Silberband 029 - Der Zeitagent
»Solche Zwischenfälle scheinen hier immer wieder
vorzukommen. Im Laufe der Jahre wird das Eis einen großen Teil der Bunkerstadt zum Einsturz
bringen.«
»Ich glaube nicht, daß es solange dauert, Sir«, meinte Papageorgiu. »Und ich vermute, daß es
bald wieder losgeht.«
»Ich gebe zu, daß ich gehofft hatte, hier unten einen Hypersender zu finden«, sagte Redhorse.
»Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Es wird also am besten sein, wenn wir an die Oberfläche
zurückzukehren versuchen. Vielleicht gelingt es uns, die Kraftstation zu finden. Dort könnten wir
möglicherweise mehr Erfolg haben, nach oben zu kommen.« Er schöpfte Atem, während ich vergeblich
versuchte, Spuren von Müdigkeit oder nachlassender Entschlußkraft bei ihm festzustellen.
»Mein Peilgerät zeigt mir an, daß die Kampfroboter aus der tefrodischen Station über Godlar
angelangt sind. Unsere Antigravprojektoren waren die besten Wegweiser für sie«, sagte
Redhorse.
»Das bedeutet, daß sich die Zahl unserer Feinde bald vergrößern wird«, prophezeite Bradon
pessimistisch.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete Redhorse. »Vielmehr hoffe ich, daß die Roboter in die
Bunkerstadt eindringen und in einen Kampf mit den Robotspionen des Plath verwickelt werden. Wenn
es dazukommt, sind wir die lachenden Dritten.«
»Wollen wir versuchen, die große Kraftstation zu finden?« erkundigte ich mich.
Redhorse nickte. »Das scheint mir im Augenblick die einzige Möglichkeit zu sein.«
Brank schnaubte. Wie es mir schien, klang der Ton seiner Stimme leicht verächtlich, als er
sagte: »Wir können uns dem Plath ergeben.«
»Wollen Sie das, Kanonier Brank?« erkundigte sich Redhorse.
»Ich will leben«, sagte der kleine Mann mit dem faltigen Gesicht. »Und ich habe das Gefühl,
daß Sie uns ins Verderben führen, Sir.«
»In Anbetracht Ihrer geistigen Verfassung sehe ich davon ab, mir diese Äußerungen zu merken«,
sagte Redhorse.
»Sie sollten sich diese Äußerungen sehr wohl merken«, empfahl Brank boshaft. »Es kann nämlich
dazu kommen, daß ich Sie zu gegebener Zeit daran erinnern muß.«
»Halten Sie den Mund, Brank!« schrie Brandon dazwischen.
Die Stimmung war spannungsgeladen. Ich erkannte bestürzt, daß einige der Männer, vor allem
jedoch Brank, sich anscheinend damit abgefunden hatten, daß es aus der Bunkerstadt kein Entkommen
für uns gab. Die Einstellung mußte zwangsläufig zu Streitigkeiten führen. Es war nicht sicher, ob
sich eine solche Meuterei auf Brank beschränken würde. Brank war nur die Flamme eines dicht unter
der Oberfläche schwelenden Brandes, die frühzeitig emporgelodert war. Ich lauschte in mich
hinein, ob ich etwas vom Feuer der Rebellion in mir spüren konnte, aber da war nur Unsicherheit
und der feste Wille, Redhorses Befehle zu befolgen. An die Möglichkeit, daß Redhorse aufgeben
würde, glaubte ich nicht, denn der Cheyenne besaß eine stabile Persönlichkeit, sein Charakter war
in unzähligen Einsätzen geformt worden, wie ein Stein, der ständig einer reißenden Strömung
ausgesetzt ist, allmählich eine gewisse Form annimmt und sie nicht mehr verliert.
»Wir brechen auf!« entschied Redhorse.
Wir verließen die Nische, die uns für einige Stunden einen gewissen Schutz gewährt hatte.
»Früher oder später werden Sie und Papageorgiu sich ausruhen müssen«, sagte Redhorse, als er
an meiner Seite durch den Raum flog.
»Ich bin nicht müde«, log ich. Ich wandte ihm mein Gesicht zu. »Glauben Sie, daß Brank
Schwierigkeiten machen wird?«
»Es kann zu Zwischenfällen kommen, aber ich hoffe, daß Brank seine innere Krise durchstehen
wird.«
Das waren ermutigende Worte, aber sie konnten mich nicht beruhigen. Wir flogen weiter, bis wir
den beleuchteten Teil der Bunkerstadt erreichten. Hier herrschte jene Ordnung und Sauberkeit, die
ein geregeltes Leben vortäuschten.
Nach drei Stunden gefährlichen Suchens entdeckten wir einen Raum, in dem sich mehrere
Maschinen und Aggregate befanden.
»Das könnte die große Kraftstation sein«, sagte Redhorse.
Wir suchten die Decke zentimeterweise ab, aber kein Riß, kein Spalt und keine Unebenheit
wiesen uns den Weg nach oben. Wir konzentrierten uns auf die Wände, und schließlich, als auch das
keinen Erfolg hatte, krochen wir zwischen den Maschinen am Boden herum. In der Zwischenzeit
erschoß Doutreval, der Wache hielt, vier Robotspione, die in die Station eindrangen.
»Nichts!« stöhnte Bradon, als wir uns schließlich
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