Silberband 034 - Die Kristallagenten
nirgends zu sehen. Haagard vermutete, daß die meisten bei der Bombardierung der
unterseeischen Städte ums Leben gekommen waren. Die anderen hatten sich in sichere Verstecke
zurückgezogen, von wo aus sie ihre Befehle gaben.
Ein Blick auf die Uhr zeigte Haagard, daß seit Beginn der Bombardierung erst eine knappe
Stunde verstrichen war. Der Ausgang des Kampfes war völlig ungewiß. Vieles hing davon ab, wie
sich die vier OLD-MAN-Schiffe verhalten würden.
Der Sergeant konnte nicht wissen, daß die Ultraschlachtschiffe inzwischen geflohen waren. Die
größte Gefahr drohte den Schiffen der Guerillas weiterhin von den Bodenstationen, die trotz
einiger Volltreffer noch immer ihre Strahlensalven gen Himmel schickten.
In dem herrschenden Durcheinander konnte Fellmer Lloyd nur schwer einzelne Gedankenimpulse
ausmachen. Trotzdem gab der Mutant seinen Begleitern immer wieder wertvolle Hinweise.
Die fünf Männer erreichten das Randgebiet des Raumhafens.
»Wir sind noch etwa fünf Kilometer von der SJ-Achtundzwanzig entfernt«, sagte Hole Hohle. »Zum
Glück konzentrieren sich die Kämpfe in der Mitte des Landefeldes. Das erleichtert unsere
Aufgabe.«
Haagard war weniger optimistisch. Er befürchtete, daß die Space-Jet die Angriffe der
Guerilla-Flotte nicht unbeschadet überstanden hatte, so daß es fraglich war, ob sie damit fliehen
konnten.
Von Westen her näherte sich eine größere Gruppe von Flugrobotern, und die fünf Männer waren
zur Landung gezwungen. Hinter einer leerstehenden Halle bezogen sie Deckung.
Während sie darauf warteten, daß sie ihren Flug fortsetzen konnten, entlud sich über der Insel
ein heftiges Gewitter. Die Blitze der Strahlenwaffen vermischten sich mit denen des Unwetters, so
daß es fast ununterbrochen hell war. Der Kampflärm und das ständige Donnern schmerzten in
Haagards Ohren. Er zog eines seiner letzten Nahrungskonzentrate aus der Tasche und schob es in
den Mund. Inzwischen hatte er bereits dreimal Regenwasser getrunken. Sein anfänglicher Widerwille
hatte sich gelegt. Sie konnten nur bestehen, wenn sie sich den gegebenen Umständen anpaßten.
Die Roboter landeten in dem freien Gebiet zwischen den Hütten der Guerillas und dem Raumhafen.
Ihr Einsatz kam jedoch zu spät, da inzwischen fast alle überlebenden Gefangenen das Landefeld
erreicht hatten. Auf dem Raumhafen tobten heftige Kämpfe zwischen den Birnenschiffen, die zu
landen beabsichtigten, und den Robotgruppen der Perlians.
Hohle gab das Kommando zum Start. Die fünf Männer sprachen kaum noch miteinander. Sie kannten
ihr Ziel und wußten, daß es schwierig sein würde, es zu erreichen. Mehr war nicht zu sagen. Je
länger man mit anderen Männern zusammen war, um so gründlicher lernte man die Bedeutung ihrer
sonst kaum beachteten Gesten kennen. Haagard wußte inzwischen genau, was es bedeutete, wenn Hohle
scheinbar grundlos lächelte. Er wußte, daß Overmile nervös war, wenn er sich an seiner langen
Nase kratzte. Der Sergeant hatte unzählige Eigenschaften seiner Begleiter richtig einzuschätzen
gelernt. Umgekehrt war es nicht anders.
Haagard ließ sich neben Olney in die Höhe treiben. Das Leben des Leutnants war ständig in
Gefahr, weil er als einziges Mitglied der Gruppe keinen funktionierenden Deflektorschirm besaß.
Bisher war jedoch alles gutgegangen.
Sie bewegten sich am Rand des Raumhafens entlang und erreichten bald die ersten Hallen, die
zum Industriegebiet gehörten. Wenig später sah Haagard den ersten jener großen Türme, in denen
die Schwingungsmodulatoren untergebracht waren. In diesem Teil der ausgedehnten Anlagen waren nur
wenige Bomben gefallen. Die Guerillas hatten den Raumhafen geschont, um während der Landung ein
einwandfreies Landefeld vorzufinden.
Bald stellte es sich heraus, daß es nicht einfach war, die Space-Jet zu finden. In
unmittelbarer Nähe waren zwei Birnenschiffe gelandet. Dort kämpften Guerillagruppen gegen
perlianische Roboter. Bewaffnete Generäle riegelten das Industriegebiet ab. Hunderte von
Flugrobotern kreisten über dem Landefeld und stießen immer wieder mit ihren Waffen in die
Tiefe.
Hätte die SJ-28 im Zentrum des Raumhafens gestanden, wäre es unmöglich gewesen, sich ihr zu
nähern.
Schließlich entdeckte Wallen Overmile das Beiboot.
Sein Aufschrei ließ die anderen den Flug unterbrechen.
»Dort drüben steht unser Schiff!« rief der Korporal. »Zwischen den beiden Hallen kann man es
sehen.«
Als Haagard in die angegebene
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