Silberband 034 - Die Kristallagenten
der zweite Transitionsschock. Roi verlor sofort
das Bewußtsein, kam jedoch nach ein paar Sekunden wieder zu sich. Er fühlte sich müde und
zerschlagen und wußte nicht, ob er einen dritten Schock überstehen könnte. Fellmer Lloyd trieb
ohnmächtig quer durch den Schacht und lief Gefahr, in die abwärtsführende Feldströmung zu
geraten. Roi ruderte hinter ihm her und brachte ihn in Sicherheit. Sobald der Mutant zu sich kam,
fragte er ihn:
»Wie ist der Empfang jetzt?«
Lloyd wischte sich über die Stirn und horchte.
»Schwach«, murmelte er. »Fast kaum wahrnehmbar. Sie müssen alle bewußtlos sein.«
Er wollte noch etwas hinzufügen, unterbrach sich jedoch und fuhr fort zu horchen, einen
verwirrten Ausdruck im Gesicht.
»Was jetzt?« wollte Roi wissen.
»Da ist etwas anderes«, antwortete der Mutant halblaut. »Kommt von weit her, ziemlich schwach
und doch …!«
»Der Kristall?« mutmaßte Roi.
Lloyd schüttelte den Kopf.
»Ganz anders. Eine merkwürdige Art von Schwingung. Klingt vertraut und trotzdem fremdartig.
Ich weiß nicht …«
Er vollendete den Satz nicht. Nachdenklich starrte er vor sich hin in die Finsternis.
»Wer auch immer das ist«, murmelte er schließlich, »er hat den Schock viel besser überstanden
als die Generäle.«
Roi wurde unbehaglich zumute. Er hatte berechtigtes Zutrauen in seine und Lloyds Fähigkeiten,
mit einer Überzahl von Generälen fertigzuwerden, besonders dann, wenn sie noch halb im
Transitionsschock befangen waren. Aber wenn es dort oben noch eine andere Art von Gegner gab, der
genauso schnell zu sich kam wie sie selbst, dann war ihre Mission so gut wie aussichtslos.
Zwei Minuten später traf sie der dritte Schock. Diesmal hatte die Bewußtlosigkeit länger
gedauert, spürte Roi. Er sah sich um und stellte fest, daß er dicht neben Fellmer Lloyd etwa
zwanzig Meter unterhalb einer großen Ausstiegsöffnung schwebte, durch die gelbes Licht in den
Schacht fiel. An den Rändern der Öffnung kauerten schlaffe, reglose Gestalten von merkwürdiger
Form. Roi mußte genau hinsehen, um zu erkennen, daß es Generäle waren, die den Ausstieg
bewachten. Sie waren bewußtlos.
Als sie die untere Kante der Öffnung erreichten, erwachte Fellmer Lloyd aus der Ohnmacht. Roi
packte ihn an der Schulter und beschleunigte den Prozeß des Wieder-zu-sich-Kommens, indem er den
Mutanten schüttelte.
»Was hören Sie?« fragte er heftig.
Er schwang sich aus dem Schacht und zog Lloyd hinter sich her. Die Generäle hockten schlaff
gegen die Wand gelehnt, die trichterförmigen Waffen vor sich auf dem Boden. Roi sammelte die
Waffen ein und warf sie in den Schacht. Er schleuderte sie so, daß sie von der abwärtsführenden
Strömung erfaßt wurden und nach unten in die Finsternis sanken. Die Generäle selbst ließ er
unbehelligt.
»Nichts«, brummte Fellmer Lloyd. »Nur diese merkwürdige Schwingung aus der Ferne.«
»Sie können immer noch nichts daraus machen?«
Lloyd schüttelte den Kopf.
»Nein. Aber ich wollte, ich könnte. Die Sache geht mir auf die Nerven.«
Sie waren in einem Lagerraum gelandet, der ein Duplikat dessen darstellte, in dem Tako Kakuta
mit den beiden Bewußtlosen zurückgeblieben war. Nur war dieser hier leer. In der Wand, die dem
Schachtausgang gegenüberlag, gab es drei Schotte, zwei kleine zu beiden Seiten und ein großes in
der Mitte.
Roi öffnete das kleine auf der rechten Seite und sah hinaus. Vor ihm lag ein schmaler Gang,
hell erleuchtet und leer. In der rechten Gangwand gab es eine Reihe weiterer Schotte, die linke
war kahl und glatt. Roi nahm an, daß das große Schott in der Mitte der Wand seinerseits auf einen
größeren Gang mündete, der von dem kleineren durch die glatte Seitenwand getrennt war.
Er winkte Lloyd hinter sich her.
»Halten Sie Ihre überirdischen Ohren offen«, zischte er ihm zu. »Ich will wissen, wann wir der
merkwürdigen Ausstrahlung näher kommen.«
Lloyd antwortete nicht. Es war ihm anzusehen, daß ihn die Sache sehr beschäftigte.
Der Gang wand sich nach rechts und führte in sanfter Neigung nach oben. Roi öffnete einige der
Schotte zur rechten Hand und stellte fest, daß sich dahinter mit merkwürdigen
Einrichtungsgegenständen ausgestattete, kleine Räume befanden, die er für Mannschaftsunterkünfte
hielt. Sie waren leer. Die Generäle befanden sich auf ihren Posten, und mit jeder Sekunde, die
nutzlos verstrich, erholten sie sich mehr von den Folgen des Transitionsschocks.
Roi und der
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