Silberband 029 - Der Zeitagent
Relativzukunft befördert werden.
Wenn es uns gelingt, diese fünfhundert Jahre zwischen uns und die Flotte der Lemurer zu legen,
wird es keine Lemurer mehr geben! Die von ihnen drohende Gefahr ist automatisch beseitigt. Mit
einigen Restgruppen, die man nicht mehr evakuieren konnte, können wir notfalls fertig werden. Für
mich ist die Tatsache bestimmend, daß eine Zeitverschiebung um fünfhundert Jahre genügt, unsere
Probleme mit einem Schlag zu beseitigen. Sind wir erst einmal in die Zukunft vorgedrungen, können
wir in aller Ruhe versuchen, mit Hilfe des galaktischen Sechsecktransmitters den Andromedanebel
zu erreichen. Es wird uns niemand mehr stören. Admiral Hakhat und seine Wachflotte über Kahalo
werden nur noch als sagenhafte Erinnerung bei wenigen Kolonistennachkommen existieren.«
Rhodan reagierte so, wie ich es erwartet hatte: Er sah auf seine Fingerspitzen nieder,
streifte mit dem Daumen über eine defekte Klebenaht der Druckhandschuhe und meinte dazu:
»Materialermüdung. Woher kommt das?«
Ich beherrschte mich. Es wäre zwecklos gewesen, ihm sein Verhalten verübeln zu wollen. Der
Vorschlag mußte ihn völlig überrascht haben.
Oberstleutnant Brent Huise, ein rothaariger Terraner mit der Figur eines Schwergewichtlers,
gab die Antwort. Sie drückte das aus, was Rhodan wohl ebenfalls instinktiv fühlte.
»Sir – können Sie sich vorstellen, daß wir die Nase voll haben? Ich möchte nicht
unhöflich sein, aber mich kriegen Sie nicht freiwillig in die Maschine hinein.«
In der Interkomanlage knackte es. Das Gesicht unseres Chefmathematikers Dr. Hong Kao wurde
sichtbar.
Da der kleine, lebhafte Terraner für seine verwegenen Ideen berüchtigt war, sprach ihn Rhodan
an, ehe der Wissenschaftler den Mund öffnen konnte.
»Nun sagen Sie nur nicht, Doc, Sie hielten diese verrückte Idee für gut.«
»Tut mir leid, Sir, sie ist ausgezeichnet. Es wäre vollkommen richtig, dieser gefährlichen
Zeitepoche zu entfliehen und fünfhundert Jahre später aus dem Dunkel der Anonymität heraus zu
versuchen, den Großtransmitter zu bezwingen. Die Wachflotte über Kahalo würde uns tatsächlich
nicht mehr stören.«
»Ist denn hier jedermann von Sinnen?« rief Perry und erhob sich aus seinem Sessel. »Wie
stellen Sie sich die Eroberung eines Zwischenzeit-Transmitters vor, von dem wir nicht einmal
wissen, wo er zu finden ist? Selbst wenn wir es erfahren sollten, dürfte er nicht unbewacht sein.
Oder haben Sie sich etwa vorgestellt, man würde uns dort mit offenen Armen empfangen, aufmerksam
unseren Wünschen lauschen und dann das Gerät einschalten?«
»Es geht vorerst nur um die Anerkennung der Idee, Terraner«, gab ich Rhodan zu verstehen. »Die
Ausführung des einmal beschlossenen Vorhabens wird eine Sache für sich sein. Wir werden in
einigen Stunden wissen, welcher Planet mit Tanos VI gemeint ist. Frasbur ist darauf versessen,
uns in dieses System zu locken. Wenn wir es identifiziert haben, kann das Unternehmen
anlaufen.«
Rhodan schritt schweigend durch die Zentrale. Ein Roboter öffnete ein kleines Mannschott,
hinter dem das Röhrensystem der Schnellverbindung sichtbar wurde.
Perry trat ein, ergriff die Handgriffe über dem Luk und schwang seine Beine in das Rohr
hinein. Als nur noch sein Kopf erkennbar war, rief er uns zu:
»Ich möchte gerne diese Tür hinter mir zuknallen, um meiner Stimmung Ausdruck zu verleihen. Da
sie sich aber nur automatisch schließen läßt, nehmen Sie bitte an, ich hätte sie
zugeknallt!«
»Ich werde vor Freude jubeln, wenn du dir die Finger einklemmst«, gab ich wütend zurück.
Er winkte ab, drückte auf den Transportknopf und verschwand. Wir sahen nur noch die
aufleuchtende Kontrollampe des Abstoß-Kraftfeldes.
Melbar Kasom kam zu mir. Er wartete, bis die Diskussion unter den Männern der CREST III einen
gewissen Höhepunkt erreicht hatte. Viele waren für meinen Plan, andere lehnten ihn ab.
Icho Tolot stand hinter der durchsichtigen Panzerwand der Zentraleunterteilung und fütterte
das Reserve-Rechengehirn IV mit Daten. Ich ahnte, daß der Haluter jetzt schon auf meiner Seite
stand. In ihm mußte der charakteristische Abenteuerdrang erwacht sein, der sein Volk in
besonderem Maße auszeichnete.
»Notfalls machen wir die Sache mit zwei bis drei Korvetten«, sagte Melbar Kasom. »Rhodans
eigentlicher Grund zur Ablehnung dürfte wohl die Besorgnis um die CREST sein. Wenn ich ihn
richtig kenne, so läuft er jetzt wie ein Tiger in
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