Silberband 032 - Die letzte Bastion

notwendig. Danach kehrten die
Flottentender um und flogen zur Milchstraße zurück.
    Die Fragmentraumer erreichten ohne Zwischenfälle Gleam, wo sie erfuhren, wo sich Rhodan mit
seinen Schiffen befand.
    Zusätzlich zu der umfangreichen Ausrüstung waren an Bord jedes Fragmentraumers eintausend
Spezialroboter für Landeunternehmen. Das war, relativ zum Rauminhalt der etwa würfelförmigen,
2.500 Meter durchmessenden Schiffsungetüme, wenig. Aber Rhodan wußte, daß dafür jeder
Posbikämpfer eine wandelnde Festung darstellen würde, eine Festung mit biopositronischem Gehirn,
das ihn zu eigenem Denken und zu eigener Entscheidungsfreiheit befähigte und das dennoch keine
Furcht vor dem Tode kannte.
    Der Posbi erklärte, diese insgesamt eine Million Roboter umfassende Landungsstreitmacht sei
entschlossen, sich notfalls für den Sieg der terranischen Freunde zu opfern.
    Rhodans Optimismus schwand jedoch sehr rasch wieder.
    Er erklärte, daß vorläufig noch nicht an einen erfolgversprechenden Angriff auf Tamanium zu
denken sei. Die Fragmentraumer würden nicht näher herankommen als die vereinigte
terranisch-maahksche Flotte, und ihre Transformgeschosse würden ebenso wenig vor dem feindlichen
Schutzschirm rematerialisieren wie die terranischen.
    Der Posbi-Kommandeur zeigte sich weder überrascht noch bestürzt. Er bat Rhodan lediglich um
die bisher ermittelten Daten des Verteidigungssystems von Tamanium.
    Atlan lächelte spöttisch, als Perry die Verbindung endlich unterbrach.
    »Die biopositronischen Gehirne der Posbis werden kaum eine bessere Lösung finden als unser
biopositronisches Bordgehirn.«
    Als Rhodan nicht darauf einging, blickte ihn der Arkonide vorwurfsvoll an.
    Doch der Terraner schien seine letzten Worte überhaupt nicht gehört zu haben.
    Er starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm des Interkoms und lauschte gebannt
der Meldung des Cheforters.
    Eine Sekunde später schaltete Rhodan ab.
    Seine Hand schwebte kurz über dem Simultan-Alarmgeber für alle Flottenverbände.
    »Unbekanntes Gigantschiff im Anflug!« erklärte er.
    Dann drückte seine Hand die Alarmtaste ein.
    Immer wieder mußte Omar Hawk auf die scharfgeschnittenen Züge des Hathor blicken,
der ein Raumschiff von dreißig Kilometern Durchmesser steuerte, ohne einen Finger zu rühren.
    Nur am Aufglühen von Lethos' bernsteinfarbenen Augen waren seine Empfindungen zu erahnen.
Ansonsten lag er reglos auf dem energetischen Polster, das seinen Kontursessel bedeckte.
    Das Raumschiff ohne Namen hatte vor zwanzig Sekunden den Linearraum zum zweitenmal während der
langen Fahrt verlassen. Diesmal tauchte es in unmittelbarer Nähe des Luum-Systems ins
vierdimensionale Kontinuum ein, wenig mehr als ein halbes Lichtjahr vom Zentralplaneten der MdI
entfernt.
    Der Oxtorner konnte sich in etwa vorstellen, was jetzt auf den Kampfraumern der Maahks und der
Imperiumsflotte vorging. Die Raumsoldaten würden wahrscheinlich schon ihre Gefechtsstände
aufgesucht haben, würden hinter den Energiegeschützen und Transformkanonen sitzen und den
gigantischen Ortungsreflex beobachten, der in die Elektronenkreuze der Zentralautomatiken
wanderte.
    Er wandte sich an Tschubai, der unmittelbar neben ihm saß.
    »Wir sollten ihnen ein Zeichen geben, damit sie uns nicht länger für einen Feind halten
müssen.«
    Die Bemerkung war dem Hathor nicht entgangen. Ohne den Kopf zu wenden, sagte er:
    »Eines Tages werdet ihr auch noch lernen, nicht alles Fremde als feindlich einzustufen.«
    Obwohl sich Hawk sagte, daß Lethos in diesem speziellen Fall unrecht hatte, fühlte er sich
dennoch getroffen von der allgemeingültigen Aussage, die dieses Wesen soeben gemacht hatte.
    Wer war dieser Tengri Lethos, der ganz allein mit einem Riesenraumschiff aufgetaucht war? Was
verlieh ihm seine unerschütterliche Sicherheit, was ließ ihn daran glauben, daß die Entwicklung
der Menschheit mit einem geistigen Reifeprozeß gleichzusetzen sein würde?
    Fragen, auf die er im Augenblick keine Antwort fand. Gucky und Baar Lun hatten ihn und Ras nur
oberflächlich aufgeklärt, und das war schlechter als überhaupt keine Aufklärung. Der Hathor
sollte fünfzigtausend Jahre im Tiefschlaf gelegen haben!
    Hawk wußte, was fünfzigtausend Jahre waren. Für ihn, der mitsamt der CREST III und ihrer
Besatzung um fünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit verschlagen gewesen war, bedeutete diese
Zeitspanne nicht einfach eine Zahl wie für die meisten Menschen. Für