Silberband 032 - Die letzte Bastion
Gefühl, sein Herz wäre zu einem Eisblock erstarrt. Er erkannte die
Absicht, noch bevor Faktor I den letzten Satz ganz ausgesprochen hatte.
»Bisher erschien uns das Risiko eines Zeitparadoxons zu groß«, fuhr Faktor I fort, »obwohl wir
dadurch in der Lage wären, mit Hilfe des kleinen Zeittransmitters die Ereignisse der letzten
Jahre ungeschehen zu machen. Nunmehr hat sich die Situation jedoch drastisch zu unseren Ungunsten
verschlechtert, so daß ich keine andere Möglichkeit mehr sehe. Wir müssen nun das Risiko
eingehen – gleichgültig was passiert.
Begeben Sie sich in Ihren Zeittransmitter. Stellen Sie ihn auf vierhundertfünfunddreißig Jahre
ein und lassen Sie sich in die Vergangenheit schleudern.«
Faktor I legte eine Pause ein, um Faktor II Gelegenheit zu geben, seine Überraschung zu
zeigen. Doch Molat zeigte keine Regung, obwohl er innerlich aufgewühlt war.
»Beschaffen Sie ein tefrodisches Schlachtschiff mit der besten Besatzung, die Sie auftreiben
können. Selbstverständlich darf kein einziger Duplo darunter sein. Dem Kommandanten des Schiffes
erteilen Sie den Befehl, über die Transmitterverbindung in die Erste Galaxis einzudringen und das
Solsystem anzufliegen. Pünktlich am 10. Juni 1971 terranischer Zeitrechnung hat das
Schlachtschiff den Mond des dritten Solarplaneten anzusteuern und den notgelandeten arkonidischen
Forschungskreuzer zu vernichten, den er dort vorfinden wird!«
Trinar Molat beherrschte sich noch immer, obwohl er innerlich von namenlosem Grauen
geschüttelt wurde, als ihm die Tragweite dieses Befehls völlig aufging.
Er kannte die Entstehungsgeschichte des Solaren Imperiums genau. Wenn der Befehl von Faktor I
exakt ausgeführt wurde, dann hätte Perry Rhodan nach seiner Landung auf dem irdischen Mond
niemals einen Forschungskreuzer der Arkoniden vorgefunden. Keine überlegenen technischen Mittel
hätten ihm jemals die Möglichkeit gegeben, eine ›Dritte Macht‹ auf der Erde zu gründen und die
Menschheit zum Zusammenschluß zu zwingen. Weder Thora noch Crest wären die Lehrmeister der
Menschheit gewesen.
Würde ein derart schwerwiegendes Zeitparadoxon überhaupt möglich sein?
War es vorstellbar, daß im Augenblick, in dem der arkonidische Forschungskreuzer auf Luna
explodierte, schlagartig kein terranisches Raumschiff mehr in Andromeda weilte – nie geweilt
hatte?
Wie weit wäre denn die irdische Raumfahrt im Jahre 2406 ohne die Hilfe der Arkoniden?
Bestenfalls hätten einige Expeditionen zu den äußeren Planeten des Sonnensystems
stattgefunden. Vielleicht wären unbemannte Sonden mit Ionenantrieb zu den nächsten Sonnensystemen
aufgebrochen.
Es konnte aber auch ganz anders sein, wenn die Menschheit sich in einem Atomkrieg selbst
vernichtet hätte, vernichtet bis auf wenige Überlebende, die ins Stadium der Primitivität
zurückgefallen waren …!
Doch was immer auch mit der irdischen Menschheit geschehen mochte, es berührte
Trinar Molat kaum. Er empfand nur Furcht bei dem Gedanken an die krassen Veränderungen der
Gegenwart, die das Zeitparadoxon hervorrufen mußte.
Schließlich war dem Meister der Insel alles über die Geschichte der beiden Nachbargalaxien
bekannt.
Falls die Menschheit nicht als verändernder Faktor in den Verlauf der kosmischen Geschichte
eingriff, würde der Robotregent von Arkon niemals gestürzt werden, es würde keinen Konflikt mit
den Akonen geben, kein Vereintes Imperium unter Terras und Arkons Führung – und niemand
würde den Druuf, jenem mächtigen Volk aus dem anderen Universum, entscheidenden Widerstand
leisten.
Vielleicht gelang es den Druuf, die Öffnung zwischen beiden Universen zu stabilisieren.
Vielleicht überschwemmten und unterwarfen sie die Milchstraße – und vielleicht würden sich
die Meister der Insel in dem Augenblick, in dem es niemals eine terranische Bedrohung gegeben
hatte, als Sklaven jener Ungeheuer wiederfinden …!
Molat schloß für eine Sekunde die Augen und versuchte, die grauenhafte Vision abzuschütteln.
Dann blickte er wieder kalt und entschlossen wie zuvor auf den 3-D-Schirm.
»Das Risiko wäre dennoch zu groß, Faktor I!«
Ein schepperndes Geräusch drang aus dem Lautsprecher, das mechanische Äquivalent eines
menschlichen Lachens.
»Selbstverständlich gehen wir ein Risiko ein, wenn wir Terra aus der kosmischen Geschichte
ausschalten, Faktor II. Wir müssen nur genau abwägen, welches Risiko größer ist: das, die
Terraner in ihrer gegenwärtigen
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