Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
strömte in die Kammer. Kakuta ließ
die innere Schleusenwand aufgleiten. Gleich darauf betraten die fünf Männer den Kontrollraum.
Rhodan nahm seinen Helm ab und blickte auf den bewußtlosen MdI. Seine innere Erregung war ihm
nicht anzumerken, aber Kakuta kannte den Großadministrator lange genug, um all die kleinen
Zeichen richtig deuten zu können. Da war das schwache Zucken der Augenbrauen, das kaum sichtbare
Vorschieben der Unterlippe.
»Es wäre ein Grund zum Feiern«, sagte Surfat. »Wenn wir Zeit zum Feiern hätten.«
»Du kannst eine Karotte spendieren«, schlug Gucky vor.
»Verlief alles wunschgemäß?« erkundigte sich Rhodan. Er beugte sich zu Nevis-Latan hinab und
legte ihm eine Hand vor die Augen. Der Bewußtlose zeigte keine Reaktion.
»Er war völlig überrascht«, sagte Kakuta. »Trotzdem versuchte er, die Kontrollen zu erreichen,
bevor wir ihn paralysierten.«
»Ich kann nicht in seine Gedanken eindringen«, sagte Gucky. »Selbst in diesem Zustand ist sein
Willensblock wirksam.«
Damit hatte Rhodan gerechnet. Mit parapsychischen Mitteln war Nevis-Latan nicht beizukommen.
Jedenfalls jetzt noch nicht.
»Wir würden Wochen brauchen, um diesen Block zu entfernen«, sagte André Noir. »Es handelt sich
um einen extrem starken Schutz im Bewußtseinszentrum. Ich vermute, daß er unter Zuhilfenahme
parapsychischer Mittel errichtet wurde.«
»Wir haben nicht viel Zeit«, gab Redhorse zu bedenken. Ohne Rhodan anzublicken, fügte er
hinzu: »Unter diesen Umständen sollte man überlegen, ob der Neurodestrator nicht das geeignete
Mittel wäre, um den Widerstand dieses Mannes zu brechen.«
»Warten wir ab, bis Atlan hier ist«, sagte Rhodan ausweichend. Er wandte sich an Tako
Kakuta.
»Springen Sie zum Gleiter«, befahl er dem Teleporter. »Sobald Atlan, Bradon und Papageorgiu
eintreffen, sollen sie Schutzanzüge anlegen und ins U-Boot kommen. Wir werden das Schiff in die
Nähe der Klippen steuern.«
»Darüber entscheidet der Kapitän!« rief Gucky.
»Welcher Kapitän?« fragte Rhodan, während Kakuta entmaterialisierte. »Der Kapitän ist
bewußtlos.«
Gucky rekelte sich faul in dem viel zu großen Sessel.
»Nach einem alten Piratengesetz ist derjenige Kapitän, dem es gelingt, ein Schiff zu erobern
und den Kapitän außer Gefecht zu setzen. Genau das habe ich getan. Außerdem habe ich im
Augenblick den Platz des Kapitäns inne.«
»Was redet dieser mickrige Zwerg?« fragte Surfat, als habe er schlecht gehört. »Bedeutet das,
daß er uns allen Befehle geben kann?«
»Setzt die Segel!« schrie Gucky. »Ein Mann in den Ausguck.«
Er nickte Redhorse gönnerhaft zu. »Du bist ab sofort in die Kombüse abkommandiert«, sagte er.
»Sieh nach, ob du ein paar Karotten auftreiben kannst.«
»Aye, aye, Sir!« Redhorse nahm Haltung an.
»Schluß damit!« unterbrach Rhodan Guckys Späße. Er wußte, daß der Kleine nach seinem Erfolg
wieder Oberwasser hatte und kein Ende finden würde, seine Freunde mit immer neuen Einfällen zu
schikanieren.
»Der Bootsjunge wird frech«, empörte sich Gucky. »Werft ihn über Bord.«
Er flüchtete mit einem Satz aus dem Sessel, bevor Rhodan ihn erreichen konnte. Rhodan machte
sich mit den Kontrollen des U-Bootes vertraut. Niemand auf ganz Lemuria ahnte, was sich in der
Nähe von Wor-Kartan abgespielt hatte. Es würde einige Zeit vergehen, bevor man nach dem Tamrat
suchte. Innerhalb dieser Frist mußte es gelingen, die unterseeische Station des MdI zu
finden.
Nur Nevis-Latan wußte, wo diese Unterwasserstation lag. Rhodan überlegte, ob es unter diesen
Umständen nicht angebracht war, den Neurodestrator einzusetzen. Der MdI war ein Mörder. Nicht nur
das: Er vertrat eine Organisation, die eine Gefahr für alle friedliebenden Sternenvölker zweier
Galaxien darstellte.
Redhorse und Surfat fanden einige Stricke. Nevis-Latan wurde seiner Ausrüstung beraubt und
gefesselt. Inzwischen steuerte Rhodan das U-Boot zu den Klippen zurück. Er hoffte, daß es Atlan
mit Tannwanders Hilfe gelungen war, ein brauchbares Raumschiff zu kaufen.
Nevis-Latan gab ein schwaches Ächzen von sich. Rhodan überließ Redhorse die Steuerkontrollen
und wandte sich dem MdI zu. Der Tamrat hatte die Augen noch geschlossen, aber Rhodan zweifelte
nicht, daß er bei Bewußtsein war. Die körperliche Lähmung würde jedoch noch einige Zeit
anhalten.
»Sind Sie über unser plötzliches Auftauchen überrascht?« fragte Rhodan.
Das Zucken von Nevis-Latans
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