Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Halle gelandet. Aber
die Halle war leer. Es gab weder eine Einrichtung noch Atemluft.
Schon wollte Gucky enttäuscht umkehren, als ein schwaches Glitzern seine Aufmerksamkeit auf
sich zog. Etwas lag dort, wohin der Lichtkegel fiel.
Zu spät bemerkte der Mausbiber, welche magische Kraft von jenem wasserklaren Glitzern
ausging.
Im nächsten Augenblick befand er sich in einer Phantasiewelt.
Die mechanische Stimme eines Warnrobots verkündete, daß ein feindliches
Raumfahrzeug sich der Kontrollstation Modul näherte.
Im ersten Augenblick erschrak ich heftig. Ein feindliches Raumfahrzeug bedeutete
Kampf – und wenn der Angreifer stärker war als die planetare Abwehr, würde er Modul
vernichten.
Und irgendwo an der Oberfläche oder in Städten unter dem Eis wohnte ein Teil
meines Volkes. Zwar hatte ich keinen meiner Leute mehr zu sehen bekommen, seitdem ich hier unten
für die Meister der Insel arbeitete. Aber ich war in einer kleinen Höhlenstadt großgeworden.
Soviel wußte ich noch. Wie es dort aussah, wie man lebte und wovon man lebte, das war aus meiner
Erinnerung verschwunden. Das lag nicht an der langen Zeit, die seitdem verstrichen war. Die
Stationsroboter hatten mir mit Hilfe eines komplizierten Gerätes einen Teil der Erinnerung
geraubt. Auch jetzt noch mußte ich in regelmäßigen Abständen unter das Psychogerät. Aber nur ich
wußte, welche Farce das geworden war. Schon beim zweiten Konditionierungsversuch hatte ich mit
meiner Fähigkeit des Energietransformers einige wichtige Schwingkristalle des Apparates
verändert. Seitdem wirkte das Gerät nicht mehr auf meinen Geist.
In Wirklichkeit besaß ich mehr Macht über die Kontrollstation, als die Meister
ahnten und als ihnen lieb sein konnte. Nur die Drohung mit der Ausrottung meines Volkes hatte
mich vor offener Revolte zurückgehalten.
Ich nahm wieder in meinem Sessel im Kontrollraum Platz und betätigte einen
Geheimkontakt. Das bewirkte nichts weiter, als daß in der Maschinenhalle eine Wandlerbatterie mit
leicht veränderten Werten arbeitete. Die freiwerdende Streustrahlung besaß jetzt eine Frequenz,
die störend auf die Logikschaltungen von Positroniken wirkte. Positronische Gehirne gab es
überall in der gigantischen Station. Sie würden trotz der Störstrahlung ihre Arbeit wie bisher
ausführen – oder fast wie bisher. Eigentlich wirksam wurde die Frequenzüberlagerung erst bei
den Zielautomaten der Abwehrforts. Eine geringe Verzögerung der Schaltungen, die nicht mehr
ausgeglichen werden konnte, mußte zu Zielungenauigkeiten führen. Das machte die Abwehrforts
keineswegs wertlos. Ich erreichte nicht mehr, als daß sie nicht schneller reagierten als
organische Geschützbedienungen.
Völlig klar war ich mir über meine Motive nicht. Aber mir war die Diskrepanz
zwischen den unvorstellbaren Machtmitteln der Meister und der Tatsache, daß sich ein feindliches
Raumfahrzeug der Kontrollstation nähern sollte, eigenartig vorgekommen. Schon kurz nach dem
Zwischenfall mit der Energiesphäre hatte ich vermutet, daß die Meister der Insel sich nicht damit
begnügen würden, die Vorgänge in der Station über ihre Bildschirme zu verfolgen. Derartige
Informationen waren immer ungenügend und brachten bestenfalls ein verzerrtes Bild der wirklichen
Ereignisse.
Nein, die Herren Andromedas würden sich nicht auf Bildübertragungen
verlassen!
Was lag näher, als daß sie Inspekteure nach Modul entsandten?
Offen auftretende Inspekteure allerdings gewinnen niemals ein völlig
wirklichkeitsgetreues Bild. Es gibt zu viele Verschleierungstaktiken. Anders wäre es, wenn die
Inspekteure gar nicht als solche erkannt würden. Wenn sie zum Beispiel in der Rolle von
feindlichen Kundschaftern auftraten …
Ich beschloß, den Spieß umzudrehen.
Es war ein feindliches Raumfahrzeug gemeldet. Gut. Ich wollte dafür sorgen, daß
es nicht völlig vernichtet wurde. Eine Beschädigung mußte genügen. Damit waren die ›Inspekteure‹
von jeder Funkverbindung mit den Meistern abgeschnitten. Sie konnten ihre Lage nicht
beschreiben.
Ich würde sie jagen lassen, bis ihre physischen und psychischen Kräfte
aufgezehrt waren. Danach konnte ich sie sicher mit Erfolg verhören. Waren sie Beauftragte meiner
Unterdrücker, würden sie durch einen ›zufälligen‹ Schaltfehler beim Psychoverhör sterben. Man
konnte mir nicht nachsagen, ich hätte nicht völlig loyal meinen Herren gegenüber gehandelt, denn
offiziell waren die Leute des
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