Silberband 029 - Der Zeitagent
Ein
ständiges Summen erfüllte die Halle, die durch eine Metalltür von der Außenwelt abgeschlossen
war. Im Hintergrund erkannte Gucky eine Bewegung.
»Andere Roboter«, wisperte Lemy vorsichtig, obwohl sein dünnes Stimmchen das Summen der
Maschinen kaum übertönen konnte.
»Werden wir erst mit diesem hier fertig«, meinte Gucky und kümmerte sich wieder um sein
Opfer.
Der Roboter schwebte in drei Metern Höhe und bewegte schwerfällig Arme und Füße. Es war nicht
zu erkennen, ob er eine eigene Sendeanlage besaß.
»Hoffentlich ist die Wand stark genug«, dachte Gucky.
Der Robot ›nahm Anlauf‹, wie Gucky sich später bei der Schilderung seiner Abenteuer
ausdrückte. Er segelte mit ziemlicher Beschleunigung quer durch die Halle und krachte dann mit
voller Wucht gegen die Betonmauer. Steinbrocken flogen meterweit, während Metall mit hartem
Knirschen zerbrach. Dann erfolgte ein fürchterlicher Krach, als der Roboter – von Guckys
unsichtbaren Kräften losgelassen – auf den Boden stürzte. Eine Linse zerbrach. Kraftlos
blieben die Arme in der Stellung, in der sie zuletzt waren.
Der Roboter war zerstört.
Aber die anderen hatten den Vorfall bemerkt.
»Vielleicht ist es besser, wir verschwinden hier«, sagte Lemy, der vorsichtshalber noch in der
Brusttasche saß. »Warum sollen wir uns mit Robotern herumschlagen, wenn es wichtigere Dinge zu
erledigen gibt?«
Das sah Gucky ein.
Er sah, wie zwei Reparaturmaschinen herbeigeeilt kamen, konzentrierte sich auf den Gang, der
hinter der Tür sein mußte, und sprang.
Der Gang war hellerleuchtet. Da die Gefangenen nach Guckys Schätzung links sein mußten,
überlegte er nicht lange. Er marschierte nach links.
»Vielleicht ist es besser, wenn du dich jetzt selbständig machst«, sagte er zu Lemy. »Wenn ich
in eine Falle gerate, bist du immer noch die letzte Rettung. Schalte den Deflektor ein und mache
dich unsichtbar.«
»Einverstanden. Aber sorge dafür, daß ich nicht allein auf dem Gang bleibe. Das würde uns auch
nicht viel nützen. Laß die Tür so lange auf, daß ich durchschlüpfen kann.«
Gucky nickte. Er sah auf die Tür. Sie bildete den Abschluß des Korridors. Dahinter waren die
Gefangenen.
Und Frasbur.
Die Gedanken Takos waren voller Verzweiflung, denn er ahnte nicht, wie nahe die Rettung schon
war. Tronar und Rakal schienen etwas ruhiger zu sein, aber das lag wohl daran, daß sie müde
waren.
Gucky empfing Frasburs Gehirnimpulse. Die Gedanken selbst blieben ihm jedoch verborgen. Der
Zeitagent verfügte über einen starken Mentalblock, der es einem Telepathen unmöglich machte,
seine Gedankeninhalte zu erfassen. Alles, was Gucky empfangen konnte, war ein undefinierbares
Konglomerat aus Gefühlsimpulsen.
Frasbur fühlte sich sicher. Er traf die letzten Vorbereitungen zu seinem Flug nach
Andromeda – und in die Realzeit.
Gucky stand vor der Tür.
»In genau zehn Sekunden öffne ich sie. Geh du zuerst hinein, Lemy. Und behalte Frasbur im
Auge. Der Mann ist gefährlich. Sobald er mich erledigen will, kannst du ihn betäuben. Nimm den
Schocker. Vergiß nicht, Rhodan will ihn lebend.«
»Den haben wir gleich«, versprach Lemy leichthin.
Gucky betrachtete die Tür. Das Schloß war elektronisch gesichert, aber das bedeutete kein
Problem. Ohne es überhaupt anzurühren, öffnete der Mausbiber telekinetisch den komplizierten
Mechanismus, und die Tür ging nach innen auf.
Lemy, inzwischen unsichtbar geworden durch den Deflektorschirm, huschte über die Schwelle und
sah als erstes den Transmitterkäfig mit den drei Gefangenen. Sie lagen immer noch wie tot auf dem
Boden. Da Lemy nicht gesehen werden konnte, ließ er sich Zeit, Frasbur zu erledigen.
Er ließ sich einige Sekunden zuviel Zeit.
Frasbur bemerkte sofort das Öffnen der Tür. Niemand außer ihm konnte die Tür zum
Kommunikationszentrum öffnen, es sei denn, er gab einem Roboter den Befehl dazu. Frasbur mußte
also in derselben Sekunde mit Sicherheit wissen, daß ein Unbefugter sich näherte.
Lemy sah er natürlich nicht, aber er handelte, noch ehe Gucky die Memo-Halle betreten
konnte.
Mit einem Handgriff schaltete Frasbur seinen Individualschirm ein, der ihn völlig umgab und
von allen Außenwelteinflüssen abschloß.
Als Gucky Frasbur erblickte, wußte er, daß er um Sekunden zu spät gekommen war.
Kasom wußte, welches Risiko er einging. Aber er hielt es für besser, auf Kahalo zu
landen und zu warten, als sich der Ortungsgefahr im Raum
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