Silberband 029 - Der Zeitagent
wenig nützen, den Meistern schon gar nicht. Im Gegenteil:
Sie bekämen eine Menge Ärger, von dem mit mir einmal ganz abgesehen.«
»Was also wollen Sie von mir?«
»Geben Sie die Gefangenen frei, dann lassen wir Sie in Ruhe.«
Frasbur lachte.
»Sie stellen Bedingungen, obwohl ich in der besseren Position bin?«
»Der äußere Schein trügt, Frasbur. Sie sind nicht in der besseren Position, aber Sie können
nicht verlangen, daß ich meine Trümpfe auf den Tisch lege. Ich versichere Ihnen jedoch, daß Sie
nicht heil aus Ihrem Versteck herauskommen, Individualschirm oder nicht.«
»Sie bluffen.«
Gucky blieb äußerlich ruhig. Er wußte, was auf dem Spiel stand. Eine unvorsichtige Bemerkung
oder Bewegung, und Frasbur konnte Tako, Tronar oder Rakal töten. Niemand konnte ihn daran
hindern. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, dem Zeitagenten beizukommen. Man mußte ihn dazu
bringen, den Energieschirm abzuschalten, der ihn von der Außenwelt abschloß.
»An Ihrer Stelle wäre ich nicht so davon überzeugt«, erklärte Gucky.
Frasbur sah auf seine drei Gefangenen. Sie lagen noch immer unbeweglich da, konnten jedoch
alles sehen und hören. Nur er, Frasbur, kannte die Methode, sie von dem Hyperschock zu befreien.
Aber es würde ihm nicht einfallen, das zu tun.
»Wie wollen Sie mich dazu zwingen, den drei Terranern ihre Bewegungsfreiheit zurückzugeben?
Glauben Sie, mit meinen Geräten umgehen zu können? Sie sind auf mich angewiesen, geben Sie
es zu. Und darum werden Sie auf meine Bedingungen eingehen müssen.«
Innerlich kochte Gucky vor Wut, aber er beherrschte sich. Er würde Frasbur schon zu einer
Unvorsichtigkeit verleiten, wenn er genügend Geduld aufbrachte.
Frasbur ging zu der großen Kontrollwand mit den Fernsehschirmen und Nachrichtengeräten. Er
drückte auf einen Knopf, ohne sich um Guckys Warnung zu kümmern. Er wußte, daß man ihm nichts
anhaben konnte.
Eine mechanisch klingende Stimme meldete sich.
»Ihre Befehle, Herr.«
Frasbur lächelte kalt, als er zu dem Roboter sagte:
»Ich bin in der Memo-Halle überfallen worden. Alle Ausgänge sind sofort zu verschließen und zu
bewachen. Niemand darf hinausgelassen werden außer mir. Zehn Kampfrobots sofort in die
Memo-Halle. Der Eindringling ist zu vernichten.«
Er schaltete ab und drehte sich um.
»Nun?«
Energieschirme, dachte Gucky, sind eine zweischneidige Angelegenheit. Frasbur konnte die
Anlage betätigen, ohne den Schirm abzuschalten. Impulsstrahlen drangen von innen nach außen, aber
niemals umgekehrt.
»Abwarten«, sagte er ruhig. »Da ist etwas, das Sie vergessen.«
Dann machte er einen gewaltigen Satz, als die Tür aufgestoßen wurde und die Wachroboter in die
Memo-Halle eindrangen. Sie eröffneten sofort das Feuer auf den Mausbiber.
Gucky handelte blitzschnell und genau nach Plan. Er setzte seine telekinetische Fähigkeit
ein.
Selbst ein starker Individualschirm erträgt nur eine ganz bestimmte Belastung, dann bricht er
zusammen.
Die Impulsstrahlen der Roboter irrten völlig sinnlos in der Halle umher und fanden kein Ziel.
Die unsichtbare Kraft Guckys zwang ihre Waffenarme in eine andere Richtung, aber es dauerte doch
fast zwei Minuten, bis er alle zehn Roboter unter telekinetischer Kontrolle hatte. Er mußte sich
stark konzentrieren und noch dabei aufpassen, daß nicht ein verirrter Strahl den Gitterkäfig mit
den hilflosen Mutanten traf.
Dann aber konzentrierten sich die zehn Impulsstrahler auf ihr befohlenes Ziel.
Auf Frasburs Schutzschirm.
Der Zeitagent war so verblüfft, daß er beinahe nicht schnell genug begriff. Sein Gehirn
arbeitete und erkannte die Art der Gefahr. Ein Telekinet! Ein Telekinet, der die Roboter dazu
zwang, ihren eigenen Herrn anzugreifen.
Und zehn schwere Impulsstrahler waren auch für Frasburs Schirm zuviel.
Der Zeitagent duckte sich und raste durch die Reihen der Roboter hindurch, die nicht so
schnell reagieren konnten, wie Gucky es gern gehabt hätte. Er erreichte die noch offenstehende
Tür und lief auf den Korridor. Gucky konnte ihm nicht folgen, ohne sofort die Roboter auf dem
Hals zu haben.
»Lemy, hinterher!«
Er wußte nicht, ob Lemy ihn gehört hatte, und sehen konnte er ihn auch nicht. Er konnte nur
hoffen, daß der unsichtbare Siganese Frasbur verfolgte und nicht aus den Augen ließ.
Er mußte sich zuerst um die Roboter kümmern, die sich vergeblich gegen den telekinetischen
Einfluß zur Wehr setzten. Aber auf die Dauer konnte auch ein so meisterhafter
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