Silberband 028 - Lemuria
mit Hilfe der Tefroder
regierten, sahen sich plötzlich von allen Seiten bedroht. Völker, die jahrtausendelang unter dem
Joch der Meister gelebt hatten, erhoben sich und stellten alles, was sie hatten, in den Dienst
der Revolution, die ihnen die Freiheit bringen sollte.
Nicht, daß die Meister sonderlich beunruhigt waren. Ihre Technologie stand hoch über allem,
was die Aufständischen ihr entgegenzusetzen hatten. Die Revolte würde niedergeschlagen werden,
daran zweifelte Regnal-Orton keinen Augenblick. In der Zwischenzeit aber war es mit der
hochentwickelten Technologie allein nicht getan. Die Raumflotten der Aufrührer mußten gesucht,
gestellt und vernichtet werden. Dazu waren eigene Flotten vonnöten. Die Schiffe mußten bemannt
werden. Die Besatzungen mußten dem Gegner in kämpferischer Hinsicht an Schulung und Verstand
überlegen sein. Mit anderen Worten: Die größte Sorge der Meister war, geeignete Soldaten zu
finden.
Sie entledigten sich dieses Problems in einer für sie charakteristischen Weise. Die wichtigste
Rolle dabei spielten die Multiduplikatoren.
Inzwischen war festgestellt worden, daß lemurische Soldaten, die in ihrer biologischer
Entwicklung um mehr als 52.000 Jahre hinter den Tefrodern zurückstanden, ausdauernder, leichter
lenkbar und mit mehr Initiative versehen waren. Anstatt sich weiterhin mit tefrodischen
Schablonen zu begnügen, verlegten die Meister der Insel ihr Tätigkeitsfeld – oder vielmehr
das ihrer Agenten – in die lemurische Milchstraße, wobei sie gleichzeitig über
fünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit schritten. Aus den Multiduplikatoren kamen nun in
ständig wachsender Zahl die Kopien von Lemurern. Die Aufgabe der Zeitagenten war fast
ausschließlich, für die Abstellung einer angemessenen Zahl von Schablonenmustern zu sorgen.
Während seines Fluges durch die lemurische Milchstraße hatte Regnal-Orton feststellen müssen,
daß der Zufluß von Lemurern für seine Multiduplikatoren allmählich versiegte. Die lemurische
Flotte wurde von den Halutern wieder und wieder geschlagen. Die Verluste an Menschen waren enorm.
Den Lemurern gingen allmählich die Soldaten aus. Es war verständlich, daß die Arbeit der
Zeitagenten dadurch behindert wurde.
Gegenüber diesem Problem war das terranische Schiff von untergeordneter Bedeutung – und
doch mußte auch dieses Problem beseitigt werden.
Die Meister waren sich darüber im klaren, daß das Auftauchen der Terraner der Funke gewesen
war, der die lange schwelende Unzufriedenheit der unterjochten Maahks zu hellem Feuer entzündet
hatte. Die Revolution war seit langem als unvermeidbar erkannt worden. Die Meister sahen in den
Terranern nicht die Anstifter und Leiter des Aufruhrs, sondern nur den Katalysator, der das
Geschehen in Gang gebracht hatte. Als politisch-militärischer Faktor waren die Terraner ohne
Bedeutung. Das war die Meinung aller Meister, nicht nur die Regnal-Ortons.
Die Meister hatten die Vernichtung des terranischen Riesenschiffes befohlen. Denn es war klar,
daß die Besatzung ihre Lage rasch erkennen und nach einem Rückweg in die Gegenwart suchen würde.
Sie durfte ihn nicht finden. Das Geheimnis der Meister mußte gewahrt bleiben.
Bis jetzt war es Admiral Hakhat, der seine Anweisung von dem Zeitagenten Frasbur erhalten
hatte, nicht gelungen, das terranische Fahrzeug zu stellen. Aber nach Regnal-Ortons Ansicht war
es nur eine Frage der Zeit, wann der terranische Raumriese sich in einer der ungezählten Fallen
fangen und vernichtet werden würde. Die beiden Agenten aber, die sich angeblich auf Kahalo
eingeschlichen hatten, waren völlig nebensächliche Figuren. Sie konnten keinerlei Schaden
anrichten.
Regnal-Orton begab sich in die Pilotenkabine seines kleinen Schiffes und beobachtete den
Autopiloten dabei, wie er das Fahrzeug auf das Ballungsfeld über dem Pyramidentransmitter auf
Kahalo zusteuerte.
Rakal und Tronar materialisierten in einem kleinen Raum, der wie ein Wohnzimmer
eingerichtet war. Der Mann, den sie vor kurzem noch auf Frasburs Bildschirm gesehen hatten, saß
vor einer Art Schreibtisch, in dessen Platte eine kleine Schalttafel eingelassen war. Rakals
erste Wahrnehmung war, daß der Fremde eine grünleuchtende Schalttaste drückte. Die Bildfläche des
kleinen Empfängers der neben der Schalttafel stand, erlosch.
Rakal stand steif. Er war aus der Seitenwand des Schreibtischs hervorgekommen. Dort endete
also die Antenne des Hypersenders. Im
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