Silberband 029 - Der Zeitagent
erklang eine dröhnende Stimme, die den gesamten Korridor
ausfüllte. »Die fremden Besucher möchten sich bestimmt ein eigenes Bild von meiner Persönlichkeit
machen.«
Ich sah, wie Saiths Schultern herabsanken. Seine bewundernswerte Entschlußkraft schien ihn
plötzlich verlassen zu haben. Wir standen da und versuchten festzustellen, woher die
geheimnisvolle Stimme kam. Ebenso wie die anderen hatte ich den Strahler gezogen.
»Lassen Sie Ihre Waffen stecken, meine Herren«, klang die Stimme abermals auf. »Ich hätte Sie
längst töten können.«
Meine Augen blieben auf Saith gerichtet. Der Fehldenker breitete die Arme aus. In seinen Augen
entstand ein irrer Glanz. Da erlosch das Licht.
Wir hörten Saith aufschreien. Das Entsetzen einer gequälten Kreatur lag in diesem Schrei, die
Ohnmacht seiner gebrochenen Widerstandskraft. Meine Hand, die die Waffe hielt, begann zu
zittern.
Dann glühte Saith auf. Er sah aus wie eine gläserne Puppe, die von innen beleuchtet wurde. Die
geheimnisvolle Energie, die seinen Körper aufleuchten ließ, schuf rings um den Unglücklichen eine
flimmernde Blase. Saiths Augen wurden zu zwei glühenden Murmeln, sein Mund, noch immer zum
Entsetzensschrei geöffnet, schien Flammenbündel in die Dunkelheit des Korridors zu
schleudern.
Saith begann zu schwanken, und die Blase aus leuchtender Energie, die ihn umgab, machte diese
Bewegung mit.
Da zerplatzte Saith. Er löste sich auf in Funkenkaskaden und Wirbel bläulichen Lichts.
Sekunden später wurde es wieder dunkel.
Ich hörte Brank leise stöhnen. Das Licht ging wieder an. Von Saith war nichts mehr zu
sehen.
»Wirklich sehr eindrucksvoll«, sagte Redhorse gepreßt. »Mußten Sie diesen Mann töten, um Ihre
Stärke zu beweisen, Plath?«
Aus den verborgenen Lautsprechern kam höhnisches Gelächter.
»Ich erwarte Sie«, sagte die dröhnende Stimme.
»Sir, lassen Sie uns umkehren, solange noch Zeit ist«, sagte Chard Bradon. Der junge Offizier
war von Saiths Ende erschüttert.
»Glauben Sie, der Plath läßt es zu, daß wir diesen Raum verlassen?« fragte Redhorse. »Offenbar
beobachtet er jede Bewegung, die wir machen. Außerdem hört er jedes Wort, das wir sprechen.«
»Er hört es, aber er kann es nicht verstehen, solange wir kein Tefroda sprechen«, wandte
Bradon ein.
Das war richtig, aber Redhorses Ansicht, daß wir es nicht riskieren konnten, die Bunkerstadt
jetzt zu verlassen, war nicht zu widerlegen. Wir mußten tiefer ins Reich des Plath eindringen.
Das war unsere einzige Chance. Kehrten wir um, stand uns ein ähnliches Schicksal wie Saith
bevor.
Ich ahnte jedoch, daß wir unsere Hinrichtung nur aufschoben, wenn wir uns dem Willen des Plath
beugten. Sobald der Herrscher Godlars wußte, was er erfahren wollte, würde er uns töten. Es gab
wenig Nahrung hier unten, und weder der Plath noch die Clique der Wissenschaftler würden an sechs
zusätzlichen Essern interessiert sein.
Die Erde des Jahres 49.488 vor Christi Geburt war alles andere als ein freundlicher Ort. Aber
im Augenblick gab es für uns keinen Ausweg. Weder an die Oberfläche noch ins Jahr 2404, aus dem
wir gekommen waren, um die Meister der Insel zu besiegen.
Wenige Minuten nach Saiths Ende tauchten zu beiden Seiten des Korridors einige
Robotspione auf, die offenbar den Auftrag hatten, uns zu beobachten und zu führen. Die
rattenähnlichen Automaten zeigten nicht die geringste Scheu. Der Plath schien sicher zu sein, daß
wir auf seine Polizisten nicht schießen würden.
»Wir sitzen in der Falle des Plath«, sagte Bradon. Er sprach nur das aus, was wir alle
dachten. Ich hatte das beunruhigende Gefühl, in eine riesige Vernichtungsmaschinerie geraten zu
sein, die mit minuziöser Genauigkeit arbeitete.
Es war nur die Hoffnung, die den halbverhungerten Saith am Leben erhalten hatte, überlegte
ich. Trotzdem mußte der Fehldenker im Unterbewußtsein geahnt haben, daß es kein Entrinnen für ihn
gab.
Die Robotspione verteilten sich zu beiden Seiten des Korridors und schufen auf diese Weise
eine Gasse, die wir benutzen konnten.
»Meine kleinen Freunde sind bewaffnet«, kam die Stimme des Unbekannten aus den unsichtbaren
Lautsprechern. »Begehen Sie deshalb nicht den Fehler, auf sie zu schießen, wenn Ihnen die
Situation günstig erscheint.«
Die Ratten setzten sich in Bewegung. Redhorse gab uns ein Zeichen. Wir folgten den Robotern
durch mehrere Räume. Sie huschten vor uns über den Boden, als beachteten sie uns
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