Silberband 024 - Die Para-Sprinter
Stich.
Rakal brauchte nur für einen Augenblick einen Sender einzuschalten und sich in den
Impulsstrahl einzufädeln. Irgendwo würde er herauskommen.
Die Schwierigkeit lag allein darin, ein betriebsklares Gerät zu finden und es unbemerkt auf
eine der zehn Frequenzen einzustellen.
Rakal ahnte nicht, daß er die dritte und größte Schwierigkeit übersah. Grek-1 beabsichtigte
nicht, die Kampfroboter aus den wichtigen Abteilungen seines Schiffes zurückzuziehen. Dies würde
erst dann geschehen, wenn der neue Duplo von Fachwissenschaftlern und Spezialisten des
Geheimdienstes bis zum letzten Erinnerungsfetzen ausgelaugt worden war.
Grek-1 wußte noch immer nicht genau, wie der echte Tronar Woolver an Bord gekommen war. Er
glaubte zwar schon halb und halb an einen Zufall, aber sicher war sicher.
Der Leichte Kreuzer DUDET kam auf der fiktiven Verbindungslinie zwischen der großen
roten Sonne und einem nur fünf Lichtmonate entfernten Doppelstern in den Normalraum zurück.
Der Doppelstern bestand aus einem blauen Überriesen und einer kleinen gelben Sonne vom
G-Typ.
Der Raum zwischen beiden Gestirnen gehörte zum vierten Überwachungssektor, der von der
Bordpositronik als wahrscheinlicher Standort des gesuchten Senders angegeben worden war.
Die überlichtschnellen Ortungsgeräte der DUDET liefen ununterbrochen. Die Stationen waren
doppelt besetzt. Die Gefechtsbereitschaft war keine Sekunde lang aufgehoben worden.
Die DUDET stieß im freien Fall in den Suchsektor vor. Da der Doppelstern von dem Leichten
Kreuzer weiter entfernt war als die rote Sonne, wollte sich Major el Jafrin zuerst um diese
kümmern. Die rote Riesensonne hing als leuchtender Glutball im Raum. Die übliche Schwärze war
hier kaum noch zu bemerken. Es war ein ununterbrochenes Funkeln und Glitzern, das die Bildschirme
so ausfüllte, als hätte sich ein Schwarm von Leuchtkäfern darauf niedergelassen.
Die DUDET nahm erneut Fahrt auf und tauchte nur Minuten später in das Normaluniversum
zurück.
Der rote Stern füllte die Bildschirme aus. Er stand nur noch zehn Milliarden Kilometer
entfernt.
»Orten«, befahl el Jafrin. »Wir umfliegen den Atomofen mit vier Manövern.«
Wieder begannen die Geräte des Städtekreuzers zu spielen – und diesmal wurden seine
Impulse aufgenommen.
Auf einem riesigen Schiff, das der DUDET vielfach überlegen war, heulten erneut die
Alarmsirenen.
Für Rakal Woolver bedeutete der Vollalarm das Ende aller Pläne. Nachdem er seinen
seelischen Schock über den Tod des Bruders und das Erscheinen des Duplo überwunden hatte, waren
zwei neue Schwierigkeiten aufgetaucht.
Die eine wäre mit Geduld zu überwinden gewesen, die andere brachte den Tod. Rakal hatte seit
drei Stunden versucht, in die Funkzentrale einzudringen. Jedesmal war er durch die Roboter davon
abgehalten worden. Er hatte sich in einen unbesetzten Nebenraum zurückgezogen. Nach der
Rematerialisierung hatte er bemerkt, daß sein Luftregenerator die Strapazen einer ständigen Ent-
und Wiederverstofflichung nicht ausgehalten hatte.
Der Materialfehler lag wahrscheinlich im Druckminderungsventil, das den frischen Sauerstoff in
den Helm zu leiten hatte.
Der Regenerator stand unter einem Druck von dreihundert atü . Rakal konnte es nicht
wagen, das elektromagnetisch gesteuerte Ventil mit der Hand zu bedienen. Daher bekam er nicht
mehr genügend Luft.
Hier und da schoß ein Schwall in den Helm, und dann kam gar nichts mehr. Zur Zeit des neuen
Vollalarms stand Rakal schwer atmend und dem Erstickungstod nahe hinter der Trennwand des
Geräteraumes. Er hatte sich dazu entschlossen, im Funkraum zu materialisieren, so schnell als
möglich das Feuer auf die Roboter zu eröffnen und dann zu versuchen, einen Sender
einzuschalten.
Er wußte, daß er so gut wie keine Chance hatte; aber selbst die geringste Aussicht auf Rettung
war immer noch besser als der sichere Tod.
Seine Gesichtsfarbe wechselte zu einem ungesunden Blaugrün. Der Regenerator saugte die
ausgeatmeten Giftstoffe ab. Da der Nachschub an Frischluft fehlte, entstand eine Unterdruckzone,
die Rakal zusätzlich belastete.
Er zog die Waffe aus dem Halfter, schaltete sie auf Thermostrahl um und stellte die
Bündelungsautomatik ein. Er mußte schnell, treffsicher und energiereich schießen.
In diesem Augenblick registrierte sein Parahirn das Auftreffen eines hyperschnellen Impulses.
Rakal fuhr zusammen. Der Impuls war eindeutig von außen gekommen.
Rakals parapsychischer
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