Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Offenheit blieb ein Teil seines Charakters Rhodan
immer verschlossen.
Olivier Doutreval war wach. Er lehnte mit dem Rücken gegen einen vom Wasser rundgeschliffenen
Stein. Er suchte den Boden nach Muscheln ab. Der Funker machte einen übermüdeten Eindruck. Er
schaute auf, als er Rhodans Blick auf sich ruhen fühlte. Rhodan lächelte und winkte ihm zu.
»Soll ich Kakuta jetzt ablösen, Sir?« fragte Doutreval.
»Nein«, antwortete Rhodan. »Noir und Kakuta können unbegrenzte Zeit unter Wasser bleiben. Ihr
Zellaktivator verhindert, daß sie zu schnell müde werden.«
»Wenn es hell wird, können wir hier nicht bleiben«, sagte Redhorse. Er deutete zur Steilküste
hinauf. »Sobald die ersten Besucher auf die Parkinsel kommen, werden sie in den Klippen
herumturnen. Wenn sie uns in unseren Anzügen sehen, werden sie sich Gedanken über unsere
Absichten machen.«
Rhodan hob einen Stein auf und warf ihn ins Wasser. Ein Blick zum Hafen überzeugte ihn, daß
dort noch alles still war. Redhorse hatte recht. In zwei oder drei Stunden mußten sie sich alle
unter die Wasseroberfläche zurückziehen. Nur Gucky mußte an Land bleiben, weil sie keinen
Schutzanzug für ihn besaßen. Der Mausbiber würde sich zwischen den Felsen verstecken.
»Vielleicht kommt der MdI nicht mehr zurück«, sagte Doutreval und stand auf.
»Er wird zurückkommen«, versicherte Rhodan. »Er hat die Aufgabe, auf uns zu warten.«
»Vielleicht weiß er, daß wir bereits auf Vario gelandet sind«, meinte der schwarzhaarige
Funker. »Er ist vielleicht unterwegs, um seine Station auf unseren Angriff vorzubereiten.«
»Das sind alles nur Vermutungen«, sagte Rhodan. »Warum sollte Nevis-Latan schon über unser
Hiersein informiert sein? Es gibt keinen vernünftigen Grund, dies zu glauben.«
Doutreval begann seinen Schutzanzug abzulegen.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein Bad nehme?«
»Natürlich nicht«, sagte Rhodan. »Ich fürchte nur, daß Sie ohne Seife dem Dreck nicht
beikommen. Sie können sich bestenfalls erkälten.«
»Lieber einen Schnupfen, als weiterhin diesen Gestank mit sich herumtragen zu müssen«, meinte
Doutreval. Er entkleidete sich und tauchte mit einem Sprung ins Wasser. Surfat erwachte, gab
einen Schnarchton von sich und richtete sich erschrocken auf. Verständnislos blickte er auf
Doutrevals Kleidung.
»Was ist passiert?« fragte er verwirrt.
»Olivier hat sich ertränkt«, sagte Redhorse. »Er konnte es nicht länger ertragen, Ihr
Schnarchen mit anhören zu müssen.«
»Ich und schnarchen?« entrüstete sich Brazos Surfat. »Ich säusele wie ein
Frühlingslüftchen.«
Ein paar Meter vom Ufer entfernt tauchte Doutreval prustend an die Oberfläche.
»Es ist kalt!« rief er. »Aber es tut gut.«
Surfat schüttelte sich. »Können Sie das verstehen?« fragte er Rhodan. »Ich meine, daß jemand
freiwillig ins Wasser geht?«
Doutreval kam zurück und watete auf seine Kleider zu. Surfat flüchtete hinter einen Felsen,
als der Funker nach ihm spritzte.
»Verbieten Sie ihm das, Major!« verlangte er von Redhorse. »Jeder Tropfen Wasser schadet
meinem alarischen Teint.«
»Diese Schmutzkruste bezeichnen Sie als Teint?« kicherte Doutreval.
Der Sergeant kam zögernd wieder hinter den Felsen hervor. In diesem Augenblick hörte Rhodan
den Empfänger seines Helmfunks knacken.
Die Stimme Tako Kakutas erklang.
»Ein Schiff nähert sich dem Hafen!« meldete der Teleporter aufgeregt.
»Ein U-Boot?« fragte Rhodan hastig.
»Ich glaube, ja, Sir«, kam die Antwort.
Rhodan nickte den anderen zu.
»Schutzanzüge anlegen!« befahl er. »Wir müssen tauchen.«
Er weckte Gucky und informierte ihn, daß sich ein U-Boot der Küste näherte.
»Es kann sich nur um unseren speziellen Freund handeln«, erklärte er. »Wir werden uns das
Schiff ansehen. Es ist wichtig, daß du zusammen mit Kakuta im gleichen Moment hinein
teleportierst. Ihr müßt Nevis-Latan mit euren Paralysatoren betäuben, bevor er dazu kommt, seine
Para-Abwehrwaffen einzusetzen.«
Gucky umklammerte seine Waffe und richtete sich auf.
»Vergiß nicht«, schärfte Rhodan ihm ein. »Es muß blitzschnell gehen. Der MdI ist auch auf
einen Überfall durch Mutanten vorbereitet. Er darf nicht zur Besinnung kommen.«
»Bei all diesem Gerede wirst du das Boot verpassen«, versetzte Gucky.
Die vier Männer hatten ihre Anzüge angelegt. Rhodan verschloß den Helm und öffnete die
Sauerstoffzufuhr. Nacheinander wateten sie ins Meer und schwammen
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