Silberband 029 - Der Zeitagent
Kälte erschien mir
trotzdem unerträglich. Ich wußte, daß wir diese Nacht nicht überleben würden, wenn es uns nicht
bald gelang, eine Höhle oder ein anderes Versteck zu finden.
Doutreval flog an meiner Seite. Unabhängig suchten wir mit den Scheinwerfern den Boden ab. Wir
flogen jetzt in breiter Linie, um möglichst viel von der Oberfläche ableuchten zu können.
»Wir sind müde und hungrig«, sagte der kleine Funker. »Jetzt kommt noch die Kälte hinzu. Ich
will nicht unken, Brazos, aber ich möchte keine Wette auf unser Überleben abschließen.«
»Wollen Sie mich mit solchen Worten aufheitern?« erkundigte ich mich schroff.
»Wenn es mir gelingt, Sie dadurch zu erwärmen«, sagte er.
Nach einer Weile begann Brank wieder zu husten.
»Das halte ich nicht länger aus, Sir«, sagte er zu Redhorse. »Jeder Atemzug bereitet mir
Schmerzen.«
»Wir werden bald eine Höhle finden«, sagte Redhorse geduldig.
»Ich glaube nicht mehr an Ihre verdammte Höhle!« schrie Brank. Der Lichtstrahl seines
Scheinwerfers beschrieb plötzlich einen Bogen. Dann schleuderte Brank die Lampe in die Nacht. Sie
zerschellte im Eis und erlosch.
»Das ist Meuterei, Kanonier Brank«, sagte Redhorse ruhig.
»Ich kehre um«, verkündete Brank. »Ich fliege zum Schacht zurück und ergebe mich den
tefrodischen Kampfrobotern, bevor ich hier erfriere.«
»Sie würden den Schacht nicht finden«, sagte Redhorse. »Außerdem gestatte ich Ihnen nicht,
diese Gruppe zu verlassen.« Er überlegte einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Übergeben Sie
Korporal Surfat Ihre Waffe.«
Zwei Scheinwerfer richteten sich auf Branks verzerrtes Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich
Todesangst. Er nestelte an seinem Kombistrahler. Papageorgiu flog von hinten an ihn heran und
entriß ihm die Waffe. Er übergab sie mir.
»Leutnant Bradon, achten Sie darauf, daß Brank bei uns bleibt«, befahl der Cheyenne.
Brank ergab sich in sein Schicksal, und wir setzten unseren Flug fort. Jetzt schwiegen wir.
Ich fragte mich, was in Branks Gedanken vor sich ging.
Nachdem mindestens eine Stunde verstrichen schien, während der die Kälte immer tiefer in mich
eindrang, ließ Redhorse uns anhalten.
»Das Gelände wird uneben«, stellte er fest. »Wir kommen jetzt in bergiges Land. Wahrscheinlich
sind es die Ausläufer der späteren Sierra Nevada. Unsere Chance, eine Höhle zu finden, wird hier
in den Bergen größer.«
In den Eisbergen, fügte ich im stillen hinzu.
Doch, wie schon so oft, sollte Redhorse auch diesmal recht behalten. Als wir an einem
schroffen Eishang emporflogen, entdeckte Doutreval einen Spalt. Wir landeten und untersuchten
ihn. Es war der Eingang einer geräumigen Höhle aus Eis. Mit Hilfe unserer Waffen vergrößerten wir
den Zugang.
»Schafft zuerst Brank hinein!« ordnete Redhorse an.
Als wir uns alle vor der Höhle versammelt hatten, trennten wir mit Impulsstrahlen Eisbrocken
von den Wänden und verschlossen damit den Zugang zur Höhle. Durch den Gebrauch der Waffen wurde
es in der Höhle schnell warm.
»Trocknet eure Kleider«, sagte Redhorse.
Ich war so müde, daß ich mich nur auf den Boden hätte legen müssen, um sofort einschlafen zu
können. Wir schalteten die Antigravprojektoren aus, um eine Ortung unmöglich zu machen.
Unsere Kampfanzüge benutzten wir als Unterlagen. Es waren keine idealen Verhältnisse, aber wir
konnten jetzt hoffen, den nächsten Tag zu überleben.
»Ich übernehme die erste Wache«, sagte Redhorse. »Die anderen können schlafen.«
Wir ließen uns auf unsere primitiven Lager nieder. Brank hustete und fluchte leise vor sich
hin. Papageorgiu lag neben mir. Er wandte den Kopf und lächelte mir zu. Müdigkeit und Erschöpfung
hatten ihre Spuren in seinem jungenhaften Gesicht hinterlassen. Doch sein unbekümmertes Lächeln
war geblieben.
»Nun?« fragte er. »Trauen Sie sich eine Prophezeiung zu?«
Ich schaute gegen die Höhlendecke, die im Licht eines Scheinwerfers schwach leuchtete.
»Was wollen Sie hören?«
»Vielleicht«, sagte er überlegend, »etwas über das Wild, das wir morgen erlegen und in dieser
Höhle braten werden.«
»Glauben Sie, daß man einen tefrodischen Kampfroboter braten kann?«
Er ließ sich lächelnd zurücksinken. Ich hob den Kopf und sah Major Don Redhorse am Eingang der
Höhle stehen. Er blickte durch einen schmalen Spalt ins Freie hinaus. Irgendwie, dachte ich,
waren wir alle miteinander verbunden. Sogar Brank.
Diese Verbundenheit konnte so
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