Silberband 027 - Andromeda
für Menschen kaum erträgliche Hitze – und diese
war es gewesen, die den Marsianer aus der unmittelbaren Nähe des Zweimann-Jägers vertrieben
hatte.
Leutnant Son Hunha räusperte sich.
»Ich stelle fest, Ihre ›Kur‹ hat bereits angeschlagen«, sagte er zu Baar Lun. »Wenn aus Kalak
ein zivilisierter ›Mensch‹ werden sollte, so ist das Ihr Verdienst.«
Der Modul verbeugte sich steif. Er war wieder ganz der stolze Nachkomme des ehemals
herrschenden Lun-Klans.
»Ich helfe, wo ich kann«, sagte er bescheiden und schritt davon.
Son Hunha warf noch einen mißtrauischen Blick auf die Moskito-Jet. Dann ging er vorsichtig um
die Maschine herum auf den nächsten Liftschacht zu.
Baar Lun winkte leger, als er aus dem Hauptlift unmittelbar die Kommandozentrale
der CREST III betrat.
Perry Rhodan winkte ebenso zurück.
Er saß gemeinsam mit Cart Rudo, Atlan, Melbar Kasom, John Marshall und Kalak, der erst kurz
zuvor hier eingetroffen war, am großen Kartentisch und blickte dem Modul freundlich entgegen.
Der Modul galt weder als Angehöriger der Raumflotte noch als Mitglied des Mutantenkorps. Er
war offiziell Gast des Großadministrators – und ein wertvoller Freund des Solaren
Imperiums.
»Wie geht es Ihnen?« fragte Rhodan, und er meinte es nicht nur als Floskel, auf die man keine
Antwort erwartet.
Baar Lun lehnte sich gegen den rund um die Säule des Antigravs verlaufenden Kartentisch und
stützte sich mit einer Hand auf.
»Oh, gut … den Umständen entsprechend.« Als Rhodan ihn fragend ansah, fuhr er lächelnd
fort: »Ihre Physiologen und Chemiker geben sich wirklich die größte Mühe, eine flüssige
Synthesenahrung nach meinen Bedürfnissen zu entwickeln.« Er schüttelte den Kopf. »Dennoch scheint
etwas zu fehlen …«
Auf Rhodans Gesicht spiegelte sich Verwunderung.
»Das verstehe ich nicht. Haben Sie das den Leuten schon gesagt?«
Baar Luns Gesicht wurde sehr ernst. In seinen Augen tauchte ein kurzes Flackern auf und
erlosch wieder.
»Man ist der Meinung, daß die Syntheseanlage auf Modul lebendes Urplasma als Basis meiner
Kunstnahrung verwendete.« Er winkte ab, als Perry Rhodan betroffen hochfuhr. »Ich war ebenso
entsetzt wie Sie, als ich das hörte, glauben Sie mir. Aber im Grunde genommen ist das noch das
Harmloseste, was die Meister mit meinem Volk und mir gemacht haben.«
Melbar Kasom beugte sich über den Tisch.
»Wie wäre es, wenn Sie es einmal mit Truthahn versuchen würden oder mit Rauchschinken von
ertrusischen Mastschweinen …?«
Der Modul bewies, daß er sich in den vergangenen Monaten ausgezeichnet akklimatisiert hatte.
Er grinste ausgesprochen zynisch.
»Niemand verlangt von Ihnen, daß Sie sich räuchern lassen, Kasom.« Er räusperte sich und
blinzelte dem empörten Riesen beschwichtigend zu. Dann öffnete er den Mund: »Haben Sie darüber
nachgedacht, womit ich festes Fleisch kauen soll? Nein, dieser Ausweg ist mir versperrt. Aber ich
habe heute etwas anderes ausprobiert: zwei Liter kräftige Rinderbrühe mit Gemüsemark und zehn
Eigelb. Es fragt sich nur, ob ich das auf die Dauer durchführen kann. Major Bernard sah mich an,
als hätte ich sein Gehirn als Nachspeise verlangt.«
Beinahe feierlich stand Melbar Kasom auf, trat auf den Modul zu und klopfte ihm auf die
Schulter, daß Lun in die Knie ging. Danach schlug der Ertruser sich gegen die Brust.
»Niemand kann Ihnen Ihren Schmerz so nachfühlen wie ich, mein Freund. Von heute ab sind wir
Verbündete!«
Er streckte die Hand aus. Aber Baar Lun, durch schlechte Erfahrung gewarnt, zog sich hastig
zwei Schritte zurück.
»Nein, mit Ihnen verbünde ich mich nicht«, erklärte er trocken. »Jedenfalls nicht in diesem
speziellen Fall. Major Bernard könnte sonst auf die Idee kommen, mir die Hälfte unseres
gemeinsamen Verbrauchs anzuschreiben.«
Perry Rhodan hatte den scherzhaften Disput mit nachsichtigem Lächeln verfolgt. Doch als Kasom
zu einer neuen Rede ansetzen wollte, winkte er energisch ab.
»Wir kommen vom Thema ab, Kasom.« Er nickte Baar Lun auffordernd zu und wies mit der Hand auf
einen freien Sessel. Als der Modul saß, lehnte Perry Rhodan sich zurück und sagte langsam und
betont: »Kalak hat mich soeben darüber informiert, daß die erforderlichen Reparaturarbeiten an
der CREST III abgeschlossen sind. Es wird also Zeit, daß wir uns unserem nächsten Ziel zuwenden.
Wie Ihnen bereits bekannt ist, hat uns Kalak gebeten, ihm bei der Suche nach Angehörigen seines
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