Silberband 027 - Andromeda
Chefingenieur. »Noch hundert Megapond mehr, und wir
reißen alle vierundzwanzig Landestützen aus dem Schiffskörper. Es geht aber nicht nur darum,
sondern um die angeschlossenen Pumpaggregate, Schwenkarme und was der Dinge mehr sind, die man
nun einmal für ein Einziehlandewerk braucht. Falls Sie eine ordnungsgemäße Demontage erwägen
sollten, so darf ich Ihnen versichern, daß wir dazu bei Einsatz aller Hilfskräfte wenigstens
achtundvierzig Stunden brauchen. Was nun? Das ist die närrischste Situation, in die ich mit einem
großen Schiff jemals geraten bin.«
Rhodan teilte die Auffassung. Die Mutanten schauten sich bedrückt an. Sie fühlten sich für die
Katastrophe verantwortlich.
Rhodan sah auf die Uhr.
»Atlan, wiederhole dein Friedensangebot noch eine halbe Stunde lang. Ich gebe unterdessen
Major Redhorse vorbereitende Befehle. Wenn nichts mehr hilft, lassen wir uns die Beine
abschießen. Major Hefrich – sorgen Sie für die Bereitstellung ausreichender Energien und
berücksichtigen Sie auch den eventuellen Ausfall von einigen Reaktoren. Wir brauchen auf alle
Fälle genügend Strom, um die CREST sicher in ihren Antigravfeldern halten zu können. Wenn es dem
Phantom gelingt, unsere Schwerkraftneutralisatoren lahmzulegen, krachen wir mit der unteren
Kugelhälfte auf das Landefeld. Was dann passiert, wage ich nicht auszudenken.«
Atlan nickte dem Chefingenieur zu.
»Sie müssen noch etwas berücksichtigen. Wenn uns der Cheyenne unter Feuer nimmt, so wird es
ihm nicht möglich sein, alle vierundzwanzig Stützen gleichzeitig zu durchschneiden. Das bedeutet,
daß Sie erst dann Fahrt aufnehmen können, wenn das letzte Landebein eindeutig abgetrennt worden
ist. Diese Toleranzsekunden entscheiden über das Schicksal der CREST. Sie muß nach dem Ausfall
der ersten Teleskoptürme stabilisiert werden, oder wir kippen ab. Das gelingt nur mit
Antigravfeldern. Wenn der unbekannte Gegner die Energiezufuhr unterbricht, oder die künstliche
Schwerkraft seiner Station in schnellen Intervallen verändert, muß Ihre Anpassungsautomatik mit
ungeheurer Präzision arbeiten. Ich hätte nie gedacht, daß ein paar angeklebte Auflageteller
solche Probleme mit sich bringen könnten. Also, fangen wir an.«
»Man lernt eben nie aus«, brummte Hefrich vor sich hin. Kasom warf ihm seinen Funkhelm zu,
drückte beide Daumen und reichte ihm dann ein gebratenes Hähnchen.
»Stärken Sie sich vorher. Dieser Bissen stammt aus meinem geheimen Notvorrat.«
Hefrich griff wortlos zu und hakte ein Flügelende in seinen breiten Kombinationsgürtel.
Kasom wurde blaß.
»Eh – Sie essen doch gar keine Hähnchen. Hallo, warten Sie doch. Doktor – Sie werden
doch nicht mein gutherziges Demonstrationsangebot ernst nehmen! Ein anständiger Mensch lehnt so
etwas ab …!«
Hefrich verschwand grinsend hinter der Panzerpforte der Hauptschleuse.
»Das hatten Sie nicht gedacht, wie?« spöttelte ein Ingenieur. »Was denken Sie wohl, wie wir
armen Hunde über diese USO-Wohltat herfallen werden? Auf solaren Schiffen gibt es meistens nur
Synthesegrütze.«
»Hefrich!« schrie der Gigant von Ertrus verzweifelt. »Das war mein letztes Hähnchen.
Hefrich …!«
Der zweite Ingenieur kitzelte Melbar mit dem Zeigefinger unter dem Kinn.
»Kleines Schleckermäulchen. Du wirst es überleben.«
Kasom holte aus. Der Zweite verschwand im Sprintertempo. Kasoms schauerliche Verwünschungen
hörte er sogar noch jenseits der Panzertüren.
Niemand ahnte in diesen Augenblicken, daß dieser Zwischenfall, der für die Mentalität der
Menschen so typisch war, einen Fremden erstarren ließ.
6.
Kalak hatte Atlans ersten Aufruf nicht gehört, weil er seine Wahrnehmungssinne
blockiert hatte, um die Nachwirkungen des Paralysestreifschusses schneller überwinden zu können.
Als er seine Wahrnehmungssinne wieder aktivierte, stellte er fest, daß das kleine Pelzwesen
verschwunden war. Daraufhin hatte Kalak den Sockel wieder verlassen. Kalak hatte den vergeblichen
Startversuch abgewartet und war dann bis zur Zentrale vorgedrungen. Durch die ständig
eingeschaltete Rundrufanlage hatte er die dortige kurze Diskussion gehört. Er wagte es nicht, die
Panzerwände zu durchschreiten. Drinnen stand sein gefährlichster Feind.
Zu dieser Zeit bot Kasom dem Chefingenieur das Hähnchen an. Kalaks Translator übersetzte den
Begriff mit ›eßbarer Flugfüßler‹.
Als Hefrich lachend aus der Zentrale kam und sein Zweiter Ingenieur vor dem
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