Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Kopf.
»Du hoffst, im Banne eines Kristalls den Zugang zum gesuchten Transmitter zu finden, in einer
Traumwelt, die … Nein, daran kann ich nicht glauben.«
»Es ist unsere letzte Chance!« erinnerte der Leutnant ernst.
Er wandte sich ab und schritt weiter auf den Eishügel zu. Dabei murmelte er unverständliche
Worte vor sich hin.
Gucky hörte ihn noch erzählen, als er um die Ecke des Eishügels bog. Doch dann verstummte
Eyseman abrupt. Der Mausbiber versuchte, die Gedanken des Leutnants zu lesen, stieß jedoch gegen
eine unsichtbare Barriere. Er spürte sein Herz plötzlich mit ungewohnter Heftigkeit klopfen.
Dann faßte er einen Entschluß und teleportierte.
Als er sich hinter dem Berg aus Eisklötzen wiederfand, erstarrte er. Finch stand vor ihm, mit
einem Gesicht, in dem sich kein Muskel regte. Die Augen wirkten, als sähe er in eine unbekannte
Ferne. Auf den behandschuhten Händen funkelte ein oktaederförmiger, grünschimmernder Kristall.
Das grüne Licht der Sonne Greenish brach sich tausendfach darin und hüllte ihn in eine Aureole,
deren überwältigende Schönheit den Mausbiber gleichermaßen anzog wie abstieß.
Gucky fühlte die imaginären tastenden Finger in seinem Geist. Schon wollte er sich dagegen
abblocken – doch dann öffnete er seinen Geist weit und ließ das Fremde, Unerklärliche
eindringen.
Ein rauschender Akkord hüllte ihn ein und riß ihn mit sich fort in eine andere Welt …
Als ich von den Wandlerbänken in die riesige Produktionshalle zurückhastete,
schlug mir infernalischer Lärm entgegen.
Eine schwefelgelbe, undurchsichtige Wolke lagerte über den brodelnden Biobänken.
Die vielfältigsten Geräusche drangen daraus hervor. Es hörte sich an wie ein Konzert entfesselter
Höllenbrut.
Und eine Höllenbrut war es, die sich aus dem Dunst auf die Transmitter
zubewegte. Riesige, ineinander verschlungene Schlangenleiber, auf langen Pseudogliedern hüpfende
Kugeln, sich schmatzend und gurgelnd windende Walzen, fratzenschneidende Amöben und andere
Ungeheuer wälzten sich in langem Strom auf die Oberflächentransmitter zu.
Ich schrie in panischem Entsetzen. Anschließend ergriff mich Übelkeit, und ich
übergab mich. Das, was ich sah, ging über meinen Verstand. Woher nahmen diese Monstren ihr Leben?
Ich hatte es ihnen nicht gegeben. Ich hatte die Wandlerbänke verstellt, anstatt die
Schwingkristalle zu schaffen, die zur Belebung der geschaffenen Ungeheuer notwendig waren. Wieso
konnten die Biobänke selbständig handeln, neue, schreckliche Formen schaffen und beleben?
Die Hände vor mein Gesicht gepreßt, kämpfte ich mich durch die Dunstschwaden
hindurch zur Liftplatte. Ich fuhr in den Sphären-Lenkraum. Sofort wurde ich wieder von den
hypnomechanischen Effekten umschmeichelt und aus der Wirklichkeit herausgerissen. An den einmal
ausgestoßenen Ungeheuern konnte ich nichts mehr ändern. Aber ich mußte verhindern, daß noch mehr
Exemplare dieser Höllenbrut geschaffen wurden!
Als ich mit dem Lift wieder nach unten fuhr, befanden sich zehntausend neue
Androiden auf dem Weg zur Oberfläche, um dort die Spione der Meister zu jagen.
Ich aber eilte in meinen Kontrollraum, um die Aktion indirekt zu verfolgen. Die
Wahrnehmungsimpulse der Androiden kamen so klar an, wie es von rein instinktintelligenten
Kunstwesen zu erwarten war. Wenn ich den Wahrnehmungen glauben sollte, dann waren die Spione von
Modul verschwunden.
Das konnte nur eins bedeuten: Die aufgebaute Falle – deren Wirkung ich
selbst nicht kannte – war zugeschlagen. Die Gejagten waren gefangen.
Leider gab es nur eine einzige Möglichkeit, sie zu verhören. Die Roboter mußten
erneut aktiviert werden. Sie allein vermochten die Gefangenen zu finden und zu mir zu bringen,
denn sie allein kannten die geheime Falle Moduls.
So schnell ich konnte, begab ich mich zurück zu den Wandlerbänken.
Bald würde ich die Spione vor mir sehen …
Der Akkord verklang.
Dennoch erschien es Finch, als schwängen die gläsernen Türme der großen Stadt gleich
angeschlagenen Stimmgabeln nach und sandten ihm einen zarten, einschmeichelnden Hauch unirdischer
Melodien als Willkommensgruß herüber.
Finch Eyseman lächelte. Zärtlich umfingen seine Blicke das vertraute Bild. Die Stadt lag in
einem flachen Tal, mitten zwischen blauroten Hügeln, an denen die gläsernen Bauten gleichsam
emporklommen. Die grünliche Sonne stand hoch am Himmel und zauberte eine Vielfalt bunter
Lichtreflexe auf die
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