Silberband 029 - Der Zeitagent
an.
»So sieht man sich wieder«, sagte er höhnisch zu den Wellensprintern. »Damit habt ihr wohl
nicht gerechnet. Ihr seid in meiner Hand, denn in eurem jetzigen Zustand versagen eure
Fähigkeiten. Der Spezialtransmitter hat bei der Transmission die Parasektoren eurer Gehirne
desaktiviert und euch in eine inaktive Starre versetzt, die nur ich wieder aufheben kann. Eure
Körper sind paralysiert. Aber ich weiß, daß euer Geist wieder funktioniert und ihr mich hören
könnt. Ich glaube, wir werden noch eine angenehme Zeit miteinander verbringen.«
Mit einem zynischen Lachen verließ er den Käfig, ohne ihn abzusperren. Er wußte, daß das nicht
notwendig war. Die drei Männer konnten nicht entkommen. Erst wenn er sie entsprechend in
Behandlung nahm, konnte er die Lähmung beseitigen.
Aber das hatte noch Zeit.
Er ging zu der Wand mit den Bildschirmen und setzte sich vor die komplizierten Kontrollen.
Geübt glitten seine Hände über die Tasten und Schalter. Der größte der Schirme begann matt zu
glühen. Farbige Muster huschten darüber hinweg, bis sich ein Bild zu formen begann.
Und dann erschien ein Gesicht auf dem Schirm.
Es war ein hartes und befehlsgewohntes Gesicht. Die fast weißen Haare waren dicht und lagen
straff zurückgekämmt. In den Augen schimmerte ein kalter Glanz. Die Farbe der Haut war
hellbraun.
Eine Kette um den Hals verriet, daß der Mann einen Zellaktivator trug. Er war unsterblich. Er
war ein Meister der Insel.
Während Frasbur berichtete, versuchte Tako sich zu bewegen. Aus den Augenwinkeln
heraus konnte er den Bildschirm und das Gesicht des Meisters sehen, aber die Unterhaltung wurde
so leise geführt, daß er kein Wort von dem verstand, was Frasbur und sein Auftraggeber aus der
Zukunft sprachen.
Jede Bewegung seiner Glieder war unmöglich. Nur die Stellung der Pupillen ließ sich verändern.
Tako lag zwischen Tronar und Rakal. Die Zwillinge rührten sich nicht. Tako wußte nicht einmal, ob
sie noch lebten.
Er konnte hören, sehen und denken, mehr nicht. Im Augenblick mußte er damit zufrieden
sein.
Trotz Frasburs Warnung versuchte er, sich auf einen kurzen Teleportersprung zu konzentrieren,
aber es war vergeblich. Er war so hilflos wie ein neugeborenes Kind.
Drüben an der Wand erlosch der Bildschirm. Frasbur erhob sich und kam zum Gitter zurück. Er
betrachtete seine Gefangenen. Seine Miene zeigte Verwunderung, vermischt mit Unbehagen.
»Ihr müßt noch gefährlicher sein, als ich annahm. Unangenehm für euch, aber an sich angenehm
für mich. Ihr bleibt in eurem geschockten Zustand, bis ihr von den Meistern selbst verhört
werdet. Schätzt euch glücklich! Sie machen viel Umstände mit euch. Tut mir leid, aber ihr werdet
euch noch gedulden müssen, bis das Schiff euch abholt.« Er verschloß die Gittertür und kehrte zu
den Nachrichtenkontrollen zurück, um seine Anweisungen zu geben.
Die gelbe Sonne hinter dem Heck des Moskitos wurde zu einem kleinen Stern, als
Kasom beschleunigte. Vorerst blieb er noch unter der Lichtgeschwindigkeit, um mit den Ortern den
Raum abzusuchen. Was er sah, wirkte nicht gerade beruhigend.
»Flottenaufgebote, als ginge es darum, zwanzig Sonnensysteme zu erobern«, knurrte er.
Lemy war aus Guckys Brusttasche gekrochen und saß auf seinem Bauch. Er trug immer noch seinen
Spezialanzug, hatte aber den Helm geöffnet.
»Es wird uns verdammt schwerfallen, da unbemerkt durchzukommen.« Er schlug sich auf die
winzige Brust. »Mit meiner HELLTIGER wäre es mir gelungen!«
»Mit der Zigarre!« Gucky kicherte belustigt. »Ein Schiff, drei Meter lang! Irgend jemand hätte
dich entdeckt und an die Wand geworfen, Kleiner.«
»Streitet euch nicht«, rief Kasom gutmütig. »Außerdem stimmt es, was Lemy sagt. Je kleiner ein
Schiff ist, desto schwerer ist es zu orten.«
»Außerdem gibt es im Weltraum keine Wände, gegen die man ein Schiff werfen könnte«, erklärte
Lemy und schickte dem Mausbiber einen triumphierenden Blick zu.
Für kurze Zeit ging Kasom in den Linearraum, und als er ins Einsteinuniversum zurückkehrte,
war die Sonne Orbon nur noch zwei Lichtwochen entfernt. Auf den Orterschirmen waren so viele
Impulsflecke, daß kein freier Platz mehr blieb. Mit freiem Auge war dagegen nichts zu erkennen,
obwohl der Blick aus der Kuppel nach allen Seiten frei war.
Kasom schaltete den Hyperfunkempfänger ein. Auf fast allen Wellen der Lemurer herrschte
Hochbetrieb. Verschlüsselte Botschaften gingen hin und her,
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