Silberband 034 - Die Kristallagenten
Austritt. Beide Erschütterungen erfolgten nahezu zum selben Zeitpunkt.
Wenn das Schicksal es wollte, dann hatten die Geräte der CREST außer der ersten Erschütterung
auch Spuren der zweiten wahrgenommen und die Meßergebnisse auf Band gespeichert. Und wenn die
Verfolger Glück hatten, konnten sie die beiden Erschütterungen voneinander isolieren und
rechnerisch ermitteln, aus welcher Entfernung und welcher Richtung die zweite gekommen war.
Die Aussichten waren nicht besonders groß. Die erste Erschütterung war in unmittelbarer Nähe
der CREST ausgelöst worden und daher so deutlich, daß sie die zweite, die aus beachtlicher
Entfernung kam, zum größten Teil überdecken mußte.
Atlan schickte seine Fachleute an die Arbeit. Auf der FRANCIS DRAKE hatte man das gleiche
Problem. Auch dort arbeiteten die Spezialisten an der Auswertung der Daten.
Die acht Birnenschiffe mit ihrer kostbaren Fracht waren vorläufig verloren.
Roi kam wieder zu sich. Mit einem Blick erfaßte er die Sachlage. Neben ihm lagen
die beiden Mutanten ächzend am Boden. Der Transitionsschock hatte ihnen härter zugesetzt als
ihm.
Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf: Die Folgen des Transitionsschocks beschränkten sich
nicht auf die unfreiwilligen Fahrgäste des Schiffs. Die Generäle mußten sie ebenso zu spüren
bekommen haben. Man wußte nicht, wie sie darauf reagierten. Aber die Möglichkeit bestand, daß es
ihnen schwerer fiel, darüber hinwegzukommen, als zum Beispiel Terranern.
Er sprang auf, packte Fellmer Lloyd am Kragen und zog ihn in die Höhe. Der Mutant
schwankte.
»Wa– wa– was …?« stotterte er entsetzt.
»Reißen Sie sich zusammen«, sagte Roi. »Unser Augenblick ist gekommen. Wir stürmen den
Kommandostand!«
Lloyd schien nicht zu verstehen. Roi griff ihn am Arm und schob ihn aus dem Versteck hervor
auf die Schachtöffnung zu. Tako Kakuta war gerade im Begriff, wieder auf die Beine zu kommen.
»Achten Sie auf die Bewußtlosen«, trug Roi ihm auf. Er hatte keine Zeit, sich zu vergewissern,
ob der Japaner ihn hörte. Tako würde von selber wissen, was zu tun war, sobald er vollends zu
sich kam.
Fellmer Lloyd war inzwischen wieder bei Sinnen. Er löste sich aus Rois Griff und schwang sich
in den Schacht. Roi folgte ihm auf dem Fuß. In der aufwärtsführenden Strömung des künstlichen
Schwerefeldes schwebten sie mühelos in die Höhe.
Roi war zu Bewußtsein gekommen, daß er beim Schmieden seiner Pläne einen wichtigen Punkt
völlig übersehen hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, daß dieses Schiff nach der veralteten
Transitionsmethode fliegen könnte. Dadurch entzog es sich dem Wirkungsbereich des
Halbraumspürers. Die CREST und die FRANCIS DRAKE hatten die Spur des Birnenschiffes
wahrscheinlich verloren. Es war fraglich, ob die Transitionsschocks angemessen und
erfolgversprechend ausgewertet werden konnten, so daß die Verfolgung des Birnenschiffes
rechtzeitig fortgesetzt werden konnte.
Roi und seine Begleiter mußten auf alle Fälle versuchen, das Beste aus der Situation
herauszuholen. Das Schiff hatte nur eine Transition ausgeführt. Es war schwer zu sagen, welche
Entfernung dabei zurückgelegt worden war, und es war letzten Endes auch unerheblich, denn niemand
wußte, wo das Ziel des Fluges lag. Fest stand nur, daß das Schiff in jeder Sekunde zur Landung
ansetzen konnte. Einmal am Ziel angelangt, hatten Roi und seine Begleiter nicht mehr viel
Aussicht, die Lage zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Generäle oder andere Wesen würden das Schiff
überschwemmen und sie aus ihrem Versteck treiben.
Sie hatten nur so lange eine Erfolgschance, als das Schiff sich noch im Flug befand und die
Zahl der Gegner, deren Widerstand sie zu brechen hatten, begrenzt war.
Mit anderen Worten: Sie mußten den Kommandostand in ihre Hand bekommen, bevor das Birnenschiff
landete.
Sie schwebten nebeneinander, der Mutant in jener merkwürdig entspannten Haltung, in der er
aussah, als wolle er jeden Augenblick einschlafen, obwohl er in Wirklichkeit angespannt
lauschte.
Er grinste, als er schließlich aufsah.
»Ich verstehe jetzt«, bekannte er. »Sie wollen die Generäle angreifen, solange sie noch vom
Transitionsschock durcheinander sind. Stimmt's?«
Roi nickte wortlos.
»Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen«, ereiferte sich Lloyd. »Meine Güte, sind die
durcheinander! Der Empfang ist so verworren, als wäre ich in einem Irrenhaus.«
In diesem Augenblick überfiel sie unerwartet
Weitere Kostenlose Bücher