Silberband 035 - Magellan
beginnenden Kollers bei dem Freihändler. Aber Ark Huron winkte ihnen ab. Sein Grinsen
sagte den Ärzten, daß es sich hier nur um eine Schau handelte, die der Freihändler abzuziehen
gedachte.
Nach wenigen Minuten bewegte sich das Tor einen winzigen Ruck zur Seite und das Katzenantlitz
eines Gurrads lugte herein. Er blickte feindselig auf Danton, der einen Schritt zurückgetreten
war und die Arme in die Seiten stemmte.
Mit einem schnellen Blick vergewisserte sich der Freihändler, daß der Translator aktiviert
war; er stand unmittelbar neben ihm. Dann sagte er:
»Hör zu, mon ami! Ich möchte so schnell wie möglich Roumbaki sprechen!«
Der Gurrad überlegte und schüttelte dann den langmähnigen Kopf.
»Hör zu, du dummer Kerl!« begann der Freihändler plötzlich zu brüllen. Seine Stimme hatte
alles Verweichlichte und Affektierte verloren. »Ich verlange unverzüglich Roumbaki zu sprechen.
Ich habe ihm etwas Wichtiges über den Sender zu sagen!«
Erschrocken verschwand das Gesicht des Gurrads aus dem Spalt; dröhnend stießen die beiden
Torkanten wieder aufeinander und schlossen die Gefangenen von der Umwelt ab.
»Glauben Sie, daß Roumbaki erscheint?« erkundigte sich Ark Huron.
»Ich will es hoffen«, erwiderte Danton, »sonst muß ich mir etwas anderes einfallen lassen, um
ihn hierherzulocken.«
Roumbaki kam schneller, als Roi geglaubt hatte.
Plötzlich wurden laute Stimmen und Schritte vor dem Tor laut. Gleich darauf wurde es zur Seite
geschoben; Roumbaki und Sibala traten ein.
Sie sahen sich einem zu allem entschlossenen Freihändler gegenüber.
Der silberhaarige Shangant Sibala verspürte Angst. Er gelangte immer mehr zu der Überzeugung,
daß es ein Fehler war, die Terraner festzuhalten und ihren Worten keinen Glauben zu schenken.
Einen panikerfüllten Augenblick lang sah der Shangant vor seinem inneren Auge Armaden und
schimmernde Schiffe vorüberziehen, die die unvorstellbare Entfernung zwischen Galaxis und Großer
Magellanscher Wolke gleich einem ungeheuren Heerzug ausfüllten und sich über die Welten der
Gurrads, der Shanganten und der Generäle ergossen.
Roumbakis knurrende Stimme riß Sibala aus seinen furchtsamen Gedanken.
»Sie haben sich endlich entschlossen, Ihr hartnäckiges Leugnen aufzugeben und uns den Standort
des verräterischen Senders mitzuteilen?«
»Wie kommen Sie darauf, mon général?«
Spöttisch blickte Roi Danton auf den breitschultrigen, untersetzten Roumbaki hinab.
»Dann waren Ihre Worte über den Sender nichts anderes als leeres Geschwätz?« fauchte Roumbaki.
Seine Hände hingen gefährlich dicht über den Kolben der beiden Strahlwaffen.
»Das nicht«, erwiderte der Freihändler freundlich. »Ich wollte Ihnen tatsächlich etwas
erzählen, das mit einem Sender in Zusammenhang steht.«
»Und das wäre?« bellte der Oberbefehlshaber der Magellanschen Guerillas.
Der Freihändler befeuchtete seine plötzlich trocken werdenden Lippen. Jetzt, dachte er
mit klopfendem Herzen, ist der Augenblick gekommen, da du beweisen kannst, ein echter
Freihändler zu sein. Jetzt geht es darum, mit möglichst vielen Worten diesem alten, mißtrauischen
Haudegen etwas einzureden, das gar nicht existiert – ein Vorgehen, das du bei deinen
Geschäftsreisen oft genug praktiziert hast.
»Nun?«
Roumbakis Stimme klang fordernd.
»Sie erinnern sich doch an die Funkgeräte, die Sie nach dem vergeblichen Ausbruchsversuch von
uns bei mir entdeckt haben, oder?«
Der Gurrad nickte.
»Nun!« Über Dantons markantes Gesicht huschte ein breites Lächeln. »Mit Hilfe eines dieser
Geräte ist es mir gelungen, während des Transportes – einen Notruf an die terranische Flotte
abzustrahlen. Ich habe den Befehl erteilt, sämtliche Gurrad-Planeten zu vernichten, falls Sie uns
nicht die Freiheit geben.«
Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille.
Dann begann Roumbaki brüllend zu lachen.
Verwundert sah Danton auf Ark Huron. Sein Blick schien zu fragen: Verstehen Sie das?
Der Markos-V-Kolonist tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe.
Diese Bewegung kam so abrupt, daß Roi Danton unwillkürlich lächeln mußte.
»Hören Sie, Sie ›König‹ der Terraner«, begann Roumbaki. »Ich weiß aus den Berichten meiner
Schiffskommandeure, daß sich etwa hundert fremde Raumschiffe in unserer Galaxis aufhalten.
Glauben Sie etwa, daß diese wenigen Schiffe für uns lebensbedrohend wären?«
Roumbaki blickte in Dantons starres Gesicht und wollte sich
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