Silberband 027 - Andromeda
für die neue Untat der
Meister der Insel gab.
Tagebuch Baar Lun: 27. März 2404 – Erdzeit.
»Heute morgen gab der Großadministrator des Solaren Imperiums das Ergebnis der letzten
Obduktion bekannt.
Danach wurden die gefangenen Tefroder durch die Hyperwellensendung ihrer Herren ermordet. Die
Mikro-Empfänger, die sie im Schädel trugen, explodierten auf das Hypersignal hin und zerstörten
die Gehirne.
Wieder einmal haben die Meister der Insel, die von den Paddlern das Böse an sich genannt
werden, bewiesen, daß ihnen jedes Mittel recht ist, wenn es nur ihren dunklen Plänen nützt. Durch
die Mikroempfänger – der Großadministrator nannte sie treffend ›Reizempfänger‹ –
vermögen sie ihre Diener zu Kampfmaschinen aufzupeitschen und zu töten, wenn sie es für richtig
befinden.
Mir wird auch klar, daß die Tefroder niemals gegen ihre Herren revoltieren können wie die
Maahks. Sobald sie ihren Herren gefährlich erscheinen, werden sie durch Aussendung eines
Hypersignals ermordet. So einfach ist das – und zugleich so grausam und gewissenlos, daß man
sich kaum intelligente Wesen von solcher kaltblütigen Brutalität vorstellen kann.
Unklar ist mir noch immer geblieben, warum der Haluter allein durch sein Erscheinen eine Panik
unter den Tefrodern auslöste. Warum verfallen Menschen – als die ich die Tefroder bezeichne,
weil sie absolut menschengleich sind – beim Anblick des Giganten in irre Raserei, obwohl sie
bewiesen haben, daß sie sich vor dem Tod nicht fürchten …?
Ich glaube, Andromeda wird uns noch viele Rätsel aufgeben, bevor wir unser Ziel erreicht
haben.«
25.
Die beiden skurrilen Gestalten, die den Technikern bei der Montage eines
Torbogen-Transmitters zusahen, unterhielten sich in der Sprache terranischer Menschen. Dennoch
stammten sie nicht von der Erde. Sie waren auch keine Menschen.
Die erste der Gestalten trug den Namen Gucky, die zweite war der erst vor drei Tagen
aufgetauchte Psi-Roboter Log.
Woher Log nach Runaway gekommen war – und welche Rolle er in dem Machtbereich der Meister
der Insel spielte – das wußte niemand. Log schwieg sich hartnäckig darüber aus.
Gucky wandte sein Interesse von den Technikern ab. Er gähnte gelangweilt. Dann entblößte er
plötzlich seinen einzigen Nagezahn und warf dem ›Gefährten‹ einen hintergründigen Blick zu. Er
zog eine große Mohrrübe aus einer Tasche seiner Kombination und hielt sie dem Roboter hin.
»Was soll ich damit?« fragte Log auf angloterranisch.
Der Mausbiber stieß einen schrillen Pfiff aus.
»Essen natürlich, du Kugelkopf!«
»Tut mir leid«, entgegnete Log steif. »Ich benötige keine Nahrung. Von derartig unästhetischen
Dingen bin ich glücklicherweise nicht abhängig.«
Guckys Nagezahn verschwand blitzartig. Die dunklen Kulleraugen blitzten voller Empörung; der
Biberschwanz trommelte erregt auf dem Boden.
»Unästhetisch …? Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Delikatesse terranische Mohrrüben
darstellen?«
Log winkte mit seinen unscheinbaren Ärmchen ab. Der konturlose Kugelkopf bewegte sich –
der Roboter ahmte ein menschliches Kopfschütteln nach.
»Woher sollte ich, Einzahniger! Ich …«
Er wollte wahrscheinlich noch sagen, daß er weder einen Mund noch Geschmacks- und
Verdauungsorgane besaß, doch hatte er nicht berücksichtigt, wie empfindlich der Mausbiber bei
Anspielungen auf seinen Nagezahn reagierte.
Der Roboter schoß plötzlich gleich einer Rakete empor und begann, unterhalb der Decke Loopings
zu schlagen.
»Wie gefällt es dir dort oben?« rief Gucky höhnisch. Er warf seine Mohrrübe in die Luft und
bewegte sie telekinetisch nach oben. »Paß auf, Kugelkopf! Eine Jagdrakete kommt!«
Die Mohrrübe raste mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit hinter Log her und begann, den
Roboter zu umkreisen, als wäre sie der Satellit dieses loopingschlagenden ›Himmelskörpers‹.
Die terranischen Techniker von der CREST III, die zuvor noch emsig an der Installierung des
neuen Torbogen-Transmitters gearbeitet hatten, ließen von ihrer Tätigkeit ab und sahen verwundert
auf das Schauspiel, das in einem Beiboothangar der erbeuteten ASKAHA ablief.
Plötzlich kreischte der Mausbiber erschrocken auf.
»Wo ist meine Mohrrübe, du Gauner? Was hast du damit gemacht?« Seine telekinetischen
Geistesströme tasteten suchend umher, fanden die Mohrrübe jedoch nicht. Sie war verschwunden, als
hätte es sie niemals gegeben.
»Vielleicht ist sie
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