten Orter auf dem Boden und krümmte sich. Haymet el Jafrin griff
blitzschnell zur Dienstwaffe. Als er sie anschlug, bemerkte er das verzerrte Gesicht und den nach
Luft ringenden Mund des Fremden.
Da ließ er den Strahler sinken und sprang nach vorn. Er schlug mit dem Handballen auf den
Automatenverschluß des durchsichtigen Helms und klappte ihn nach hinten.
Ein Luftstrom fauchte in die Unterdruckzone des Raumanzugs hinein.
Rakal Woolver bekam plötzlich Luft; reine, kühle Luft.
Als er die Augen aufschlug und ein krächzender Laut über seine aufgesprungenen Lippen kam, sah
er in das dunkle, scharfgezeichnete Gesicht eines Mannes in der Uniform der Solaren Flotte.
Jetzt hielt Jafrin die Waffe wieder in der Hand. Er kniete neben dem so plötzlich
aufgetauchten Fremden und sah zu, wie er langsam zu sich kam.
»Das war wohl höchste Zeit, wie?« erkundigte er sich. »Ihr Druckminderungsventil klemmt.
Konnten Sie den Schaden nicht beheben? Verstehen Sie mich überhaupt? Sie machen doch keine
Dummheiten, nicht wahr?«
Major Jafrin lächelte. Wer ihn kannte, wußte, wie gefährlich dieses Lächeln war.
Rakal sah in die Mündung der Strahlwaffe. Er schluckte noch einmal, atmete tief ein und bat
keuchend:
»Lassen Sie den Unsinn, Major. Sind Sie der Kommandant dieses Schiffes?«
»Anzunehmen. Und wer sind Sie? Ich hätte einige Fragen.«
»Das ist ein umweltangepaßter Imarter, Sir«, behauptete Captain Geoffrey, der Erste
Offizier.
»Bitte – welches Schiff ist das?« erkundigte sich Rakal. Sein Atem ging jetzt ruhiger.
»Bitte, antworten Sie zuerst. Es hängt viel davon ab.«
Jafrin kniff die Augen zusammen. Er wurde noch argwöhnischer.
»Schön, Sie sollen es wissen. Sie befinden sich an Bord des Leichten Kreuzers DUDET,
Kommandant Major el Jafrin. Wir gehören zum 332. Aufklärungsgeschwader unter General Audenburg.
Aber jetzt packen Sie aus, Freundchen. Meine Geduld ist zu Ende. Wer sind Sie, und was fällt
Ihnen ein, aus meinem Hyperorter zu quellen?«
Rakal lachte. Es war das erste erlösende Lachen seit vielen Stunden. Der Begriff ›quellen‹
hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Mein Name ist Rakal Woolver, Major Woolver, Spezialist der USO. Ich komme soeben von einem
Geheimeinsatz
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